SCM: Dänemark ist weltweit Spitzenreiter in Sachen Resilienz

Der Industriesachversicherer FM Global hat den FM Global Resilience Index 2021 veröffentlicht, der Länder und Regionen weltweit nach der Widerstandsfähigkeit ihres Geschäftsumfeldes einstuft.

Der Leuchtturm hält dem Sturm stand - ein Symbol für Resilienz. Europa stellt im FM Global Resilience Index 2021 seine Resilienz erneut unter Beweis. Unter den zehn Ländern mit den höchsten Index-Ratings sind neun europäische Staaten vertreten. (Foto: Eduardo/AdobeStock)
Der Leuchtturm hält dem Sturm stand - ein Symbol für Resilienz. Europa stellt im FM Global Resilience Index 2021 seine Resilienz erneut unter Beweis. Unter den zehn Ländern mit den höchsten Index-Ratings sind neun europäische Staaten vertreten. (Foto: Eduardo/AdobeStock)
Matthias Pieringer

Das Thema Resilienz hat 2020 laut FM Global aufgrund unterbrochener Lieferketten, politischer Spannungen und Klimarisiken für viele multinationale Unternehmen wesentlich an Bedeutung gewonnen. Einige Länder, unter anderem Dänemark, profitieren dem Industriesachversicherer zufolge von deutlich höherer Resilienz als andere. So ist Dänemark auch neuer Spitzenreiter des kürzlich veröffentlichten FM Global Resilience Index 2021, der Länder und Regionen weltweit nach der Widerstandsfähigkeit ihres Geschäftsumfeldes einstuft. Damit klettert das skandinavische Land vom dritten Platz erstmalig an die Spitze des Index und verdrängt Norwegen, das in den vergangenen Jahren den Index anführte, auf den zweiten Rang.

Deutschland auf viertem Rang

Unter den zehn Ländern mit den höchsten Index-Ratings sind erneut neun europäische Staaten vertreten. Deutschland nimmt weiterhin den vierten Platz ein, wohingegen die Schweiz von Platz 2 auf Platz 5 fällt. Österreich befindet sich unverändert auf dem achten Platz.

Der interaktive Index steht online zur Verfügung und basiert auf Daten für 130 Länder und Regionen. Der Industriesachversicherer FM Global möchte mit seinem Index ein ganzheitliches Bild zeichnen. Auf Grundlage von zwölf objektiven Faktoren der Bereiche „Wirtschaft“, „Risikoqualität“ und „Lieferkette“ wird die wirtschaftliche Resilienz der bewerteten Länder und Regionen eingestuft. Mithilfe dieser Daten können FM Global zufolge Führungskräfte geschäftliche Tätigkeiten aufbauen und multinationale Unternehmen auf Grundlage fundierter Entscheidungen hinsichtlich Standortwahl, Kooperationen und geografischer Märkte gezielt beurteilen und leiten.

„In den vergangenen Jahren setzten zahlreiche global tätige Unternehmen vorrangig auf Wirtschaftlichkeit, Tempo und kurzfristige Gewinne“, so Eric Jones, Vice President, Global Manager, Business Risk Consulting bei FM Global. „Das Ausnahmejahr 2020 führte der Welt vor Augen, dass es vielmehr auf Qualitäten wie Resilienz ankommt, um sich von Lockdowns, Demonstrationen und klimabedingten Geschäftsunterbrechungen zu erholen oder den Betrieb während dieser Zeit sogar fortzuführen. Tatsächlich hat sich der Faktor Resilienz schon immer auf den Gesamtwert eines Unternehmens ausgewirkt. Die Ereignisse des vergangenen Jahres betonen dies erneut in aller Deutlichkeit.“

Dänemarks Trümpfe

In der aktuellen Einstufung zeigt sich bei Spitzenreiter Dänemark aufgrund einer Verbesserung in den Bereichen „Produktivität“, „Risikoqualität Brandrisiken „und „Abhängigkeit von Erdöl“ (wodurch die Anfälligkeit für Ölschocks abgebildet wird) eine erhöhte Resilienz des Landes. Auch Luxemburg gehört mit Platz 3 zu den Ländern mit der höchsten Geschäftsresilienz. Damit zählen insgesamt neun Staaten Westeuropas zu den zehn führenden Ländern des diesjährigen FM Global Resilience Index. Allein die Zentralstaaten der USA bilden die Ausnahme, belegen wie im Vorjahr Platz 9 und schaffen es somit ebenfalls unter die zehn Länder und Regionen mit den höchsten Index-Platzierungen.

Ukraine im Aufschwung

Die Ukraine erreichte mit einem Aufstieg von Platz 84 auf Position 63 die größte Resilienzverbesserung in Bezug auf mehrere Faktoren, darunter „Produktivität“, „Abhängigkeit von Erdöl“, „Elementarrisiken“, „inhärente Cyberrisiken“ und „Korruptionskontrolle".

Größter Verlierer der diesjährigen Einstufung ist laut FM Global der Oman, der aufgrund einer Verschlechterung in den Bereichen „Produktivität“ und „Abhängigkeit von Erdöl“ von Platz 57 auf Rang 69 rutscht. „Hätte der Oman keine verbesserte Bewertung im Bereich Elementarrisiken erzielen können, die mit neuen prägnanten Daten in Bezug auf Erdbebenrisiken einherging, hätte das Land eine deutlichere Gesamtverschlechterung verzeichnen müssen“, teilte der Sachversicherer mit.

Iran bei den Schlusslichtern

Der Iran gehört erstmalig zu den drei letztplatzierten Ländern. Diese Einstufung wird durch die Abnahme der „Produktivität“ um 14 Plätze und eine Verschlechterung im Bereich „Politische Risiken“ um sieben Plätze bedingt. Auch Venezuela auf dem vorletzten und Haiti auf dem letzten Platz zählen zu den Schlusslichtern des Index.

Die Einstufung der Region China 1 (östlicher Teil des Landes) verringerte sich insgesamt um neun Plätze (von 68 auf 77). Dies steht in Verbindung mit einer Verschlechterung der Region um 19 Plätze aufgrund der gemessenen „Abhängigkeit von Erdöl“ und der um sechs Plätze gefallenen Bewertung des Faktors „Korruptionskontrolle“. Mit einer gesunkenen Platzierung um sechs Plätze nimmt die Region China 3 (Zentralchina und westlicher Teil) in diesem Jahr Platz 71 (zuvor Platz 65) ein. Diese Bewertung steht FM Global zufolge in Zusammenhang mit der um neun Positionen verschlechterten Einstufung in der Kategorie „Elementarrisiken“.

Beunruhigung aufgrund von Klimawandel-Risiken

Nach Erkenntnissen von FM Global zeigen sich multinationale Unternehmen verstärkt beunruhigt in Bezug auf Risiken, die durch den Klimawandel bedingt werden. So mussten sich zahlreiche Unternehmen weltweit den Auswirkungen von verheerenden Überschwemmungen, Waldbränden, Niederschlägen und Stürmen stellen.

„Elementarrisiken“ stellen hierbei eines von mehreren klimabezogenen Kriterien zur Bewertung der Resilienz im Rahmen des Index dar, das häufig durch das sehr greifbare Hochwasserrisiko geprägt wird. Die „Risikoqualität Elementarrisiken“ stellt diesbezüglich einen eng verbundenen Faktor dar. Dieses Element gibt Aufschluss darüber, wie effizient ein Land die Gefahren in Verbindung mit Elementarrisiken senken kann. Ein drittes Kriterium zur Bewertung von Klimarisiken ist die die „Urbanisierungsrate“. Je höher der Urbanisierungsgrad einer Region ist, umso gefährdeter sind Unternehmens- und Sachwerte während eines Klimaereignisses. Darüber hinaus gibt auch die „Qualität der Transport- und Versorgungsinfrastruktur“ wichtige Aufschlüsse über die Resilienz eines Landes hinsichtlich extremer Witterungsverhältnisse, so der Industriesachversicherer.

Strategische Entscheidungen und Klimarisiken

„Klimarisiken zählen zu den Anliegen, die Unternehmen dazu bewegen, bei strategischen Entscheidungen auf unseren Index zurückzugreifen“, erklärt FM Global-Experte Jones. „Ganz gleich, welche Aspekte ein Unternehmen in einem beliebigen Gebiet der Welt beschäftigen, Resilienz ist direkt mit dem Ziel verbunden, Umsätze, Marktanteile, Expansionsmöglichkeiten und den Gesamtwert eines Unternehmens zu sichern. Der Index kann bei der Verfolgung dieser Interessen ein wesentliches Tool darstellen.“

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