Schutz von Handelsschiffen: Fregatte zu geplantem Einsatz gegen Huthi-Angriffe gestartet
Die deutsche Fregatte „Hessen“ ist zu einem geplanten EU-Militäreinsatz im Roten Meer ausgelaufen, um dort die Handelsschifffahrt gegen Angriffe der militant-islamistischen Huthi-Miliz zu sichern. Das Kriegsschiff mit rund 240 Soldatinnen und Soldaten an Bord verließ am Donnerstag den größten Stützpunkt der deutschen Marine in Wilhelmshaven. Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack sagte in Berlin: „Das ist der ernsthafteste Einsatz einer deutschen Marineeinheit seit vielen Jahrzehnten.“ Er versicherte: „Es gibt keine Einheit in der deutschen Marine, die besser vorbereitet, besser ausgebildet und besser dafür ausgestattet ist.“
Die Fregatte „Hessen“ ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgerüstet. Das 143 Meter lange Schiff wurde speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Mit seinem Radar kann es nach Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten Nordsee überwachen. Die Flugabwehrraketen reichen demnach mehr als 160 Kilometer weit. An Bord sind neben der Stammbesatzung und zwei Hubschraubern auch weitere Einsatzkräfte, darunter ein Ärzteteam und ein Militärpfarrer. Mit der Verlegung des Kriegsschiffes will die Bundeswehr die Voraussetzungen für eine deutsche Beteiligung an dem EU-Einsatz zur Sicherung der Handelsschifffahrt schaffen. Ein Mandat des Bundestages steht noch aus - es wurde im Laufe des Februars erwartet.
Angesichts der Gefahren durch die Huthi meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa durch das Rote Meer und den Suezkanal. Dies hat mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Die USA und Großbritannien haben deswegen zuletzt Ziele der Huthi im Jemen angegriffen.
Der Kommandant der Fregatte, Fregattenkapitän Volker Kübsch, sagte einer Mitteilung der Marine zufolge: „Ein potenzieller Einsatz im Roten Meer wird für Schiff und Besatzung einen erneuten Härtetest darstellen.“ Der 44-Jährige sagte weiter: „Die Bedrohung dort ist nun nicht mehr abstrakt, sie ist ganz konkret und besteht aus einer Vielzahl an Waffen, die dort regelmäßig zum Einsatz gebracht wurden.“ Marine-Inspekteur Kaack sagte, die Besatzung der „Hessen“ gehe „mit professioneller Gelassenheit in diesen Einsatz“. Die Dauer des Einsatzes ist zunächst bis etwa Ende April ausgelegt.
Larisa als operatives Hauptquartier
Die EU-Staaten beschlossen unterdessen den geplanten Militäreinsatz im Roten Meer. Mit der Entscheidung werden unter anderem der Auftrag und der Sitz des Hauptquartiers für die Operation „Eunavfor Aspides“ festgelegt, wie die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten in Brüssel erfuhr. Aspides ist die Mehrzahl des griechischen Wortes „Schild“. Der formale Beschluss zum Start des Einsatzes soll bei einem Außenministertreffen am 19. Februar in Brüssel gefasst werden. Das operative Hauptquartier der Operation wird in der griechischen Stadt Larisa eingerichtet. Die Pläne für die EU-Mission sehen vor, mehrere europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum Schutz von Frachtschiffen zu entsenden.
Die Huthi-Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen, die eine Verbindung zu Israel haben sollen, ein Ende der israelischen Angriffe im Gazastreifen erzwingen. Auslöser des Gaza-Krieges war ein Massaker der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen in Israel am 7. Oktober.
In den letzten fünf Monaten des vergangenen Jahres war die Fregatte „Hessen“ nach Angaben von Vizeadmiral Kaack das Flaggschiff der sogenannten Nato-Speerspitze, der Joint Task Force Maritime. Damals habe die Fregatte bis zu zehn Schiffe geführt und auch Übungen mit scharfer Munition zur Drohnenabwehr gemacht. Angesichts eines möglichen „scharfen Waffengangs“ im Roten Meer sei der Marine klar gewesen, „dass wir nur eine besonders durchhaltefähige und gut ausgebildete Einheit“ in den Einsatz entsenden könnten, sagte Kaack. Man erwarte ein Mandat des Bundestages für den Einsatz Ende Februar - voraussichtlich für zunächst ein Jahr. Das Schiff werde sich dann bereits im Einsatzgebiet befinden.
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