Schienengüterverkehr: Modularer Güterwagen geht in Serie

Die Entwicklung von DB Cargo und VTG soll den Güterbahnverkehr flexibler und wirtschaftlicher machen.

Der modulare Güterwagen m² von DB Cargo und VTG geht in den Serienbetrieb. (Foto: Pablo Castagnola/DB AG)
Der modulare Güterwagen m² von DB Cargo und VTG geht in den Serienbetrieb. (Foto: Pablo Castagnola/DB AG)
Sandra Lehmann

DB Cargo und VTG haben in einer Forschungsgemeinschaft den modularen „m²-Wagen“ entwickelt und nun grünes Licht für die Serienreife erhalten. Das gab die Deutsche Bahn in einer Pressemeldung bekannt. Der Wagen soll den Schienengüterverkehr deutlich wirtschaftlicher und flexibler machen – und er habe das Potenzial, zum neuen Rückgrat der großen Wagenflotten in der Branche zu werden. Der neu entwickelte Güterwagen könne beliebig in Länge, Verwendungszweck und Aufbau für ganz unterschiedliche Ladungen schnell umgebaut und neu „konfiguriert“ werden.

Auf die Ladung angepasst

Bislang ist die Zulassung eines Wagens an eine bestimmte Ladungsart gebunden und lässt sich nachträglich nicht ändern. Mit den neu entwickelten m²-Wagen entfalle diese Einschränkung. Die Wagen sind laut DB Cargo anpassbar auf unterschiedliche Güter. Möglich werde dies durch modularen Aufbau. Abnehmbare Behälter und Aufbauten könnten ebenso wie die Länge variieren. Beispielsweise könne ein Wagen für grobe Baumstämme durch das Baukastensystem bei Bedarf ebenso nässeempfindliche Zellstoffe und Papierrollen transportieren. Der Wagen für fabrikneue Stahlcoils aus dem Stahlwerk könne ebenso auch Schrott fahren und erlaube klimafreundliche und sehr wirtschaftliche Kreislaufverkehre.

Kurze Wechsel

Der Wechsel dauere je nach Einsatzszenario maximal einen Tag, teilweise sogar nur Minuten. Schon vor einiger Zeit gab die Agentur der Europäischen Union für Eisenbahnen (ERA) grünes Licht für das Vorhaben und erteilte DB Cargo die Zulassung für den einzelwagenfähigen Wagen. Seither treibt DB Cargo nach eigenen Aussagen die Markteinführung voran und wird bei Neu- und Ersatzanschaffungen auf das innovative Güterwagensystem setzen. Damit könnten langfristig auch Ressourcen im Wagenpark eingespart werden: Derzeit halte DB Cargo allein in Deutschland rund 63.000 Güterwagen vor.

„Die Zulassung eines Güterwagens als komplettes und flexibles System ist ein echter Meilenstein. Dabei profitieren vor allem unsere Kunden – und am Ende das Klima. Denn wir können so schneller und mehr Güter auf die Schiene setzen und unsere Züge besser auslasten. Die ersten Wagen fahren testweise im Kundeneinsatz – und wir freuen uns über das rundweg positive Echo “, sagt Pierre Timmermans, Vorstand Vertrieb bei DB Cargo.

Sven Wellbrock, Chief Operating Officer Europe & Chief Safety Officer der VTG AG sagt:

„Das Baukastensystem m² adressiert passgenau die individuellen Bedürfnisse der verladenden Wirtschaft. Gemeinsam mit der Digitalisierung eröffnet die Modularisierung im Schienengüterverkehr neue Welten und steigert die Verfügbarkeit der Flotte für die Kunden. So gewinnt die Schiene deutlich an Attraktivität dazu.“

Gefördert durch das Bundesprogramm „Zukunft Schienengüterverkehr“ führe DB Cargo derzeit sukzessive eine Vorserie von 50 Güterwagen für unterschiedliche Güterarten in den Markt ein. Dafür hat sich DB Cargo nach Eigenangaben Kunden und Kooperationspartner ins Boot geholt, die von Anfang an die Güterwagen der Zukunft mitgestalten und dabei die spezifischen Anforderungen ihrer Branchen im Blick haben. Wie der Schienenverkehrsdienstleister berichtet, werden die neuen Güterwagensysteme bereits in ersten Kundenverkehren eingesetzt.

Von zehn bis 22 Meter

Je nach Einsatzzweck können die Wagen mit einer Ladelänge zwischen rund zehn bis über 22 Meter Länge konfiguriert werden. Auch die Auswahl von Komponenten wie Drehgestelle, Radsätze oder Bremsen (Klotz- oder Scheibenbremsen) sei variabel. Damit lassen sich die Wagen je nach Kundenbedürfnissen anpassen, etwa nach Gewicht, Laufleistung oder Kosten, so DB Cargo.

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