Schienengüterverkehr: Doppelt so viel Verkehr bis 2035 möglich

Laut einer Studie könnten mit wenig Geld Flaschenhälse im Schienennetz beseitigt werden.

Einer aktuellen Studie zufolge könnte mit relativ geringen Infrastruktur-Investitionen der Güterverkehr auf der Schiene bis 2035 verdoppelt werden. (Foto: boedefeld1969/Fotolia)
Einer aktuellen Studie zufolge könnte mit relativ geringen Infrastruktur-Investitionen der Güterverkehr auf der Schiene bis 2035 verdoppelt werden. (Foto: boedefeld1969/Fotolia)
Sandra Lehmann

Mit überschaubarem finanziellen Aufwand ließe sich das deutsche Schienennetz bis 2035 für doppelt so viel Güterverkehr wie heute ertüchtigen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Kcw GmbH im Auftrag des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) und des Verbandes der Güterwagenhalter in Deutschland (VPI). In „Klima-Plus-Programm für mehr Güter auf der Schiene“ legen die Autoren zudem nahe, dass der Bund für eine umfassende Sanierung des Infrastrukturnetzes in den kommenden 15 Jahren nur rund 4,2 Milliarden Euro mehr investieren müsste als bisher vorgesehen.

17 Vorhaben angeregt

Die Studie geht vom aktuellen Bundesverkehrswegeplan aus und davon, dass zumindest die von Kcw priorisierten 17 Vorhaben auch tatsächlich umgesetzt werden. Darüber hinaus werden in der Studie 48 zusätzliche „Netzprojekte“ sowie vier „Europa-Projekte“ beschrieben, mit denen gezielt laut Autorenteam Flaschenhälse im Schienennetz beseitigt werden könnten.

„Tatsächlich neu gebaut werden müssten gerade einmal 15 Kilometer Strecke“, erklärte NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger anlässlich der Vorstellung der Studie Anfang Mai in Berlin.

Ohne neue Mammutprojekte und für im Schnitt 280 Millionen Euro mehr im Jahr könne der Bund eine substanzielle klimafreundliche Trendwende im Güterverkehr bewerkstelligen und sein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen, die Straßen vom Güterverkehr zu entlasten, so Westenberger weiter.

Die beiden Verbände plädieren dafür, dem auf Straße wie Schiene gleichzeitig stark wachsenden Güterverkehr mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

„Die Politik ist gefordert, jetzt zu handeln. Schon mit dem aktuellen Haushalt muss der Startschuss für den entsprechenden „Hochlauf“ der Mittel fallen“, betont Malte Lawrenz, Vorsitzender des VPI.

Die Schwerpunkte des Kcw-Ausbaukonzepts liegen auf der Elektrifizierung bestehender Strecken, zusätzlichen Gleisen neben bestehenden Strecken, kürzeren Signalabständen sowie Überhol- und Kreuzungsbahnhöfen – Maßnahmen, von denen laut der Beratung mittelbar auch Personenzüge profitieren würden. An Ausbaustrecken und einigen stärker als bisher genutzten Bestandsstrecken müsse trotz leiser werdender Züge zugleich der Lärmschutz erweitert werden. Wichtigste konzeptionelle Neuerung ist der Fokus auf die Ost-West-Verbindungen im südlichen Teil Deutschlands, um Schieneninfrastruktur in diesen Relationen zu stärken und damit vor allem grenzüberschreitende Verkehre von der Straße auf die Schiene zu verlagern, heißt es in der Studie.