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Retouren: Deutschland ist Europameister in Sachen Rücksendungen

Laut einer aktuellen Studie der Universität Bamberg wurde 2021 in Deutschland fast jedes vierte Paket zurückgesendet.

Dr. Björn Asdecker (re.) hat mit seiner Forschungsgruppe eine neue Erhebung zum Thema Retourenlogistik veröffentlicht. Er arbeitet am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik der Uni Bamberg, der von Prof. Dr. Eric Sucky (li.) geleitet wird. (Foto: Uni Bamberg)
Dr. Björn Asdecker (re.) hat mit seiner Forschungsgruppe eine neue Erhebung zum Thema Retourenlogistik veröffentlicht. Er arbeitet am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik der Uni Bamberg, der von Prof. Dr. Eric Sucky (li.) geleitet wird. (Foto: Uni Bamberg)
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Sandra Lehmann

Europaweit werden in Deutschland die meisten online bestellten Waren wieder an den Händler zurückgeschickt. Das geht aus einer aktuellen Erhebung des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik der Universität Bamberg hervor. Demnach ist die Retourenquote in der Bundesrepublik höher als bislang angenommen. Hierzulande wird der Studie zufolge fast jedes vierte Paket zurückgeschickt. Das sind den Autoren zufolge schätzungsweise fast 530 Millionen Retourensendungen, die rund 1,3 Milliarden Artikel enthielten. Befragt hatte das Institut dafür 411 Onlinehändler, die insgesamt einen Umsatz von 60 Milliarden Euro im Jahr erwirtschaften und für den Versand sowie den Rückversand von 1,25 Milliarden Paketen verantwortlich sind.

„Die europäische Datenerhebung ermöglicht zum ersten Mal einen internationalen Vergleich“, betont Dr. Björn Asdecker, Mitarbeiter am Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre der Uni Bamberg und Leiter Forschungsgruppe Retourenmanagement.

Für die hohe Retourenquote in Deutschland sieht Asdecker drei mögliche Ursachen:

  • Viele Deutsche bestellen Waren per Rechnung (28,8 Prozent), was zu höheren Retourenquoten führt (Rechnungsanteil in der restlichen EU: 9,9 Prozent).
  • Deutsche Onlinehändler gewähren sehr liberale Rücksenderegeln. Die Rückgabefrist beträgt in der Stichprobe im Schnitt 51,7 Tage (Frist in der restlichen EU: 28,1 Tage).
  • In Deutschland ist die Rücksendung in der Regel kostenlos, wie 88,7 Prozent der befragten Onlinehändler bestätigten (Kostenlose Rücksendungen in der restlichen EU: 52,4 Prozent).

Die Forschungsgruppe nahm bisher auch eine geringere Umweltwirkung der Retouren an (850 Gramm CO₂-Äquivalente pro Artikel). Nun gaben die befragten Unternehmen den Fußabdruck mit circa 1.500 Gramm CO₂-Äquivalenten (CO₂e) pro retourniertem Artikel an. In diesem Szenario wären durch Retouren im Jahr 2021 in Deutschland geschätzt 795.000 Tonnen CO₂e entstanden. Diese Menge entspricht 5,3 Milliarden Kilometern, die man mit dem Pkw zurücklegt, heißt es in der Studie. „Bemerkenswerter ist aber fast noch, dass über 80 Prozent der befragten Onlinehändler den ökologischen Fußabdruck gar nicht erfassen“, schildert Asdecker. Weitere 15 Prozent konnten oder wollten keine Angabe machen. Den CO₂-Fußabdruck der Retoure messen weniger als fünf Prozent.

Dagegen wurden die Retourenkosten pro Artikel, die in zahlreichen vergangenen Studien bisher im Bereich von zehn bis 15 Euro angegeben wurden, überschätzt. Laut der aktuellen Studie verursacht ein zurückgeschickter Artikel im Schnitt nur 2,85 Euro Transport- und Bearbeitungskosten. Dies liege einerseits daran, dass im Gesamtmarkt hauptsächlich Modeartikel retourniert werden, die sich kostengünstig bearbeiten lassen. Andererseits realisierten die führenden Händler mit vielen Rücksendungen extrem niedrige Kosten. Außerdem werden laut aktueller Studie im deutschen Onlinehandel nur 1,3 Prozent der retournierten Artikel direkt durch die Händler entsorgt.

„Der geringe relative Anteil darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in absoluten Zahlen 2021 trotzdem mehrere Millionen retournierte Artikel entsorgt wurden“, gibt Asdecker zu bedenken.

Darüber hinaus werde die Entsorgung durch Wiedervermarkter und durch Kunden bei einer Erstattung ohne Rücksendung nicht erfasst. Die Zahl gebe also nur einen Teil des Problems wieder. Die meisten zurückgeschickten Artikel (93,2 Prozent) wurden als neuwertig verkauft, so die Forschungsgruppe.

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