Recycling: Lüneburger Wissenschaftler arbeitet an Kreislaufmodell für Autoteile
(dpa) Der Wissenschaftler Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen am Institut für Nachhaltige Chemie (INSC) der Leuphana Universität Lüneburg, möchte nach eigenen Aussagen Lösungen für das Recycling von komplexen Kunststoffteilen aus der Automobilwirtschaft finden.
„Es ist so schwierig, weil wir häufig in einem Produkt Mischungen von mehreren Plastiksorten und dazu noch Zusatzstoffe haben“, erklärte der Chemiker gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In einem solchen Teil fänden sich mehrere Polymere und verschiedene Zusatzstoffe, die beim Recyceln getrennt werden müssten. Neben vielen Polymeren würden circa 10.000 verschiedene Additive verwendet, die etwa Plastik färbten, stabiler machten oder ein elektrisches Aufladen verhinderten.
Kümmerer habe sich der Aufgabe verschrieben, die Umwelt von chemischen und pharmazeutischen Stoffen zu entlasten. Er wolle Alternativen finden, die stabil genug für die Anwendung sind und am Ende ihres Lebens recycelt oder von der Umwelt schnell und vollständig abgebaut werden können. Für sein Wirken wurde er im Januar 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Bei jedem seiner Forschungsprojekte behält er stets den praktischen Nutzen für das Gemeinwohl und die Umwelt im Blick“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Hans-Josef Endres von der Leibniz Universität Hannover will Kümmerer ein Kreislaufwirtschaftsmodell für kunststoffbasierte Autoteile entwickeln. Die Volkswagenstiftung fördert das auf vier Jahre angelegte Vorhaben mit rund 1,3 Millionen Euro. Im Fokus stünden dabei komplexe Bauteile, für die es derzeit keine Recyclinglösung gibt. Dazu zählen etwa Unterboden, Motorraumkomponenten, Innenraumteile wie die Mittelarmlehnen und geschreddertes Material aus Abfallströmen. Gleichzeitig sucht das Team nach Ansätzen für ein künftiges „Design for Recycling“, das bereits bei der Herstellung von Produkten die Wiederverwertungsmöglichkeit berücksichtigt.
Forschung auch im Pharmabereich
Ausgezeichnet wurde Kümmerer auch mit dem Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie. Zu seiner Forschung gehören zwei Patente für Antibiotika, die in der Umwelt leichter abgebaut werden können als bisherige Wirkstoffe. Herkömmliche Antibiotika hinterließen Rückstände, die in Kläranlagen nie ganz neutralisiert werden könnten, sagt der Forscher. Eine industrielle Herstellung des abbaubaren Moleküls, das gleichzeitig im Menschen stabil genug für die Infektionsheilung ist, bleibt abzuwarten. Eine diesbezügliche Kooperation mit einem Partner habe sich zerschlagen.
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