Prognose: Logistikweise erwarten Wachstum – und Kostensteigerungen

Mit fast sechs Prozent nominalem beziehungsweise maximal drei Prozent realem Wachstum rechnet das Expertengremium 2022 für den Wirtschaftsbereich Logistik.

Das Expertengremium Gipfel der Logistikweisen umfasst 31 Mitglieder aus Wirtschaft und Wissenschaft. (Foto: Gipfel der Logistikweisen)
Das Expertengremium Gipfel der Logistikweisen umfasst 31 Mitglieder aus Wirtschaft und Wissenschaft. (Foto: Gipfel der Logistikweisen)
Therese Meitinger

Das Expertengremium „Gipfel der Logistikweisen“ hat am 20. Oktober im Rahmen des Deutschen Logistik-Kongresses seine Prognose für das Logistikjahr 2022 vorgestellt. Diese hatten die 31 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft – zusammen mit Handlungsempfehlungen an die Politik – am 17. September bei ihrem Herbst-Gipfeltreffen erarbeitet.

In ihrer Vorhersage sehen die Logistikweisen gleichermaßen Licht und Schatten: Mit fast sechs Prozent nominal beziehungsweise maximal drei Prozent real erfährt der Wirtschaftsbereich Logistik im Jahr 2022 aufgrund der Erholungen im Privatkonsum und bei Investitionen sowie dem Auflösen der Beschaffungsengpässe ungebrochen ein dynamisches Wachstum. Dieses ist gemäß der Prognose aber auch maßgeblich durch deutliche Kostensteigerungen geprägt. Neben höherer Nachfrage und mehr Servicebedarf müsse in 2022 mit deutlich höheren monetären Belastungen für die gleiche Leistung gerechnet werden.

Nur mit schnelleren Prozessen aller Akteure insbesondere seitens der öffentlichen Hand und höherer Wettbewerbsfähigkeit durch gesteigerte Kompetenz kann sich der Wirtschaftsbereich Logistik nach Ansicht der Experten gemeinsam und kooperativ zukunftssicher positionieren und den Weg zur Klimaneutralität beschreiten. Dafür seien Beschleunigung, Unterstützung und Planungssicherheit sowie Perspektivwechsel, Innovationen und Risikomanagement seitens der Wirtschaft notwendig.

E-Commerce prägt nicht nur B2C-Markt

Für das real erwartete Wachstum sieht das Gremium unterschiedliche Treiber: Die Logistik für Automobilindustrie und Industriegüter erfährt demnach eine größere Nachfrage, nachdem sich die Fesseln der Rohstoff- und Komponentenengpässe im Laufe des Jahres 2022 lösen werden. Hingegen profitiert in diesem Szenario die Logistik für Gebrauchsgüter durch das Nachholen insbesondere von Privatinvestitionen. Im Bereich der Konsumgüterlogistik hingegen führen dabei nicht zusätzliche Mengen, sondern die wachsenden Anforderungen durch die steigende Komplexität zu einer erhöhten Logistiknachfrage. E-Commerce prägt laut den Logistikweisen nicht nur den B2C-Markt, sondern die Leistungsansprüche hinsichtlich Schnelligkeit, Flexibilität und Kleinteiligkeit werden nun merklich auf den B2B-Markt übertragen. Industrie und Handel legen weiterhin Sicherheitsbestände an.

Die Logistikweisen benennen ebenfalls mehrere erwartete Treiber für das nominale Wachstum: Es ist dem Gremium zufolge geprägt von Kostensteigerungen durch Engpässe bei Transportkapazitäten, Fachkräftemangel und hohe Baukosten. Der Weg zur Klimaneutralität wird laut der Prognose im Segment der Konsumgüter deutlich schneller beschritten, die anderen Segmente folgen aufgrund der Planungsunsicherheit hinsichtlich der „richtigen“ Technologien etwas verzögert. Die IT-Ausgaben werden weiter mit hoher Rate steigen, um die Digitalisierung voranzubringen.

Die Wachstumstreiber des BIP sind nach Ansicht der Logistikweisen die Branchen, die in der Coronakrise Einbrüche erlebt haben. Die Logistik sei nach den aktuellen Informationen davon weniger betroffen gewesen, weswegen die Prognose für 2022 real ebenso relativ gesehen gering erscheint, heißt es.  

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