Politik: EU will Resilienz von Pharma-Lieferketten stärken

Zusammen mit Pharma-Akteuren will die EU die Produktionskapazitäten für kritische Wirkstoffe, Rohstoffe und Arzneimittel in der EU ausbauen.

Versorgungsengpässe in Pharma-Lieferketten soll ein strukturierter Dialog von EU und Pharma-Akteuren vermeiden helfen. (Foto: Dimasobko / Fotolia)
Versorgungsengpässe in Pharma-Lieferketten soll ein strukturierter Dialog von EU und Pharma-Akteuren vermeiden helfen. (Foto: Dimasobko / Fotolia)
Therese Meitinger

Die Europäische Kommission hat am 26. Februar einen sogenannten strukturierten Dialog mit den Akteuren der pharmazeutischen Versorgungskette eingeleitet, um die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten zu stärken und die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln zu gewährleisten. Alle Akteure in der Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung, Behörden, Forschungseinrichtungen, Angehörige der Gesundheitsberufe und Patientenorganisationen soll einer Pressemitteilung vom 26. Februar zufolge daran teilnehmen. Die Initiative soll nach dem Willen der EU-Kommission insbesondere dazu beitragen, die Produktionskapazitäten für kritische Wirkstoffe, Rohstoffe und Arzneimittel in der EU auszubauen, um angesichts der Erfahrungen mit COVID-19 besser auf künftige Gesundheitspandemien vorbereitet zu sein.

An dem Gründungstreffen nahmen nach EU-Angaben Vizepräsident Margaritis Schinas, Kommissarin Stella Kyriakides und Kommissar Thierry Breton, hochrangige Vertreter der EU-Mitgliedstaaten und sowie der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Patienten und Vertreter der Gesundheitsberufe sowie der Forschung teil. Als teilnehmende Pharmaunternehmen listet das Sitzungsprotokoll unter anderem Merck, Fresenius Kabi, Astra Zeneca, Novo Nordisk, Sandoz, Sanofi und Pfizer. Gesundheitsministerin Marta Temido vertrat demnach die portugiesische Präsidentschaft und die Europaabgeordneten Dolores Montserrat und Nathalie Colin-Oesterlé das Europäische Parlament.

Wissenslücken schließen, konkrete Maßnahmen ableiten

Die Initiative zum strukturierten Dialog ist der Pressemitteilung zufolge ein zweistufiger Prozess, der von der Europäischen Kommission gesteuert wird: Das Hauptziel von Phase 1 sei es, die Wissenslücken zu schließen, indem ein besseres Verständnis für die Funktionsweise der globalen pharmazeutischen Lieferketten gewonnen werde und die genauen Ursachen und Triebkräfte verschiedener potenzieller Schwachstellen identifiziert würden, heißt es. Aufbauend auf den in Phase 1 gesammelten Erkenntnissen soll Phase 2 zu konkreten Maßnahmen führen, die die identifizierten Probleme angehen sollen.

Die Initiative zum strukturierten Dialog soll der EU zufolge bis Ende 2021 Ergebnisse liefern und alle wichtigen Schritte der Arzneimittelherstellung in der EU und weltweit abdecken. Alle potenziellen Maßnahmen würden auch den EU-Wettbewerbsregeln und den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) entsprechen, kündigte die Kommission an.

Die Initiative könnte auch einen Beitrag zur Einrichtung der neuen Europäischen Behörde für die Vorbereitung auf gesundheitliche Notfälle und die Reaktion darauf (HERA) leisten, argumentiert die EU.

Die Aufnahme des Dialogs geht auf eine Aufforderung des Europäischen Rates zurück, die strategische Autonomie der EU im Bereich der pharmazeutischen Produkte zu stärken, da die Covid-19-Krise Bedenken hinsichtlich möglicher Engpässe bei bestimmten Arzneimitteln und einer möglichen Abhängigkeit der EU von Arzneimittelimporten aus Drittländern aufkommen ließ.

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