Open Source für die Logistik: Silicon Economy startet in die zweite Phase

Das Forschungsprojekt Silicon Economy geht mit einer Förderung von rund zehn Millionen Euro in die zweite Phase. Während in der ersten Forschungsphase zahlreiche Soft- und Hardwarekomponenten entwickelt wurden, rückt nun die Anwendung in den Fokus.

Im Konsortium Silicon Economy forscht das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik ISST und verschiedenen Lehrstühlen der Technischen Universität Dortmund seit Mai 2023 an neuen Themen für Open-Source-Logistik und stellt alle Ergebnisse frei zur Nutzung bereit. (Foto: Fraunhofer IML)
Im Konsortium Silicon Economy forscht das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik ISST und verschiedenen Lehrstühlen der Technischen Universität Dortmund seit Mai 2023 an neuen Themen für Open-Source-Logistik und stellt alle Ergebnisse frei zur Nutzung bereit. (Foto: Fraunhofer IML)
Matthias Pieringer
(erschienen bei LOGISTRA von Tobias Schweikl)

Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) unterstützte Open-Source-Projekt „Silicon Economy“ hat seine zweite Förderphase mit einem Budget von rund zehn Millionen Euro gestartet. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML vom 24. Mai hervor. Das Großforschungsprojekt, das von einem Konsortium geleitet wird, zu dem das Fraunhofer IML, das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik ISST und verschiedene Lehrstühle der Technischen Universität Dortmund gehören, konzentriert sich nun auf die praktische Anwendung des entwickelten Open-Source-Betriebssystems der Logistik.

„Das Forschungsprojekt Silicon Economy hat in den vergangenen drei Jahren eindrucksvoll gezeigt, welche Potenziale konkrete Anwendungen wie Open-SourceEntwicklungen und Technologien wie Künstliche Intelligenz für eine effiziente und nachhaltige digitale Logistik haben. Diese können nun Industrieunternehmen und KMU im Pilotbetrieb testen. Eine Open-Source-basierte Plattformentwicklung für Frachtbeförderungsinformationen und eine digitale Anbindung von Behörden für den Kontrollfall soll die Effizienz und Digitalisierung des Güterverkehrs weiter voranbringen. Für die Logistikdaten werden neue Nutzungen ermöglicht und eine Plattform für Wirtschaftsakteure geschaffen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die deutsche Logistikbranche weiterhin fest in der Weltspitze zu verankern", so Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr.

Praxisorientierte Forschung

Die Forschung an neuen Open-Source-Logistikthemen begann im Mai 2020, wobei die Ergebnisse für die öffentliche Nutzung zur Verfügung gestellt werden. In der ersten Forschungsphase wurden bereits verschiedene Software- und Hardwarekomponenten entwickelt. Nun werden diese in Unternehmen getestet, um logistische Prozesse zu digitalisieren. Die Entwicklung und Vernetzung spezifischer Komponenten, einschließlich elektronischer Frachtbeförderungsinformationen, digitaler Zwillinge für die Logistik und Plattformen für intelligente Logistikprozesse, ist ein wesentlicher Aspekt dieser Phase.

Bis zum Ende des Projekts im Dezember 2024 werden bestehende Open-Source-Komponenten weiterentwickelt und neue hinzugefügt. Dabei werden die Forscher eine Referenzimplementierung einer Plattform und eines sogenannten Gateways entwickeln, die als Schnittstelle zu den Behörden für die Umsetzung der Verordnung zu elektronischen Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) dienen. Diese Implementierung wird Unternehmen ermöglichen, Transportinformationen nicht nur an andere Unternehmen in der Lieferkette, sondern auch digital an Behörden zu übermitteln.

Prof. Dr. Dr. h.c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, betont: „In der Silicon Economy laufen wir gemeinsam mit großen Schritten auf ein Linux für die Logistik zu. Mit der Open Logistics Foundation haben wir eine Umgebung geschaffen, die Schnittstellen und Basisprozesse vereint und allen anwendbar und offen zur Verfügung stellt. Nun geht es vor allem darum, Open Source Communities und Entwicklergemeinschaften aufzubauen und gemeinsam Basisdienste und Standards zu schaffen. Die Zeit der Alleingänge ist vorbei – wir werden die Potenziale von KI, Digitalem Kontinuum und Silicon Economy nur mit einer gemeinsamen, offenen Basis heben können.“

Umfassende Unterstützung und fortlaufende Veröffentlichungen

Das Großforschungsprojekt „Silicon Economy“ startete im Mai 2020. Die erste, drei Jahre dauernde Förderphase wurde vom BMDV mit etwa 25 Millionen Euro unterstützt. Ab Mai 2023 begann die zweite Förderphase, die bis Ende 2024 andauert und mit weiteren zehn Millionen Euro gefördert wird.

Seit April 2022 werden regelmäßig neue Open-Source-Komponenten veröffentlicht, die von allen Interessierten frei genutzt werden können. Dazu gehören Dienste zur Erzeugung, Speicherung und Weitergabe von digitalen Frachtbriefen (e-CMR), Lösungen zur Integration von IoT-Geräten, zur Aufbereitung von Daten für andere Dienste, zur Digitalisierung von Einfuhrprozessen in der Luftfracht-Frischelogistik und eine Softwarebibliothek namens „IDS Integration Toolbox“, die die Integration von Komponenten für die International Data Spaces (IDS) in IT-Systeme erleichtert.