Nachhaltigkeit: Lufthansa Cargo setzt auf „Haihaut“ und SAF

Die Fracht-Airline hat sein Nachhaltigkeitsupdate für 2022 vorgestellt. CO2-Neutralität soll künftig vor allem über fünf Handlungsfeldern erreicht werden.

Bis 2050 will die Lufthansa Group eine neutrale CO2-Bilanz aufweisen können. (Foto: Lufthansa Cargo)
Bis 2050 will die Lufthansa Group eine neutrale CO2-Bilanz aufweisen können. (Foto: Lufthansa Cargo)
Therese Meitinger

Auf einer „Sustainability Confercence“ hat Lufthansa Cargo am 14. Juli am Frankfurter Flughafen bisherige Maßnahmen und Projekte in Sachen CO2-Neutralität präsentiert. Als Keynote Speaker waren neben Dorothea von Boxberg (CEO der Lufthansa Cargo), Dr. Sabine Mauderer (Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank), Marc Buckley (Environmentalist, Ecological Economist, UN Advocate and Advisor) sowie Matthias Kopp (Director Sustainable Finance, WWF Germany) geladen, wie das Unternehmen mitteilte.

Lufthansa Cargo will als Teil der Lufthansa Group auf ein messbares unternehmerisches Nachhaltigkeitsengagement auf Basis von Science Based Targets (wissenschaftsbasierte Reduktionsziele von Treibhausgasemissionen) setzen: Bis 2030 wird für die Lufthansa Group eine Halbierung der Netto-CO₂-Emissionen im Vergleich zu 2019 sowie eine neutrale CO₂-Bilanz bis 2050 angestrebt.

Eigenes Emissionsziel für Frachtfluglinie  

Mit dem Ziel diese Netto-Ziele weiter zu konkretisieren und das Zielsystem um reine Reduktionsziele zu erweitern, hat sich die Lufthansa Group 2021 der sogenannten „Science Based Target Initiative“ (SBTi) angeschlossen, um ihren CO₂-Reduktionspfad mit dem Pariser Klimaabkommen der Vereinten Nationen in Einklang zu bringen. Auf Basis wissenschaftlicher Berechnungen werden nach Unternehmensangaben CO₂-Emissionen mit Hilfe von Flottenerneuerung und -optimierung, verbesserter operativer Effizienz sowie dem Einsatz von nachhaltigen Flugkraftstoffen kontinuierlich reduziert. Die offizielle Validierung dieser Ziele stehe unmittelbar bevor, heißt es. Für Frachter werde es ein spezielles Sub-Ziel geben.

Die „Science Based Targets Initiative“ akzeptiert nur Emissionsreduzierungen, die auf eine Minderung des Treibstoffverbrauchs zurückgehen, zum Beispiel durch moderne neue Flugzeuge, betriebliche und luftrauminfrastrukturelle Maßnahmen sowie die Substitution von fossilem Kraftstoff durch Sustainable Aviation Fuel. 

 Dorothea von Boxberg, Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Cargo:

„In den vergangenen 25 Jahren konnten wir unseren CO₂-Fußabdruck pro Tonnenkilometer bereits um 52 Prozent reduzieren. Doch das reicht noch nicht. Darum setzen wir uns auch für die Zukunft ehrgeizige Ziele. Mit der ‚Science Based Targets Initiative‘ haben wir eine glaubwürdige, wissenschaftliche Grundlage dafür gefunden.“

Für Lufthansa Cargo stehen bei dem Bemühen um vollständige CO₂-Neutralität nach eigenen Angaben vor allem fünf Handlungsfelder im Fokus: die kontinuierliche Flottenmodernisierung, die effizientere Nutzung von Kraftstoffen, die Umstellung auf nachhaltigere Flugtreibstoffe (SAF), CO₂-Kompensationsprojekte in anderen Sektoren sowie die Reduktion der Emissionen am Boden.  

Flottenmodernisierung. Lufthansa Cargo investiert Eigenangaben zufolge massiv in die kontinuierliche Flottenmodernisierung. Seit Oktober 2021 hat das Unternehmen seine Flotte komplett auf „Boeing 777F“-Frachter umgestellt. Bis 2030 will Lufthansa Cargo zudem bis zu zehn weitere Boeing Frachter erhalten, darunter sieben Frachter des Typs 777-8F, die kommende Frachtergeneration Boeings. Mit den Boeing 777-8F-Frachtern sollen die CO₂-Emissionen nochmals signifikant gesenkt werden. 

Kraftstoffeffizienz. Damit der herkömmliche Flugkraftstoff möglichst effizient genutzt und dadurch die benötigte Gesamtmenge reduziert wird, nutzt Lufthansa Cargo nach Firmenangaben verschiedene Maßnahmen. So will Lufthansa Cargo ab 2022 sukzessive alle Frachter mit der „Sharkskin“-Technologie ausstatten. Die „AeroSHARK“-Beschichtung, die einer Haifischhaut nachempfunden ist, verringere den Reibungswiderstand des Flugzeugs in der Luft um mehr als ein Prozent und reduziere dadurch den Treibstoffverbrauch, heißt es. In der Lufthansa-Cargo- Flotte können so jährlich rund 3.700 Tonnen Kerosin oder fast 13.000 Tonnen CO₂-Emissionen engespart werden. Zudem kommen seit 2020 im Flugbetrieb ausschließlich Leichtgewicht-Container zum Einsatz, so das Unternehmen.

Nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels). Lufthansa Cargo sieht sich als Vorreiter beim Einsatz von SAF in der Luftfrachtbranche. Mehr als ein Prozent des Treibstoffbedarfs bei Lufthansa Cargo im Jahr 2021 sei bereits durch Sustainable Aviation Fuels abgedeckt worden, gibt die Frachtfluglinie an. Das Luftfrachtunternehmen bietet außerdem eine regelmäßige Vollcharterfrachtverbindung weltweit an, die zu 100 Prozent mit SAF gedeckt ist. Seit Oktober 2021 gehört Lufthansa Cargo außerdem zu den ersten Kunden der weltweit ersten Power-to-Liquid-Kraftstoffanlage im niedersächsischen Emsland. Gemeinsam Kühne+Nagel hat sich Lufthansa Cargo verpflichtet, in den nächsten fünf Jahren jährlich mindestens 20 Tonnen (= 25.000 Liter) des synthetischen, CO₂-neutralen Rohöls abzunehmen.