Nachhaltigkeit: Fazit zum Projektabschluss

Nextrust erzielt einen Durchbruch bei Transportkooperationen.

Nachhaltige Transportkooperationen von Nextrust machen nach Angaben von GS1 eine CO2-Reduktion von bis zu 70 Prozent möglich. (Symbolbild: Malp/ Fotolia)
Nachhaltige Transportkooperationen von Nextrust machen nach Angaben von GS1 eine CO2-Reduktion von bis zu 70 Prozent möglich. (Symbolbild: Malp/ Fotolia)

Das Ziel des Projekts Nextrust ist die Erhöhung der Effizienz und Nachhaltigkeit in der Logistik durch die Entwicklung eines flexiblen, innovativen Businessmodels, mit vernetzten, verlässlichen Kooperationsnetzwerken entlang der gesamten Lieferkette. Dank des EU-Förderprogramms "Horizont 2020" haben nun GS1 Germany zufolge mehr als 30 Projektpartner Zeit und Ressourcen aufwenden können, um das Geschäftsmodell zu validieren. Verlader, Händler und Frachtführer sollen durch eine Erhöhung der Auslastungsraten sowie eine Reduzierung von Leerfahrten helfen, Treibhausgasemissionen zu verringern. Innerhalb der 42-monatigen Projektdauer nahmen mehr als 90 Akteure aus der Wirtschaft an über 40 Pilotanwendungen teil. Rund 40 Verlader, Hersteller, Händler und 50 Transportunternehmen arbeiteten aktiv an der Entwicklung von Szenarien zur Bündelung des Frachtvolumens. Leerfahrten sollten reduziert und Lasten von der Straße auf umweltfreundliche Transportmittel wie intermodalen Schienen- und Binnenschiffsverkehr verlagert werden, so GS1.

Berechnung der Nachhaltigkeit

Um die allgemeine Marktakzeptanz von Richtlinien zur Berechnung der Nachhaltigkeit in Kooperationen zu erhöhen, verwendete Nextrust erstmal eine neue Methode. Nach den Richtlinien des Global Logistics Emission Council (GLEC) berechnete die Freie Universität von Amsterdam (Vrije Universiteit Amsterdam, VU Amsterdam) die Einsparungen der Treibhausgasemissionen der Nextrust-Pilotprojekte unter realen Bedingungen, so GS1.

Alle Partner im Einklang miteinander

„Mit Nextrust haben wir ein breites Spektrum an Pilotanwendungen abgedeckt. Stückgut- und Ganzladungsverkehre sowie die Optimierung des kombinierten Verkehrs waren ebenso im Fokus wie die Letzte-Meile-Logistik für E-Commerce-Sendungen. Daher ist es sehr wichtig, alle Partner in Einklang miteinander zu bringen, das Netzwerk aufzubauen und gemeinsam Chancen zu erkennen“, sagte Bernd Weisweiler, Leiter des Projektmanagements des Nextrust-Projektkoordinator TX Logistik AG.

„Trusted“ Transportnetzwerke

Das Modell basiert auf kartellrechtskonformen Kollaborationsnetzwerken, die auf dem Nextrust-Protokoll aufbauen. Es sollen so „trusted“ Transportnetzwerke mit gleichberechtigten Partnern oder möglicherweise Wettbewerbern entstehen.

Vertrauenswürdige Kooperationspartner

Die wichtigste Innovation des neuen Geschäftsmodells ist laut GS1 die neue „Trustee-Funktion“. Sie gewährleistet demnach die Einhaltung des wettbewerbsrechts inklusive der Berücksichtigung von unternehmensinternen Compliance-Regeln. Es war laut Mitteilung besonders wichtig, den Austausch von nicht kommerziell sensiblen Informationen zwischen vertrauenswürdigen Kooperationspartnern zu ermöglichen.

„In jeder unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit muss sichergestellt werden, dass ein gesetzeskonformes Handeln insbesondere unter Berücksichtigung des Kartellrechts einwandfrei möglich ist. Zusammen mit den Nextrust-Partnern haben wir als multidisziplinäre Anwaltskanzlei ein Kollaborationsmodell etabliert, das für alle Beteiligten rechtssicher und gleichzeitig wirtschaftlich praktikabel ist“, so Jikke Biermasz von Kneppelhout & Korthals Lawyers.

Bestehendes Konzept

Bereits seit über einem Jahrzehnt besteht das Konzept für solche Kollaborationen, so Mike Bogen von Giventis International, Betreuer meherer Trustee-Pilotprojekte. Die 40 Pilotprojekte können in die vier Kategorien Bündelng von Teilladungen zur Vollauslastung, Optimierung von Transportströmen, Verlagerung von der Straße auf intermodalen Transport und „Letzte Meile“ eingeteilt werden und zeigen erste Erfolge:

„Jetzt konnten wir feststellen, dass Kollaboration in großem Maßstab und europaweit einen enorm positiven Beitrag leisten kann und diese Form der Zusammenarbeit in der Transportbranche zum Standard werden sollte. Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht, denn aus den Piloten sind konkrete Geschäftsansätze entstanden, die nach Projektende weitergeführt werden“, so Bogen.

Bündelung von Teilladungen

In der Kategorie „Less than full Truck Load“ (LTL) hat eine neue Multi-Supplier/ Multi-Retailer-Plattform laut GS1 positive Resultate erzielt. Eine Schlüsselkomponente dieses Projekts war der Mitteilung zufolge ein kooperierendes 3PL-Lager, das als Konsolidierungszentrum für die Teilnehmer fungierte. Jeder Lieferant hielt einen bestimmten Lagerbestand vor, den die Einzelhändler prüfen konnten. Dann konnten sie einen vollen Lkw mit einem Mix von Produkten verschiedener Anbieter auf der Plattform bestellen. Der neue Ansatz des Projekts war laut GS1, die Neutralität gegenüber den unterschiedlichen Partnern. So entstanden nach Angaben von GS1 16,6 Prozent weniger Treibhausgasemissionen und die Anzahl voller Lkw-Ladungen wurde von 48 auf 91 Prozent gesteigert.

Optimierung von Transportströmen

Während der Projektlaufzeit von 2016 bis 2018 trugen mehrere Transportunternehmen dazu bei, ein neues und effizientes Netzwerk für eine Zusammenarbeit zu schaffen. Auf der Basis des „Trustee-Models“ richteten Verlader wie Unilever oder Panasonic mehrere Pilotverkehre ein. Es wurden jährlich 210.000 Lkw-Sendungen ausgeschrieben. So konnte der Aufbau von 1.045 Frachtstrecken in ganz Europa umgesetzt werden und insgesamt, so GS1, konnten 3,7 Millionen Fahrzeugkilometer vermieden werden. Das führte, nach Angaben von GS1, zu einer Einsparung von 3,4 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen.

Steigende Nachfrage durch E-Commerce

Auch in der Kategorie „Letzte Meile“ konnte Nextrust Erfolge erzielen. Laut GS1 leitete die Fiege Logistik Stiftung & Co. KG ein Pilotprojekt, das auf die Nutzung von firmeneigenen Fahrzeugen außerhalb der Hauptzustellzeiten abzielte. Der Mitteilung zufolge baute Fiege hierfür ein Crowdsourcing-Netzwerk von Fahrzeugen und Fahrern über eine IT-Plattform inklusive App auf.