Nachhaltigkeit: ESG-Investitionen rentieren sich schnell

Ein Bericht von Infosys gibt Empfehlungen, wie Unternehmen ESG-Maßnahmen gewinnbringend in ihre Unternehmensstrategie integrieren können.

Wenn Unternehmen Herzblut und finanzielle Mittel in ESG-Maßnahmen investieren, ist der Return on Investment Infosys zufolge schnell erreicht. (Symbolbild: Blacksalmon / AdobeStock)
Wenn Unternehmen Herzblut und finanzielle Mittel in ESG-Maßnahmen investieren, ist der Return on Investment Infosys zufolge schnell erreicht. (Symbolbild: Blacksalmon / AdobeStock)
Therese Meitinger

Erhöhte ESG-Investitionen korrelieren mit höheren Unternehmensgewinnen, so eine neue Studie des Infosys Knowledge Institute, des Forschungsarms des indischen IT-Anbieters Infosys. Der im Dezember veröffentlichte Bericht empfiehlt Maßnahmen, die Organisationen nach Ansicht des Anbieters nun ergreifen sollten, um ESG-Ziele zu erreichen und finanzielle Erträge durch Nachhaltigkeitsinitiativen zu erzielen.

Für den Bericht „ESG Redefined: From Compliance to Value Creation“ führte Infosys laut einer Pressemitteilung vom 9. Dezember eine anonyme Online-Umfrage unter 2.500 Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den nordischen Ländern, Australien, Neuseeland, China und Indien durch. Um zusätzliche, qualitative Erkenntnisse zu gewinnen, wurden nach Unternehmensangaben Fachexperten und Führungskräfte aus der Wirtschaft befragt.

Investitionen bleiben oft aus

In der Umfrage gaben laut Infosys 90 Prozent der Führungskräfte an, dass ihre ESG-Ausgaben zu moderaten oder signifikanten finanziellen Erträgen führten. Die Mehrheit der Befragten (66 Prozent) konnten demnach ESG-Renditen innerhalb von drei Jahren realisieren. Der Bericht räumt ein, dass trotz des eindeutigen Zusammenhangs zwischen ESG und Gewinnwachstum die Budgets in der derzeitigen Wirtschaftslage wahrscheinlich ein Hindernis darstellen. Dies sei besorgniserregend, da die Unternehmen sowohl höhere finanzielle Mittel als auch Änderungen am Betriebsmodell benötigen, um ihre ESG-Ziele zu erreichen und ein nachhaltiges Gewinnwachstum zu erzielen, heißt es.

Mohit Joshi, Präsident von Infosys, erklärt:

„Obwohl 90 Prozent der Befragten in unserer Studie sagen, dass ESG eine Rendite bringt, wenden viele Unternehmen diese Strategie jedoch nicht hinsichtlich ESG an, wie sie es in anderen Bereichen tun. Organisationen müssen ihre Sichtweise dahingehend ändern, dass sie ESG als wertschöpfend anerkennen, um die finanziellen Vorteile von ESG-Investitionen zu nutzen und eine maximale Wirkung bei der Schaffung einer besseren, nachhaltigeren Welt zu erzielen.“

Indem sie ihre Strategie anpassen und letztlich umsetzen, seien Firmen in der Lage, ihre ESG-Initiativen schneller auszurollen und so einen größeren Nutzen zu erzielen, so der Anbieters. Das Infosys Knowledge Institute kam auf Basis seiner Studie zu einer Reihe von Empfehlungen für Unternehmen:

  • ESG ist ein Gewinnbringer. Der Bericht ergab, dass eine Steigerung der ESG-Ausgaben um zehn Prozent mit einem höheren Gewinn von einem Prozentpunkt korreliert. Ein Unternehmen, das derzeit fünf Prozent seines Budgets für ESG ausgibt, kann demnach mit einer Gewinnsteigerung von einem Prozentpunkt rechnen, wenn es sein Betriebs- oder Kapitalbudget anpasst, um den Anteil der ESG-Ausgaben auf 15 Prozent zu erhöhen.
  • Das Übersehen der „S“ und „G“ in ESG verringert die Rentabilität. Viele Unternehmen konzentrieren sich Infosys zufolge bei ihren ESG-Bemühungen auf den Umweltbereich und verpflichten sich zu Kohlenstoffneutralität, Netto-Null und Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Ergebnisse durch soziale und Governance-Initiativen. Forschungsdaten zeigen der Anbieter zufolge, dass soziale Initiativen wie die Vielfalt im Vorstand mit einer verbesserten Rentabilität korrelieren.
  • Eine ESG-Führungsstrategie korreliert mit einem Anstieg des Gewinn- und Umsatzwachstums um zwei Prozentpunkte, so die Umfrage. Unternehmen schneiden demnach finanziell besser ab, wenn sie die folgenden Führungskräfte vorweisen können: einen Chief Diversity Officer (CDO), einen Chief Sustainability Officer (CSO). Ein ESG-Ausschuss im Vorstand und ein CSO, der Kapitalausgaben für ESG-Initiativen freigibt, runden die Entscheider ab. Allerdings gibt nur etwa ein Viertel (27 Prozent) der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen alle vier Führungskräfte vorhanden sind. Die Analyse der Umfragedaten ergab auch, dass die C-Suite und die obersten Führungsetagen, die am meisten vernachlässigten Bereiche für ESG-Veränderungen sind. Nur 19 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen die Vergütung der Führungskräfte an ESG-Ziele bindet. Bei 30 Prozent liegt die Verantwortung für ESG überhaupt bei der Führungsebene.
  • Transparenz in der Lieferkette ist wichtig. Die Untersuchung von Infosys ergab, dass fast alle Unternehmen daran interessiert sind, ihre ESG-Ziele mit ihrer Lieferkette in Einklang zu bringen, zumal immer öfter erwartet wird, dass sie über ihre Scope-3-Treibhausgasemissionen Rechenschaft ablegen. Allerdings teilt weniger als ein Drittel die ESG-Erwartungen oder -Anforderungen mit ihren Lieferanten. Nur 16 Prozent gaben an, dass sie Verträge auf der Grundlage von ESG-Daten der Beteiligten in der Lieferkette neu verhandeln – nach Ansicht von Infosys ein deutlicher Hinweis darauf, dass mehr Führungsstärke in der Lieferkette und Anreize zur Weitergabe von ESG-Daten erforderlich sind, sei es, um neue Vertragsanforderungen zu erfüllen oder um sich für andere in der Lieferkette attraktiver zu machen.