Nach Insolvenz von Picavi: Teamviewer übernimmt Filetstücke der Konkursmasse

Auch zahlreiche ehemalige Mitarbeiter des Pick-by-Vision-Spezialisten steigen nun bei Teamviewer ein.

Jan Junker, Executive Vice President Sales EMEA bei Teamviewer. (Bild: Teamviewer)
Jan Junker, Executive Vice President Sales EMEA bei Teamviewer. (Bild: Teamviewer)
Therese Meitinger

Im Mai sah sich der Erkrather Pick-by-Vision-Anbieter Picavi gezwungen, Insolvenz anzumelden. Das 2013 gegründete Start-up war vor allem für seine Datenbrillen-gestützte Softwarelösung bekannt und hatte 2021 einen Verlust von 1,5 Millionen Euro ausgewiesen. Nun hat der Fernwartungsspezialist Teamviewer sich einige Technologien aus der Konkursmasse gesichert, wie das Göppinger Unternehmen gegenüber LOGISTIK HEUTE verriet. Zu den erworbenen Teilen gehört unter anderem der Produktcode, Teile der Hardware wie etwa Wearables und Zubehör sowie einige Aktiva aus dem Marketing, zum Beispiel die Social-Media-Channels.

„Damit verstärken wir unsere Präsenz im Bereich Vision Picking und bauen unser erfolgreiches Angebot und unsere Präsenz in der Logistikbranche weiter aus“, sagt Jan Junker, Executive Vice President Sales EMEA bei Teamviewer.

Insgesamt beobachte man, dass sich der Markt für die Anbieter von Vision-Picking-Lösungen derzeit in Deutschland wie international konsolidiere, so Junker weiter.

Auch um ehemalige Mitarbeiter von Picavi bemühte sich Teamviewer in zahlreichen Recruiting-Gesprächen. Man habe Expertinnen und Experten aus allen ehemaligen Picavi-Teams überzeugen können, sagt Jan Junker. So steigt beispielsweise Carsten Funke, der bei Picavi als Chief Sales Officer den Vertrieb verantwortet hat, bei Teamviewer ein. Auch im Solution Delivery und in der Entwicklung des Unternehmens ergänzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Picavi künftig das bestehende Team. Genaue Zahlen will das Unternehmen allerdings nicht nennen, da die Gespräche noch nicht abgeschlossen sind.

„Die wichtigste Botschaft für die Bestandskunden von Picavi ist sicherlich, dass wir für sie da sind und ihnen eine sehr gute Perspektive anbieten können. Sie können also weiterhin mit Vision-Picking in ihrer Lagerlogistik planen“, sagt Jan Junker mit Blick auf die Pläne von Teamviewer.

Mit TeamViewer Frontline habe man eine erprobte Picking-Lösung im Portfolio, die bei internationalen Großkunden wie DHL oder Coca-Cola zur Digitalisierung von Logistikprozesse eingesetzt werde.

Mit mehreren Kunden von Picavi ist Teamviewer dem Executive Vice President Sales EMEA zufolge bereits in Gesprächen darüber, wie ein möglichst reibungsloser Übergang zu Frontline aussehen soll. Dieser soll sich in den nächsten Wochen konkretisieren. „Bis dahin können wir den Kunden bei Bedarf Service und Maintenance für ihre bestehende Umgebung anbieten, so dass sie hier keine Produktivitätseinbußen zu befürchten haben“, sagt Jan Junker.

In Bezug auf die Technologie Plant man Schritt für Schritt Funktionen der Picavi-Software in TeamViewers bestehende Picking-Lösung Frontline zu übernehmen. Dies soll zum einen gewährleisten, dass der Übergang für Bestandskunden von Picavi reibungslos funktioniert; zum anderen können so die zahlreichen Frontline-Bestandskunden mit weiteren neuen Features versorgt werden.