Lufthansa Cargo: Digitalisierung und CO2-neutrale Flüge im Fokus

Weitere Fokusthemen sind der Aufbau einer reinen Boeing 777F-Flotte und die Modernisierung der Bodeninfrastruktur.

Lufthansa Cargo hat zusammen mit DB Schenker im November 2020 den ersten CO2-neutralen Frachtflug realisiert. (Foto: Lufthansa Cargo)
Lufthansa Cargo hat zusammen mit DB Schenker im November 2020 den ersten CO2-neutralen Frachtflug realisiert. (Foto: Lufthansa Cargo)
Therese Meitinger

Lufthansa Cargo geht für 2021 von einer positiven Entwicklung der Luftfracht aus: Wie CEO Dorothea von Boxberg auf einer Pressekonferenz am 5. März herausstellte, herrscht angesichts der zuletzt deutlich reduzierten Belly-Kapazitäten noch immer ein deutlicher Nachfrageüberhang. Die Kapazitätsverknappung und der Anstieg der Frachtraten im Zuge der Coronapandemie habe sich auch in dem Rekordergebnis für 2020 niedergeschlagen: 2,76 Milliarden Euro bilanzierte die Fluggesellschaft – bei einem 27-prozentigen Rückgang der zurückgelegten Frachttonnenkilometer. Für 2021 sieht die Vorstandsvorsitzende jedoch noch weitere Treiber:

„Unsere Kernmärkte lassen alle eine positive Entwicklung erwarten“, so von Boxberg. „Während sich in China die Exporte wieder auf einem Rekordlevel befinden, ist in den US-amerikanischen Warehouses aktuell Platz zur Befüllung. In Europa hat die Produktion zuletzt deutlich zugelegt.“

Günstige Entwicklung für Luftfracht erwartet

Impulse erwartet von Boxberg zudem aus den positiven Exporttrends in den besonders Luftfracht-intensiven Segmenten Automotive, Pharma und E-Commerce. Die aktuell vor allem in den jeweiligen Ländern angesiedelte Covid-19-Impfstoffproduktion werde perspektivisch wohl noch internationaler, sodass für die Quartale zwei und drei mit dem Entstehen eines europäischen Exportmarkts und entsprechender Luftfrachtaktivitäten zu rechnen sei. Für die Nachfrage sieht sich Lufthansa Cargo gut gerüstet, habe man doch zuletzt intensiv in seine Kühlketten investiert und 2020 sein Netzwerk aus CEIV-zertifizierten Pharma-Hubs um zwei Standorte erweitert – München und Chicago.

Mit Blick auf 2021 nannte Dorothea von Boxberg vier Investitionsschwerpunkte: den Ausbau der Boeing 777F-Flotte, die Modernisierung der Bodeninfrastruktur sowie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. So plant Lufthansa Cargo bis zum Oktober 2021 seine komplette Flotte auf das als besonders energieeffizient geltende Frachtflugzeug B777f des Herstellers Boeing umzustellen. Der Betrieb der wenigen verbleibenden MD-11 von McDonnell Douglas soll eingestellt werden. Zugleich kündigte von Boxberg ein groß angelegtes Modernisierungsprojekt für den Hauptstandort Frankfurt an. Diese sollen von 2021 bis 2028 in der bestehenden Infrastruktur vollzogen werden – wobei neben einer Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur die Logistiksysteme und der interne Materialfluss verbessert werden sollen.

„Die Zustellungsgeschwindigkeit hat sich in der Luftfracht in den letzten 40 Jahren nicht groß geändert“, resümierte Dorothea von Boxberg selbstkritisch. „Um hier etwas zu bewegen, müssen wir den Informationsfluss vom physischen Produkt trennen. Der Schlüssel hierfür liegt in der Digitalisierung, bei der die Luftfracht aktuell noch sehr hinterherhängt.“

Informationsfluss von der Ware trennen

So will Lufthansa etwa in ein E-Booking investieren, das alle Akteure über eine Plattform zusammenbringt und über Schnittstellen den direkten Austausch zwischen Kunden und Logistikdienstleistern gewährleisten soll. Das Programm „eFreight“ hat sich auf die Fahnen geschrieben, physische Dokumente wie etwa die Gefahrgutdeklaration aus dem Fulfillment-Prozess zu entfernen und so Redundanzen zu vermeiden. „PreCheck“ soll die Anmeldung von Dokumenten vor der Zustellung ermöglichen, so Diskrepanzen schneller aufklären und den Prozess beschleunigen helfen.

Über die letzten 25 Jahre habe Lufthansa Cargo durch die kontinuierliche Modernisierung der Flotte seinen CO2-Ausstoß um 52 Prozent verbessern können, sagte von Boxberg mit Blick auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Großes Potenzial verspreche man sich nun von Sustainable Aviation Fuels (SAF) – nachhaltiges, synthetisches Kerosin aus Biomasse, das dem Unternehmen zufolge bei der Verbrennung im Triebwerk ausschließlich CO2 freisetzt, das zuvor der Atmosphäre entzogen wurden. SAF ermöglichen dem Anbieter zufolge C02-neutrale Flüge, die Lufthansa Cargo künftig anbieten will.

In Zusammenarbeit mit DB Schenker brachte das Unternehmen im November den ersten CO2-neutralen Frachtflug von Frankfurt nach Schanghai auf den Weg – ab April wollen die Kooperationspartner diesen Flug nun regulär einmal pro Woche durchführen. Lufthansa Cargo bietet Kunden darüber hinaus eine CO2-Kompensation über Zertifikate an, die beim Booking erworben werden können.  Hinzukommt der Einsatz gewichtsreduzierter Standardcontainern und die Nutzung von 100 Prozent grüner Energie in der DACH-Region.