Luftfracht-Kartell: Gericht bestätigt Millionenstrafen

Unternehmen müssen mehr als 140 Millionen Euro Geldbuße zahlen.
Symbolbild: Europäische Kommission
Symbolbild: Europäische Kommission

Das Gericht der Europäischen Union (EuG) hat die Geldbußen, die die Europäische Kommission 2012 wegen Beteiligung an Kartellen im internationalen Luftfrachtsektor verhängt hat, bestätigt. Nur die ursprünglich gegen UTi Worldwide verhängte Geldbuße von 3,07 Millionen Euro wurde auf 2,97 Millionen Euro herabgesetzt. Insgesamt hatte die Kommission eine Strafe von 169 Millionen Euro gegen 14 Speditions- und Logistik-Unternehmensgruppen ausgesprochen – dagegen hatten einige geklagt. Der Vorwurf der Kommission: Die Unternehmen hätten von 2002 bis 2007 Preise und andere Handelsbedingungen für internationale Luftfrachtdienste abgesprochen (LOGISTIK HEUTE berichtete).

Das waren die Kartelle:

  • NES: Das Kartell in Bezug auf das neue Ausfuhrsystem („New Export System“ oder NES) betraf ein System der vorgezogenen Zollabfertigung von Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich in Länder außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, das 2002 von den UK-Behörden eingeführt wurde. Eine Gruppe von Spediteuren vereinbarte die Einführung eines Aufschlags für NES-Erklärungen.
  • AMS: Bei dem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eingeführten Systems der Vorabunterrichtung („Automated Manifest System“ oder AMS) handelte es sich um eine Regelung der amerikanischen Zollbehörden, nach der die Unternehmen Vorabinformationen über Frachteinfuhren in die Vereinigten Staaten übermitteln müssen. Mehrere Spediteure vereinbarten die Einführung eines AMS-Aufschlags.
  • CAF: Das Kartell in Bezug auf den Währungsausgleichsfaktor („Currency Adjustment Factor“ oder CAF) zielte darauf ab, eine Einigung über eine gemeinsame Preisstrategie zu finden, um dem Risiko von Gewinneinbußen zu begegnen, das infolge der von der People's Bank of China im Jahr 2005 beschlossenen Entkoppelung der chinesischen Währung Renminbi Yuan (RMB) vom amerikanischen Dollar bestand. Mehrere internationale Spediteure entschieden, sämtliche Verträge mit ihren Kunden auf RMB umzustellen beziehungsweise einen CAF-Aufschlag einzuführen und seine Höhe festzulegen.
  • PSS: Das Kartell in Bezug auf den Hauptsaisonaufschlag („Peak Season Surcharge“ oder PSS) betraf eine Abstimmung zwischen mehreren internationalen Spediteuren über die Anwendung eines Koeffizienten zur vorübergehenden Tarifanpassung. Der Koeffizient wurde festgesetzt, weil im Luftfrachtsektor während bestimmter Zeiträume die Nachfrage anstieg, was zu einer Verknappung der Transportkapazitäten und einer Erhöhung der Transportkosten führte. Diese Vereinbarung diente zur Wahrung der Margen der Spediteure.

Die StrafenNES-Kartell:in EuroCeva Freight (UK) und EGL2.094.000Kühne + Nagel International und Kühne + Nagel (UK)5.320.000Schenker3.673.000AMS-Kartell:Kühne + Nagel International und Kühne + Nagel Management36.686.000UTi Worldwide, UTi Nederland und UTI Worldwide (UK)2.965.000Schenker und Deutsche Bahn23.091.000Panalpina Management und Panalpina World Transport (Holding)23.649.000CAF-Kartell:Ceva Freight Shanghai und EGL935.000Kühne + Nagel International und Kühne + Nagel (Shanghai)451.000Schenker China2.444.000Schenker China und Deutsche Bahn3.071.000Panalpina China und Panalpina World Transport (Holding)3.251.000PSS-Kartell:Kühne + Nagel International und Kühne + Nagel (Hong Kong)11.217.000Schenker International (HK) und Deutsche Bahn2.656.000Panalpina China und Panalpina World Transport (Holding)19.584.000