Logistikwirtschaft: Unternehmen leiden unter Infrastrukturproblemen

Bundesvereinigung Logistik fordert Abbau des Investitionsstaus bei Straße und Schiene.
35. Deutscher Logistik-Kongress: BVL-Vorstandsvorsitzender Robert Blackburn forderte im Hotel Intercontinental in Berlin den Abbau des Investitionsstaus bei Straßen- und Schienenausbau. Foto: Thilo Jörgl
35. Deutscher Logistik-Kongress: BVL-Vorstandsvorsitzender Robert Blackburn forderte im Hotel Intercontinental in Berlin den Abbau des Investitionsstaus bei Straßen- und Schienenausbau. Foto: Thilo Jörgl
Thilo Jörgl

„Kapazitätsengpässe bei Transportangeboten und Infrastruktur sowie Fachkräftemangel mit Ansage – das sind nur zwei Beispiele für sehr reale Problemstellungen, mit denen unser Wirtschaftsbereich derzeit konfrontiert ist.“ Das betonte Prof. Dr. Robert Blackburn, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V., im Rahmen des 35. Deutschen Logistik-Kongresses. Die Veranstaltung mit rund 3.000 Teilnehmern findet vom 17. bis 19. Oktober in Berlin statt.

Neue Werkzeuge

Die Digitalisierung schaffe beeindruckende Werkzeuge, zum Beispiel beim Einsatz intelligenter autonomer Systeme. Neue digitale Tools, so Blackburn, könnten einen entscheidenden Beitrag zur Lösung drängender Fragestellungen leisten. Die großen Trends, mit denen es die Logistik zu tun hat, verändern sich laut dem BVL-Vorstandsvorsitzenden. In den vergangenen Jahren ging es um Komplexität, Kosten und Kooperation. Jetzt treten Blackburn zufolge Kundenorientierung, Nachhaltigkeit, neue Technologien, disruptive Geschäftsmodelle und neue Anforderungen an Personalführung und Personalentwicklung in den Mittelpunkt der Diskussionen.

Verhalten optimistische Stimmung

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für diesen Wandel sind der BVL zufolge gut. Die September-Umfrage zum Logistik-Indikator der BVL spiegelt am Übergang zum vierten Quartal eine verhalten optimistische Stimmung wider. In Industrie und Handel wird die aktuelle Geschäftslage aber signifikant besser eingeschätzt als die Erwartungen für die nächsten Monate. Bei den Logistikdienstleistern dagegen sind die Erwartungen steigend. Das ist nach Blackburns Einschätzung kein Jubelszenario, aber Ausdruck solider Zuversicht. „Allen Unkenrufen zum Trotz – und trotz der kleinen konjunkturellen Delle im Sommer: Der Wirtschaftsbereich Logistik bleibt auf seinem erfolgreichen Kurs“, sagte er.

Stabiles Wachstum

Am Jahresende 2018 kann der Wirtschaftsbereich Logistik voraussichtlich zum achten Mal hintereinander ein stabiles Wachstum vermelden. Die Hochrechnung der Logistikweisen für den Umsatz lautet: 274 Milliarden Euro (nach 267 Milliarden Euro 2017), für die Beschäftigtenzahl: 3,2 Millionen Menschen (nach 3,15 Millionen 2017). Die sogenannten Logistikweisen haben Blackburn zufolge für 2019 ein Wachstum der Branche von 1,7 Prozent prognostiziert, für 2020 ein Plus von etwa 2,0 Prozent. „Dieses positive Szenario ist nicht selbstverständlich“, so Blackburn. Er verwies auf schwierige Rahmenbedingungen wie den weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Kontext, die Irritationen in der EU, ungelöste Probleme in der urbanen Logistik und den Personalmangel.

Beschleunigung der Planungsverfahren

An die Politik gerichtet forderte Blackburn „Sacharbeit, Sacharbeit, Sacharbeit!“ Nach den zwölf mühsamen Monaten seit der Bundestagswahl seien die Herausforderungen immer noch dieselben: Der Investitionsstau bei Straße und Schiene müsse aufgelöst werden, die Intermodalität der Verkehrsträger sei zu stärken, flächendeckend seien leistungsfähige IT-Netze zu schaffen. „Wir brauchen Deregulierung, Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, Planungssicherheit durch Stabilität politischer Prozesse und Support für wirtschaftliche Vorhaben“, so Blackburn. Jenseits primär logistikrelevanter Anliegen forderte der Vorstandsvorsitzende der BVL den Ausstieg aus dem Soli noch in dieser Legislaturperiode und eine insgesamt der wirtschaftlichen Lage angemessene Steuerpolitik.

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