Logistiktrends 2023: Die Lagerhalle entwickelt sich zum Vorzeigeprojekt

Von Mehrgeschossigkeit bis ESG-Refurbishment welche Trends bei der Entwicklung und Realisation von Logistikimmobilien zu beobachten sind, fasst Dany Brodhag, Geschäftsführer bei GSE Deutschland, zusammen.

Mehrgeschossigkeit: Gemeinsam mit dem Investment- und Asset Manager AEW sowie dem Bauunternehmen GSE Deutschland hat Four Parx mit Mach2 in Hamburg eine doppelstöckige Gewerbe- und Logistikimmobilie entwickelt. (Foto: Four Parx)
Mehrgeschossigkeit: Gemeinsam mit dem Investment- und Asset Manager AEW sowie dem Bauunternehmen GSE Deutschland hat Four Parx mit Mach2 in Hamburg eine doppelstöckige Gewerbe- und Logistikimmobilie entwickelt. (Foto: Four Parx)
Matthias Pieringer

Die Logistikimmobilie wird aus Sicht von Dany Brodhag, Geschäftsführer beim Immobilienspezialisten GSE Deutschland, zur Projektionsfläche für zukunftsweisende Konzepte. „Sie entwickelt sich zum Fulfillment-Center, das grünen Strom produziert, Ressourcen schont und am Ende ihrer Tage ein neues Leben beginnt. Damit liefert sie Städten und Gemeinden mehr als Arbeitsplätze und Gewerbesteuern: gute Argumente“, zeigt sich Brodhag überzeugt.

Logistikimmobilien als Energielieferanten

Die Zeiten, in denen Insektenhotels und Bienenwiesen dem grauen Kasten in der Landschaft einen grünen Anstrich verpassen sollten, haben sich laut dem Logistikimmobilienexperten überlebt. „Kluge Bürgermeister, die sich beim Go-live einer Logistikimmobilie ins rechte Licht setzen wollen, drücken auf den Knopf, der die dachgebundene Fotovoltaikanlage startet und das kommunale E-Mobilitätskonzept mit neuer Energie speist.“

Multitalent Logistikimmobilie

Lange in die unterste Schublade regionaler Standortentwicklung verbannt, präsentiere sich die Logistikimmobilie heute als geniales Multitalent, das ESG-Kriterien und die Anforderungskataloge der EU-Taxonomie spielend erfüllt, so der GSE Deutschland-Geschäftsführer. „Damit wird sie vielleicht keine Nimby-Effekte – not in my backyard – aus der Welt schaffen, aber ihr nachbarschaftliches Verhältnis zu Anwohnern in dicht besiedelten A-Lagen doch erheblich verbessern.“

Zu beobachten sind Dany Brodhag zufolge bei der Entwicklung und Realisation von Logistikimmobilien folgende Trends:

Mehrgeschossigkeit

„Weniger Flächenversiegelung, mehr Effizienz pro Quadratmeter: Gerade in Metropolregionen und A-Lagen liefern mehrgeschossige Logistikimmobilien belastbare Antworten auf die bestehende Flächenknappheit. Allein bei GSE prüfen wir nach dem Four Parx-Projekt Mach2 in Hamburg derzeit die Machbarkeit von vier weiteren Multi-Level-Projekten in Deutschland.“

Smart Logistics Factory

„Industrielle Produktion und Logistik werden noch näher zusammenrücken und die Logistikimmobilie zur Smart Logistics Factory machen. In der vernetzten Welt der Industrie 4.0 verlaufen Kapazitätsplanung, Materialfluss und Logistik hochgradig automatisiert und mit Robotern. Dies wird bei der Planung und Realisierung von Logistikimmobilienkonzepten stärker Berücksichtigung finden.“

Digitaler Ressourcenpass

„Was im Lieferkettengesetz verankert ist oder mit dem digitalen Produktpass auf EU-Ebene gewährleistet werden soll, wird bei Logistikimmobilien zur Selbstverständlichkeit: Mit einem digitalen Ressourcenpass lässt sich auf einen Blick nachverfolgen, welche Materialien verbaut sind, welche Energiebilanz es aufweist und ob sich das Gebäude oder einzelne Bestandteile nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip (C2C) in die Kreislaufwirtschaft zurückführen lassen.“

ESG-Refurbishment

„Bei der Überholung und Modernisierung älterer Bestandsimmobilien wird zunehmend die Umsetzung nachhaltiger Energiekonzepte nach ESG geprüft werden müssen. Besitzt das Dach die Tragfähigkeit für eine PV-Anlage? Sind Versorgungsleitungen für neue Nutzungsformen geeignet? Können Heizungsanlage und Beleuchtung sinnvoll erneuert werden? Nur durch eine dezidierte Bewertung von Kosten und Nutzen wird sich abschätzen lassen, ob das Refurbishment in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimarisiken in einer gesunden Relation stehen.“