Logistikimmobilien: Neubauaktivitäten erreichen neuen Höchststand

Eine Studie von Bulwiengesa, Bremer, Berlin Hyp, Savills und Garbe prognostiziert für 2021 und 2022 ein Fertigstellungsvolumen von je fünf Millionen Quadratmetern.

Die Neubauaktivitäten sind nach den pandemiebedingten Verzögerungen von 2020 in diesem Jahr wieder auf Rekordkurs. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. (Foto: ThomBal/Adobe Stock)
Die Neubauaktivitäten sind nach den pandemiebedingten Verzögerungen von 2020 in diesem Jahr wieder auf Rekordkurs. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. (Foto: ThomBal/Adobe Stock)
Sandra Lehmann

Die Coronakrise ließ die Logistikwirtschaft zwar kurzzeitig innehalten, diese konnte ihren Wachstumskurs jedoch schnell fortsetzen. Die Investitionen in Logistikimmobilien erreichten 2020 mit etwas weniger als fünf Milliarden Euro in etwa das Niveau der beiden vorangegangenen Jahre. Mit 3,7 Millionen Quadratmetern blieb die Summe der neu fertiggestellten Logistikflächen durch verzögerte Baustarts hinter dem Vorjahreswert (4,9 Millionen Quadratmeter) zurück. Die starke Neubauaktivität wird demnach 2021 und 2022 für neue Rekordfertigstellungsvolumen von je über fünf Millionen Quadratmetern sorgen.

Seit 2019 profitieren auch periphere Logistikstandorte von der steigenden Nachfrage. Ihr Anteil am gesamten Fertigstellungsvolumen sei von 14 Prozent im langjährigen Durchschnitt auf 20 Prozent im laufenden Jahr gestiegen. Diese und weitere Ergebnisse der neuen Studie „Logistik und Immobilien 2021“ stellen die Studienpartner Bulwiengesa, Berlin Hyp AG, Bremer AG, Garbe Industrial Real Estate GmbH und Savills Immobilien Beratungs-GmbH in der bereits siebten Studienausgabe vor.

Pandemiefolgen im Fokus

Die zentrale Frage dieser Ausgabe lautet: Jetzt mehr wert als vor der Krise? Andreas Schulten, Generalbevollmächtigter bei Bulwiengesa: „Das Bewusstsein in der Gesamtbevölkerung, dass Logistik das Rückgrat eines funktionierenden Wirtschaftssystems ist, ist enorm gestiegen. Viele bewerten den Nutzen nun höher und schauen nicht mehr nur allein auf die externen Kosten zulasten der Umwelt wie Flächenversiegelung und Emissionen. Die Nachfrage von Investoren und Nutzern nach attraktiven Lagen, hohen Gebäudequalitäten und unterschiedlichen Logistikdienstleistungen führten zu Wertsteigerungen in jeder Hinsicht.“

Zudem hat die Studie ein Ranking der Top 5 der 2021/2022 aktivsten Logistikflächen-Projektentwicklern erhoben. Angeführt werde diese Liste von Panattoni (1,5 Millionen Quadratmeter), gefolgt von Garbe Industrial Real Estate (1,0 Millionen Quadratmeter) und GLP (0,7 Millionen Quadratmeter), der Dietz AG (0,7 Millionen Quadratmeter) sowie Fiege (0,6 Millionen Quadratmeter). Rechnerisch nehme der bisherige Spitzenreiter im Ranking, die Goodman Group, noch den ersten Platz ein. Das Unternehmen hat seine Neubauaktivitäten in den vergangenen Jahren jedoch erheblich reduziert und ist deshalb nicht mehr in den Top 10 bei der Pipeline 2020/21 vertreten.

Region Bremen legt zu

Bei Betrachtung der Fertigstellungen nach Regionen im Zeitraum von 2016 bis 2021 werden die Logistikregion Berlin (1,7 Millionen Quadratmeter) und die Region Rhein-Ruhr (1,6 Millionen Quadratmeter) wegen hoher Fertigstellungszahlen im laufenden Jahr (528.000 beziehungsweise 350.000 Quadratmeter) an der Region Rein-Main/Frankfurt (1,4 Millionen Quadratmeter) vorbeiziehen. Auffällig sei zudem die Region Bremen und Nordseehäfen, die mit 467.000 Quadratmetern neuer Logistikfläche eine sehr hohe Neubauaktivität in 2021 aufweist.

Nach wie vor sei vor allem die Lage der Logistikimmobilie für ihren Wert entscheidend.

„Die zentrale Frage ist immer: Kann ich meinen logistischen Auftrag am Standort erfüllen?“, sagt Tobias Kassner, Head of Research bei Garbe. „Standorte in Metropolen werden auch weiterhin eine starke Nachfrage erfahren, gut angebundene Nebenlagen rücken aber immer häufiger in den Fokus der Nutzer und somit auch der Investoren.“

Neben Nutzungsanforderungen treten bei der Bewertung von Flächen und Gebäuden immer häufiger auch ökologische Nachhaltigkeitskriterien in den Fokus. Michael Dufhues, Vorstand der Bremer AG:

„Durch den höheren Qualitätsanspruch der Nutzer wird zunehmend wertiger gebaut. Eine lichte Hallenhöhe von zwölf Metern ist inzwischen Standard, ebenso wie eine gute Dämmung und große Lichtflächen für Dach und Wand. Zeitgemäße Gebäude sind auf die Installation von Fotovoltaikanlagen vorbereitet und können im Idealfall eine hohe Bodenbelastung, Abdichtung unter der Hallensohle und eine größere Außenanlagenfläche vorweisen.“

Für Bertrand Ehm, Director Industrial Investment bei Savills, gab es an der Systemrelevanz der Logistik schon vor Corona keine Zweifel. Allerdings ist die wichtige Rolle der Logistik nun auch in der breiten Bevölkerung und bei noch mehr Investoren angekommen. Weil der Logistikflächenbedarf steige, verbesserten sich auch die Zukunftsaussichten für Logistikimmobilien weiter.

„Treibende Kraft wird der wachsende Onlinehandel bleiben. Die Errichtung weiterer Logistikflächen ist notwendig, aber viele Kommunen verfügen über keine oder zu kleine Gewerbeflächen für großflächige Logistik. Aus Nachhaltigkeitsgründen sollten auch vermehrt Brownfield-Entwicklungen möglich sein.“

Gefragte Flächen

Es würde wohl noch mehr gehen, wenn der Produktmangel nicht wäre. Die Rede ist von Investitionen in Logistikimmobilien. Diese Assetklasse hat sich in den vergangenen Jahren vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan entwickelt.