Logistikimmobilien: Investments übersteigen 2022 erstmals Marke von 10 Milliarden Euro

Investoren haben im Jahr 2022 erstmals mehr als zehn Milliarden Euro für Logistikimmobilien in Deutschland bereitgestellt. Dabei war auch diese Anlageklasse laut BNP Paribas Real Estate von den finanzmarktgetriebenen Unsicherheiten betroffen.

Das Logistik-Investmentvolumen erhöhte sich in Deutschland trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten um drei Prozent auf den Rekordwert von 10,1 Milliarden Euro. (Bild: AdobeStock, Szymon)
Das Logistik-Investmentvolumen erhöhte sich in Deutschland trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten um drei Prozent auf den Rekordwert von 10,1 Milliarden Euro. (Bild: AdobeStock, Szymon)
Gunnar Knüpffer

Das Logistik-Investmentvolumen überschritt in Deutschland 2022 erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro: Das Rekordergebnis lag bei 10,1 Milliarden Euro und damit drei Prozent über dem Vorjahreswert, ergab eine Analyse von BNP Paribas Real Estate vom 9. Januar.

Mit diesem Resultat können sich Logistik-Investments mit einem Umsatzanteil von 19 Prozent am Gewerbe-Investmentmarkt das zweite Mal in Folge vor den Retail- (17 Prozent) und hinter den Office-Sektor (41 Prozent) auf Platz zwei im Assetklassen-Ranking schieben. Hinter dem Zahlenwerk verbergen sich Entwicklungen, die auf die im Jahresverlauf veränderten Rahmenbedingungen, bezogen auf das Zinsumfeld und die unsichere geopolitische Lage, hindeuten.

„Somit hat sich der Umsatzanstieg, verglichen mit dem jeweiligen Vorjahreszeitraum, spürbar von einem Plus um 133 Prozent im starken ersten Quartal auf ein lediglich 3 Prozent höheres Ergebnis im Gesamtjahr 2022 verringert“, erläuterte Christopher Raabe, Geschäftsführer und Head of Logistics & Industrial der BNP Paribas Real Estate GmbH.

Bezogen auf die beiden Segmente der Einzel- (5,4 Milliarden Euro) und der Portfolio-Deals (4,7 Milliarden) sei ein ausgewogenes Verhältnis von knapp 54 Prozent beziehungsweise rund 46 Prozent am Volumen festzustellen. Paketverkäufe seien hierbei umfangreicher (+ 26 Prozent) und Einzeltransaktionen in etwas geringerem Maße am Investmentgeschehen (-12 Prozent) beteiligt als noch 2021.

Berlin ist Treiber unter den großen Logistikregionen

Auf die wichtigen Standorte entfielen im Gesamtjahr 2022 rund zwei Milliarden Euro, was einem vergleichbaren Ergebnis wie im Vorjahr entspricht. Auf der Ebene der einzelnen Logistik-Hubs halten sich die Standorte mit Umsatzsteigerungen und -Rückgängen hierbei die Waage. Bemerkenswert ist zudem, dass mit gut 80 Prozent des Umsatzes auch wieder einmal ein sehr hohes Volumen außerhalb der Top-Märkte zu verorten ist. Als entscheidendste Treiber unter den großen Logistikregionen ist laut die BNP Paribas Real Estate die Hauptstadt Berlin zu nennen, die sich mit einem Volumen von 512 Millionen an die Spitze setzt. Über 250 Millionen Euro wurden zudem in Frankfurt (401 Millionen Euro), München (301 Millionen Euro), Hamburg (299 Millionen Euro) und Leipzig (258 Millionen Euro) investiert. Unter der 250 Millionen Euro-Marke ordnen sich dagegen Düsseldorf (112 Millionen Euro), Stuttgart (97 Millionen Euro) und Köln (18 Millionen Euro) ein.

Die zahlreichen großvolumigen Portfolios und einige Big Tickets bei den Einzeltransaktionen haben erneut zu einem beachtlichen Umsatz in der Kategorie ab 100 Millionen Euro geführt (4,9 Milliarden Euro; anteilig 49 Prozent). Ein Ausnahmeresultat kann jedoch vor allem auch im Segment der Verkäufe zwischen 50 und 100 Millionen Euro vermeldet werden, das mit gut 2,2 Milliarden Euro auf einen Anteil von fast 22 Prozent kommt. Verkäufe bis 50 Millionen Euro zeichnen zudem für weitere 29 Prozent verantwortlich.

Nachdem der Markt für Logistik-Investments zur Jahresmitte zunächst fest in der Hand internationaler Investoren war, partizipierten deutsche Anleger laut BNP Paribas Real Estate in der zweiten Jahreshälfte aktiv am Marktgeschehen und knackten die 50 Prozent-Marke (anteilig knapp 52 Prozent). Dabei sind ihnen gut 5,2 Milliarden Euro und damit ein so hohes Volumen wie nie zuvor zuzurechnen. Zwar präsentierten sich internationale Käufer mit den veränderten Rahmenbedingungen im zweiten Jahresabschnitt etwas verhaltener als zuvor, insgesamt generierten jedoch auch sie einen überdurchschnittlichen Umsatz (rund 5 Milliarden Euro und anteilig rund 48 Prozent). Im Fokus standen hierbei in erster Linie nordamerikanische und europäische Anleger, die mit knapp 24 Prozent beziehungsweise gut 23 Prozent nahezu im gleichen Umfang in Logistik-Assets investiert haben.

Zwar ist die Nachfrage nach Einschätzung des internationalen Immobiliendienstleisters weiter als hoch einzustufen, das veränderte Zinsumfeld geht jedoch auch an den Logistik-Spitzenrenditen nicht spurlos vorbei. Demnach wurde die Renditekompression der vergangenen Jahre gestoppt und in ein Anziehen der Spitzenrenditen um jeweils 85 Basispunkte im Vorjahresvergleich (+50 bps im vierten Quartal) in den Top-Märkten umgekehrt. Somit notieren die A-Städte aktuell bei 3,85 Prozent und Leipzig bei 4,05 Prozent.

„Der Logistik-Investmentmarkt hat bereits im vierten Jahr in Folge Umsatzsteigerungen verbuchen können und das Transaktionsvolumen damit im Gesamtjahr 2022 auf ein neues Level gehoben“, sagte Geschäftsführer Raabe.

Nichtsdestotrotz wurden knapp zwei Drittel des Ergebnisses in der ersten Jahreshälfte generiert, was ein deutliches Indiz für die bestehenden konjunkturellen und finanzmarktgetriebenen Unsicherheiten zu werten sei. Für Logistik-Investments würden jedoch die weiter boomenden Nutzermärkte sprechen, die in Kombination mit verbesserten Rahmenbedingungen auch die Investmentsparte im Jahresverlauf 2023 wieder spürbar antreiben dürften.