Logistikimmobilien: Flächenbedarf bei Auto- und Maschinenbauern bleibt stabil
Als Folge des Lockdowns durch die Coronakrise bleibt der Bedarf an Logistikimmobilien im Automotivebereich sowie im Maschinenbau zunächst stabil. Das teilte der Themenkreis Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) am 31. Juli in einer Pressemeldung mit. Demnach rechnen die Teilnehmer eines Webinars zu diesem Thema, das der Themenkreis durchgeführt hatte, nicht mit einem massiven Abbau der Globalisierung und der Arbeitsteilung in den beiden Wirtschaftsbereichen. Das würde dem Themenkreis zufolge unter anderem zu einem Ausbau der lokalen Produktion und einer Nachfragewelle nach Lagerflächen führen.
„Das Fazit aus der Diskussion ist, dass zwar aktuell der Bedarf stabil ist. Dennoch ist das Flächenangebot in den Automotive-Hotspots weiterhin rar, selbst wenn 2020 das Neubauvolumen aus Brownfield und Greenfield das Gesamtergebnis von 4,2 Millionen Quadratmetern übertreffen würde. Speziell der wachsende E-Commerce-Bereich benötigt dringend Logistikimmobilien. Es ist zu hoffen, dass die Kommunen in der Coronakrise erkannt haben, wie wichtig die Logistik als Rückgrat von Handel und Industrie ist und dass deshalb ausreichend Lagerflächen nötig sind“, so Themenkreissprecher Kuno Neumeier, Logivest.
Zu Beginn der Covid-19-Pandemie suchten die Auto- und Maschinenbauer vermehrt Logistikflächen. Das lag nach Aussagen der Experten daran, dass viele Hersteller Pufferläger einrichteten. Die eingeführten Abstandsvorschriften haben hingegen nicht zu einem höheren Platzbedarf geführt. Denn im Automotive-Bereich sind die Läger – im Vergleich zu vielen E-Commerce-Distributionszentren – großflächiger angelegt. Der Bedarf an Logistikflächen könnte langfristig durch strukturelle Veränderungen in der Automobilindustrie leicht zurückgehen.
„Zum einen verzeichnet die Branche in vielen Ländern eine rückläufige Pkw-Nachfrage. Zum anderen wird sich aufgrund der Teile in Elektrofahrzeugen die Lagerstruktur ändern“, so Achim Pfeffer, Leiter Materialfluss im Bereich Supply Chain Management bei Bosch.
Entspannend auf den Flächenbedarf könnten künftig neue Plattformen wirken, auf denen temporär Logistikflächen von Immobiliennutzern für andere Unternehmen zur Miete angeboten werden (Sharing-Modelle). Noch ist das aber nach Aussagen der Experten kein großer Markt. Sie gehen davon aus, dass diese Geschäftsmodelle lediglich für Kleinmengen interessant sind. Denn Großkunden hätten in puncto Lagerausstattung und Services genaue Vorstellungen für ihre Kontraktausschreibungen.
Sogenannte Lieferantenlogistikcenter, die entweder die Fahrzeugbauer selbst oder ein Dienstleister betreiben, werden nach den Erkenntnissen der Logistiker derzeit nicht im großen Stil geplant. Beim Nutzfahrzeugspezialisten Kögel beispielsweise, der nach Eigenangaben rund 70 Prozent der Teile für seine 12.000 pro Jahr produzierten Trailer zukauft, ist so ein Center derzeit kein Thema. Das betont Paul Stempfle, Leiter Vorentwicklung & Supply Chain Management. Doch die Situation könnte sich den Fachleuten zufolge ändern, wenn die Pandemie lange dauert und weitere Lockdowns angeordnet werden.
„Dann könnten Hersteller durchaus Lieferantenlogistikcenter in Betracht ziehen“, glaubt Pfeffer.
Als Folge daraus würde der Flächenbedarf an den Hotspots schlagartig deutlich steigen. Für einen erneuten Lockdown wären Bosch und Kögel nach eigenen Angaben gut gerüstet – sowohl in der Verwaltung als auch im Lager. Unisono warnen sie jedoch vor den Folgen einer solchen Maßnahme. „Das wäre Gift für die Wirtschaft“, so Kögel-Vertreter Stempfle.
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