Logistikimmobilien: Belastungsfaktoren bremsen Investmentmarkt

Das Transaktionsvolumen am deutschen Investmentmarkt für Industrie- und Logistikimmobilien ist in den ersten sechs Monaten 2022 verglichen mit dem Vorjahr um ein Drittel gewachsen. Doch im zweiten Quartal kühlte sich das Geschehen laut den Experten von CBRE deutlich ab – aufgrund von Belastungsfaktoren wie der gestiegenen Unsicherheit infolge des Ukrainekrieges.

Logistikimmobilien sind nach wie vor begehrte Anlageobjekte, dennoch gingen im zweiten Quartal 2022 zum Beispiel die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht spurlos am deutschen Investmentmarkt vorbei. (Symbolbild; Foto: Jamo Images/AdobeStock)
Logistikimmobilien sind nach wie vor begehrte Anlageobjekte, dennoch gingen im zweiten Quartal 2022 zum Beispiel die Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht spurlos am deutschen Investmentmarkt vorbei. (Symbolbild; Foto: Jamo Images/AdobeStock)
Matthias Pieringer

Der deutsche Investmentmarkt für Industrie- und Logistikimmobilien hat im ersten Halbjahr 2022 ein Transaktionsvolumen von 6,04 Milliarden Euro erreicht und damit im Vorjahresvergleich ein Plus von 33 Prozent erzielt. Dies geht aus einer Analyse von CBRE hervor. Laut dem Immobiliendienstleistungsunternehmen betraf der Großteil des Investitionsvolumens – 4,3 Milliarden Euro – jedoch das erste Quartal 2022. Im zweiten Quartal fiel CBRE zufolge das Transaktionsvolumen spürbar geringer aus – aufgrund der gestiegenen Unsicherheit infolge des Kriegs in der Ukraine, rekordhoher Inflationsraten und zuletzt deutlich gestiegener Finanzierungskosten.

„Der Industrie- und Logistikimmobilien-Investmentmarkt hat sich im zweiten Quartal merkbar abgekühlt. Dennoch befand sich der Quartalsumsatz auf einem Niveau, das es in den vergangenen Jahren bereits in verschiedenen Quartalen zu beobachten gab – und zwar nicht nur direkt nach dem Ausbruch der Coronapandemie“, sagte Kai Oulds, Head of Logistics Investment bei CBRE in Deutschland.

Wachsende Unsicherheit bei Investoren

Kristine Kühn, Director Valuation Advisory Services bei CBRE, ordnete ein: „Aufgrund der verschiedenen exogenen Risiken nimmt die Unsicherheit bei den Investoren zu“, was für ein derzeit starkes Auseinanderfallen von Verkaufspreisvorstellungen und Gebotspreisen sorge. „Das erschwert momentan das Pricing und es wird angesichts der konjunkturellen Eintrübung auch noch eine gewisse Zeit dauern, bis hier der Markt sein neues Gleichgewicht gefunden haben wird.“ Klar sei jedoch, dass die eingeleitete Zinswende die Immobilienrenditen steigen lasse. So ist die Spitzenrendite für Logistikimmobilien laut CBRE verglichen mit dem zweiten Quartal 2021 zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 3,15 Prozent zurückgegangen, aber seit dem ersten Quartal 2022 um 0,15 Prozentpunkte gestiegen.

Liquider Markt

„Trotz des neuen Zinsumfelds gibt es weiterhin eine Vielzahl an Investoren, die an Ankäufen interessiert ist“, machte Dr. Jan Linsin, Head of Research bei CBRE in Deutschland, deutlich. „Der Markt ist also liquide, wenngleich die Investoren die sich ihnen bietenden Opportunitäten intensiver prüfen und entsprechend vorsichtiger agieren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Anlagekapital zuletzt zurückgegangen und mit dem Niveau direkt nach Beginn der Coronapandemie vergleichbar ist.“ Trotz der erschwerten Fremdfinanzierung habe sich die Situation für einige Entwickler zuletzt sogar verbessert – „denn der Anstieg der Baukosten ist vorerst zum Erliegen gekommen. So gaben die Holzpreise zuletzt nach und der Preis für Stahl hat sich stabilisiert.“

Prognose für Gesamtjahr 2022

„Zwar wurden einige wenige Transaktionsprozesse gestoppt, der Markt ist mit einer Bandbreite verschiedener Produkte in verschiedenen Risiko- und Größenklassen aber weiterhin sehr aktiv. Ob der deutsche Industrie- und Logistikimmobilien-Investmentmarkt bis zum Jahresende die Zehn-Milliarden-Euro-Marke knacken wird, ist aktuell schwierig abzusehen“, sagte Oulds.

„Die Flächennachfrage der Nutzer ist weiterhin groß und trifft auf ein sehr begrenztes verfügbares Angebot, das auch durch aktuelle spekulative Entwicklungen nur begrenzt steigen kann. Deswegen setzen viele Investoren weiterhin auf steigende Mieten“, so Linsin.