Matthias Pieringer

Nach Ansicht von Prof. Dr. J. Rod Franklin müssten eigentlich weder Pkw noch Lkw im Stau stehen: Die Spitzenbelastungen und damit die Urlaubsstaus seien exakt vorhersehbar, sagt der Wissenschaftler, der an der Kühne Logistics University in Hamburg Verkehrs- und Logistikkonzepte erforscht.

Franklin: „Mit statistischen Modellen kann man die Ströme der Urlauber genau prognostizieren. Dieses Wissen sollte in einem vernetzten Verkehrsleitsystem genutzt werden, um zum Beispiel Frachtverkehr von stark befahrenen Autobahnen und in übermäßig belasteten Zeiten auf andere Routen umzuleiten oder zeitweilig zu untersagen.“

Die Logistikunternehmen könnten die Prognosen schon bei der Routenplanung berücksichtigen und sich auf freie Zeitfenster einstellen. Franklin schlägt neue Lösungen für die Logistik vor, um solche Lücken bestmöglich zu nutzen: Wie beim privaten Car-Sharing sollten die Unternehmen verstärkt Lagerzentren, Lkws und Lieferwagen gemeinsam nutzen, fordert er. Aber vor allem die Speditionen und Paketdienstleister wollten alle ihre eigenen, werbewirksamen Fahrzeuge nutzen und seien der Ansicht, mit eigenen Fahrzeugen zeitlich am flexibelsten zu sein, sagt der Wissenschaftler.

Was laut Franklin aber oft nicht bedacht wird: Leerfahrten und Staus binden Personal und Fahrzeuge, die Firmen verlieren dadurch bares Geld: „Könnten sich die Dienstleister auf Logistik-Sharing einigen, würde das Verkehrsaufkommen deutlich sinken – ebenso wie die Kosten für den Fuhrpark“, sagt Franklin. „Gäbe es dann noch klare Entscheidungen in der Verkehrssteuerung, damit Lkws und Urlauber nicht mehr gleichzeitig auf den Autobahnen unterwegs sind, wären Staus Geschichte“, sagt der Logistik-Wissenschaftler.