Logistik-IT: Mittels Blockchain zur digitalen Zollabwicklung

Die Blockchain-Technologie soll es ermöglichen, digitale Vorgänge und Dokumente für alle Beteiligten sicher zu hinterlegen.

AEB und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML möchten eine Blockchain-basierte Zolllösung umsetzen. (Foto: denisismagilov/AdobeStock)
AEB und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML möchten eine Blockchain-basierte Zolllösung umsetzen. (Foto: denisismagilov/AdobeStock)
Matthias Pieringer

Das Logistik-IT-Unternehmen AEB und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML arbeiten an einer Blockchain-basierten Zolllösung. Wie die Partner kürzlich bekannt gegeben haben, sei das Ziel eine durchgängig digitale und weitestgehend automatisierte Zollabwicklung. Dazu wollen die Partner jegliche Zolldokumente in digitaler Form verfügbar und die Papierform obsolet machen. Die eingesetzte Blockchain-Technologie soll es ermöglichen, digitale Vorgänge und Dokumente für alle Beteiligten sicher zu hinterlegen und – gekoppelt an den physischen Warenfluss – zu aktualisieren. Damit wären deren Inhalte beispielsweise für Exporteure (Warenversender), Importeure (Warenempfänger), Logistikpartner, Transportunternehmen, Zollbroker und Zollbehörden jederzeit nachvollziehbar, so die Mitteilung.

Zunächst Ausfuhrbegleitdokument im Fokus

Im Fokus des Projekts, das in der Forschungsinitiative Blockchain Europe angesiedelt ist, steht demzufolge in einem ersten Schritt das Ausfuhrbegleitdokument. Mit diesem bestätigt die zuständige Zollstelle, dass die Ausfuhr zulässig ist und versendet es per PDF an den Exporteur. Dieser druckt das Dokument aus und legt es der Ausfuhrsendung bei.

Der Warenempfänger im Drittland ist den Angaben zufolge meist nicht digital in den Ausfuhrprozess eingebunden, erhält viele relevante Informationen erst mit der Ware und das häufig in Papierform. Er muss für seine Importanmeldung die Daten oft erneut digital erfassen.

„Durch die zahlreichen Beteiligten am Zollprozess verursacht der bisher papierbasierte Ablauf beim Ausfuhrbegleitdokument oftmals einen großen Aufwand“, sagte Dr. Ulrich Lison, Außenwirtschaftsexperte und Mitglied des AEB-Verwaltungsrats. „Genau hier will unser Projekt ansetzen und das Ausfuhrbegleitdokument entlang des gesamten Prozesses durchgängig digitalisieren.“ Auf diese Weise sollen alle Beteiligten Transparenz über den Abwicklungsprozess erhalten, manueller Aufwand soll reduziert werden und aufwändige Überprüfungen vor Ort könnten in den digitalen Raum verlegt werden.

Beteiligung gefragt

Noch steht das Projekt relativ am Anfang. Um schnell erste Ergebnisse zu erzielen, setzen die Partner auf ein agiles Vorgehen. „Über einen agilen SCRUM-Prozess wollen wir einen ersten prototypischen Zollprozess digitalisieren“, so Roman Koller, Teilprojektleiter Zoll bei Blockchain Europe. Für die weitere Umsetzung sucht Blockchain Europe den Angaben zufolge weitere Unternehmen, die sich beteiligen wollen – darunter auch Firmen, die vom Brexit betroffen sind. „Wir freuen uns sowohl über Profis bei der Zollabwicklung als auch über Unternehmen, die zum Beispiel durch den Brexit erstmalig mit den Herausforderungen der Zollabwicklung im Außenhandel in Berührung kommen“, sagte Koller. „Die Unternehmen können gemeinsam mit Blockchain Europe einen Beitrag zur durchgängig digitalen Zollabwicklung leisten und als Validierungspartner die geplanten prototypischen Prozesse in der Praxis testen. Vielleicht hat der Brexit als zusätzlicher Impuls für einen Digitalisierungsschub dann doch noch etwas Gutes.“

Die Forschungsinitiative „Blockchain Europe“ zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in Nordrhein-Westfalen ist im Mai 2020 gestartet und läuft zunächst bis April 2023. Das Entwicklungsprojekt zu blockchain-basierten Zollabwicklung ist 2021 angelaufen und ein kontinuierlicher Prozess. Laut Fraunhofer IML ist man zuversichtlich, in den kommenden zwei Jahren (bis zum Frühjahr 2023) bereits einen entscheidenden Fortschritt zu erreichen.