Logistik-Indikator: Auf der Suche nach der Trendwende
Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) und das Münchener Ifo-Institut haben den Logistikindikator für das vierte Quartal 2023 veröffentlicht. In der deutschen Logistikwirtschaft verbesserte sich demnach das Geschäftsklima am aktuellen Rand wieder leicht. Der zugehörige Index stieg im vierten Quartal geringfügig auf 83,9 Indexpunkte. Die Aufwärtsbewegung resultierte laut den Studienautoren aus der Zunahme des Erwartungsindikators. Die Geschäftserwartungen blieben trotz ihrer Verbesserungen aber ungünstig. Die Geschäftslage wurde im Vergleich zum Vorquartal nochmals schlechter eingeschätzt. Der Logistik-Indikator beruht auf monatlichen Erhebungen, die das Ifo-Institut im Auftrag der BVL im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.
Die Perspektive der Logistikdienstleister
Die aktuelle Geschäftssituation der Logistikdienstleister trübte sich laut der Erhebung abermals deutlich ein. Gleichzeitig konnten sich die Geschäftserwartungen zwar geringfügig bessern, die Dienstleistungsunternehmen blickten den kommenden sechs Monaten aber nach wie vor sorgenvoll entgegen, so BVL und Ifo. Da die Abwärtsbewegung des Lageindikators überwog, sank der übergeordnete Geschäftsklimaindex auf einen Stand von 79,7 Indexpunkten. Die Unternehmen meldeten nochmals häufiger als im Vorquartal eine rückläufige Nachfrage sowie weitverbreitet sinkende Auftragsbestände. Die Nachfrageerwartung für die kommenden Monate konnte sich allerdings spürbar bessern, blieb aber stellenweise noch rückläufig. Die Personalpläne waren weiterhin restriktiv geprägt. Gleichzeitig visierten die Unternehmen wesentlich häufiger als im Vorquartal weitere Preissteigerungen an.
Entwicklungen in Handel und Industrie
Die Betriebe aus Handel und Industrie zeigten sich in den Konjunkturumfragen erneut unzufriedener mit ihren laufenden Geschäften. Der Blick auf die künftigen Geschäftsentwicklungen in den kommenden sechs Monaten blieb den Studienautoren zufolge sorgenvoll, wenn auch erkennbar seltener als noch im Vorquartal. In Summe stieg der Klimaindex auf 88,1 Punkte. Die Lagerbestände waren ähnlich hoch wie im Vorquartal. Nochmals mehr Betriebe meldeten restriktive Personalplanungen. Zudem planten die Unternehmen stellenweise mit Preissenkungen.
Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken. Damit tritt die deutsche Wirtschaft seit Jahresbeginn mehr oder weniger auf der Stelle. Zwar haben im Verlauf des Jahres die Inflationsrate nachgelassen und sich der Anstieg der Lohneinkommen im Vergleich zum Vorjahr beschleunigt. Allerdings blieb die Erholung beim privaten Konsum bislang aus, auch weil ein Teil des Kaufkraftplus gespart wurde. Vom globalen Warenhandel und der globalen Industrieproduktion kamen auch keine Impulse. Notenbanken dämpften vielerorts die Konjunktur zur Bekämpfung der Inflation, und im Zuge der Erholung von der Coronakrise waren weltweit vor allem Dienstleistungen im Aufwind. Daher setzten die deutschen Exporte ihre Talfahrt bis zuletzt fort.
Erste Zeichen für Trendwende
„Auf den ersten Blick gibt es am Logistik-Indikator nichts zu beschönigen. Nach dem Schock des Ukraine-Krieges gab es nur einen kurzen Aufwärtstrend Ende des vergangenen Jahres, seitdem deuteten alle Indikatoren wieder nach unten – deutlich unter der Normallinie“, kommentierte der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Thomas Wimmer die Ergebnisse.
Auch im vierten Quartal 2023 sacke die Geschäftslage noch weiter ab, so Wimmer weiter. Allerdings sieht der BVL-Vorstandsvorsitzende bei den Geschäftserwartungen erste Anzeichen eine leichte Trendwende, während das Geschäftsklima nahezu konstant bleibt.
Interessant ist Wimmer zufolge besonders der Blick auf die Monatswerte vom November. Hier deuteten erstmals wieder alle drei Indikatoren nach oben, auch die aktuelle Geschäftslage wird – auf niedrigem Niveau – wieder besser eingeschätzt. Insbesondere bei Industrie und Handel verbesserten sich die Geschäftserwartungen seit Juli kontinuierlich.
„Beachtlich ist, dass sich bei den Verladern die Geschäftslage und der Erwartungswert für die nächsten sechs Monate treffen – und zwar beide aufwärts gerichtet. Das war in der Vergangenheit immer ein Zeichen für einen Richtungswechsel - in diesem Fall für einen hoffnungsfrohen“, so Wimmer in seinem Kommentar.
Der BVL-Vorstandsvorsitzende ging auch auf die verhalten positiven Wirtschaftsnachrichten der letzten Tage ein – etwa Abarbeitung von Rückstand, gute Geschäfte, en Rückgang der Inflation oder die Jahresendrallye bei den Börsen. Gute Signale dürften nicht im Sog der Warn- und Pessimismus-Wellen untergehen. Als Wermutstropfen hingegen bewertete Wimmer die Entwicklung bei den Logistikdienstleistern: Hier läsen sich die Geschäftserwartungen in der Quartalsansicht noch leicht steigend, seien aber im November wieder ins Negative gedreht.
Zeichen stehen auf Erholung
Der Erwartung der Studienautoren zufolge sind in den kommenden Quartalen die Weichen grundsätzlich auf Erholung gestellt. Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug, die Lohneinkommen steigen mit kräftigen Raten, und die Beschäftigung ist so hoch wie nie zuvor im wiedervereinigten Deutschland. Damit kehre die Kaufkraft weiter zurück, und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sollte wieder zulegen, heißt es in der Analyse. Zudem dürfte wegen der sinkenden Inflation auch der Zinshöhepunkt überschritten sein. Kapitalmarkt- und Kreditzinsen sinken bereits seit Mitte Oktober, und im Frühsommer des kommenden Jahres dürfte die Europäische Zentralbank eine erste Leitzinssenkung beschließen. Das dürfte nach Einschätzung des Ifo-Instituts auch die deutschen Absatzmärkte stützen, zumal auch dort mit einem Kaufkraftplus zu rechnen ist. Daher sollten der globale Warenhandel und der Warenkonsum wieder zulegen und im kommenden Jahr zu den Konjunkturtreibern werden. Davon werden das Verarbeitende Gewerbe und der Handel profitieren.
Insgesamt jedoch dürfte auch das Jahresende noch schwach ausfallen, so die Prognose von BVL und Ifo. Darauf deuteten die meisten Frühindikatoren hin. Bei privaten Haushalten und Unternehmen ist die Stimmung schlecht. Allerdings setzten sich die Rückgänge der vergangenen Monate nicht fort, und in vielen Bereichen konnten leichte Verbesserungen verbucht werden. Zusätzlich dämpfen dürften die wirtschaftspolitische Unsicherheit, die hierzulande deutlich höher ist als anderswo, so die Analyse. Die Weichenstellungen der Bundesregierung insbesondere im Zusammenhang mit der Energiewende sei vorwiegend kleinteilig, häufig widersprüchlich und wenig verlässlich, heißt es.
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