Keine Produkte, sondern Werte wie etwa Daten bestimmen die Wirtschaft und die Lieferkettennetzwerke von morgen – davon ist Prof. Dr. Dr. h.c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, Dortmund, fest überzeugt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter des Fraunhofer IML und Prof. Dr. Boris Otto, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST, Dortmund, stellte der Forscher das System hinter der sogenannten Silicon Economy in einem Forum auf dem LogiMAT.digital Summer Summit vor.
„Nach dem Internet der Daten und dem Silicon Valley stehen wir nun an der Schwelle zur Plattformökonomie und dem Internet der Werte – der Silicon Economy. Laut der Erhebung S&Ps 500 total Assets waren im vergangenen Jahr 90 Prozent aller Vermögenswerte immateriell, bestanden also aus Kundendaten, Patenten, Marken und Software“, erläuterte ten Hompel.
Wandel in der Logistik
Diese Entwicklung stelle eine gravierende Veränderung für die Logistik dar, betonte der Forscher. Geld werde zukünftig vorwiegend mit Daten verdient, nicht mit materiellen Assets. Damit dies funktioniere sei ten Hompel zufolge allerdings Vertrauen und Fairness unabdingbar.
„Dies herzustellen gelingt etwa über Blockchain-Anwendungen und die Bereitstellung von Open-Source-Anwendungen für alle.“ Dies sei vor allem deshalb relevant, weil ohne diese beiden Komponenten Unternehmen zukünftig nicht mehr am Wertschöpfungskreislauf teilhaben können. „Wer nicht Teil des International Dataspace ist – und das ist ohne entsprechende Software und Anwendungen wie die Blockchain nicht möglich – wird kein Geschäft mehr machen“, sagte ten Hompel.
Um den International Dataspace für alle gleichberechtigt zu öffnen hat das Fraunhofer IML gemeinsam mit weiteren Kollegen aus der Forschung und anderen Logistikakteuren die „Open Logistics Foundation“ gegründet. Hier soll in einem interdisziplinären Kontext ein Open Source Ecosystem entwickelt werden, in dem Software- und Hardwareanwendungen für alle zur freien Verfügung stehen. „Ein Beispiel dafür ist etwa der Blockchain-Device, den wir vergangenes Jahr vorgestellt haben. Der Prototyp ist in der Lage empfindliche Produkte wie Lebensmittel, Medikamente und Impfstoffe entlang der Lieferkette zu begleiten und zu überwachen. Nun arbeiten wir sukzessive daran, dass der Device autonom Smart Contracts verhandeln und etwa Zahlungen verbuchen kann“, ergänze Michael Henke.
Open-Source-Geschäftsmodelle
Für alle verfügbare Vorlagen und Anwendungen sollen nach Ansicht des Fraunhofer IML aber nicht nur auf Software und Technologie beschränken. Auch Ansätze für Geschäftsmodelle, die in Verbindung mit den Anwendungen stehen, sollen zukünftig für alle Interessierten zur Verfügung stehen. Blaupausen hierfür entwickelt das Fraunhofer IML derzeit gemeinsam mit mehreren Start-ups. Die Vorstellung erster Geschäftsmodelle ist für 2022 geplant.
Neben der Verfügbarkeit von Technologien und Anwendungen sei ein Umdenken bei allen Beteiligten notwendig, damit Silicon Economy funktioniert, betonte Boris Otto.
„Nur wer die Zusammenarbeit mit anderen ausprobiert, kann Vertrauen aufbauen und lernt Innovationen gemeinsam zu entwickelt. Dazu müssen wir auch Wettbewerber an einen Tisch holen. Das System wird nur funktionieren, wenn alle etwas zur Party mitbringen. Dafür profitieren aber am Ende auch alle“, erläuterte Otto und fügte hinzu: „Das Gelegenheitsfenster ist jetzt offen, es wird sich aber auch wieder schließen.“
Der Wille ist da
Dass der Wille zur Kooperation durchaus größer geworden ist, erfährt das Fraunhofer IML nun häufiger. Inzwischen kämen auch CEOs großer Unternehmen von sich aus auf die Forscher zu, um am Projekt teilzunehmen. Diese Offenheit müsse sich allerdings auch in den Vertragsverhandlungen zum Einsatz von Innovationen widerspiegeln, wie ten Hompel anmahnte.
„Die Entwicklung für unser Produkt LoadRunner hat nur wenige Monate gedauert, die Verhandlungen mit potenziellen Nutzern ziehen sich nun bereits fast ein Jahr hin. Da müssen wir schneller werden, wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen. Und dafür haben wir durchaus Chancen. Bei den B2B-Plattformen ist das Rennen noch völlig offen. Da können wir in Deutschland noch einsteigen.“
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