Logistics Performance Index 2023: Singapur löst Deutschland als Logistik-Weltmeister ab

Im neuen Bericht der Weltbank „Connecting to Compete“ zum Logistics Performance Index 2023 befinden sich Singapur und Finnland auf den ersten zwei Plätzen. Deutschland landet zusammen mit Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz auf Rang drei.

Die höchste Punktzahl innerhalb des Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank erzielte Singapur mit einem Wert von 4,3. (Bild: AdobeStock, Lovegrove)
Die höchste Punktzahl innerhalb des Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank erzielte Singapur mit einem Wert von 4,3. (Bild: AdobeStock, Lovegrove)
Gunnar Knüpffer

Laut dem siebenten Bericht „Connecting to Compete“ der Weltbank über den Logistics Performance Index (LPI) ist Deutschland nicht mehr der Logistik-Weltmeister. Die Bundesrepublik befindet sich im Jahr 2023 zusammen mit Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz mit 4,1 Punkten auf Rang drei im weltweiten Ranking beim LPI. In der Liste ist Singapur mit 4,3 Punkten auf Platz eins, gefolgt von Finnland (4,2 Punkte). Die Weltbank veröffentlichte diesen Bericht am 21. April. Den Platz sieben im weltweiten Logistik-Ranking teilen sich Österreich, Belgien, Kanada, Hong Kong, Schweden und die Vereinigten Arabischen Emirate mit jeweils 4.0 Punkten.

Dieser Report erscheint nach drei Jahren beispielloser Unterbrechungen der Lieferkette während der Covid-19-Pandemie, die die Lieferzeiten in die Höhe schnellen ließ. Der LPI, der 139 Länder erfasst, misst, wie schwer es ist, wieder zuverlässige Lieferkettenverbindungen herzustellen, sowie die strukturellen Faktoren, die dies ermöglichen, wie die Qualität der Logistikdienstleistungen, die handels- und transportbezogene Infrastruktur und die Grenzkontrollen.

Bei den Ländern, die zuletzt unter der Rubik BRICS-Staaten liefen, sichern sich China und Südafrika zusammen mit Rang 19 die beste Platzierung. Indien belegt Platz 38, Brasilien kommt auf Platz 51 und die Russische Föderation auf Platz 88. Das Schlusslicht in dieser Analyse der Weltbank bilden Libyen und Afghanistan auf Rang 138. Davor sind noch die Länder Kamerun und Haiti (jeweils 134) und Somalia (137) zu finden.

„Logistik ist das Lebenselixier des internationalen Handels, und der Handel wiederum ist eine starke Kraft für Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung“, sagte Mona Haddad, Global Director for Trade, Investment and Competitiveness bei der Weltbank. „Der Logistics Performance Index hilft den Entwicklungsländern zu erkennen, wo Verbesserungen möglich sind, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern."

Die Ausgabe 2023 enthält einen erweiterten Datensatz, bestehend aus dem umfragebasierten Logistics Performance Index (LPI), der aus der traditionellen LPI-Umfrage unter Logistikfachleuten resultiert, und neuen Leistungskennzahlen (KPI), die die tatsächliche Geschwindigkeit des weltweiten Handels messen. Die neuen KPI werden aus großen globalen Tracking-Datensätzen (Big Data) für Schiffscontainer, Luftfracht und Pakete abgeleitet.

  • Dabei waren die Logistikdienstleistungen sowohl bei den Spitzenreitern als auch bei den Schlusslichtern des Logistics Performance Index (LPI) weitgehend stabil, obwohl es schwierige Rahmenbedingungen gab. Trotz der durch die Covid-19-Pandemie verursachten Unterbrechungen der Schifffahrt und der globalen Lieferkettenkrise blieb die durchschnittliche Gesamtpunktzahl im LPI 2023 im Großen und Ganzen so hoch wie bei der vergangenen Erhebung im Jahr 2018.
     
  • Diese Widerstandsfähigkeit spiegelt zum Teil die Robustheit der LPI-Erhebung wider, die strukturelle Faktoren erfasst, die nicht direkt von der jüngsten Krise betroffen waren, wie etwa die Qualität der Infrastruktur oder des Zolls. Die zehn Länder mit der besten Logistikleistung boten weiterhin eine hochkarätige Logistik, die im Durchschnitt mit 4,1 von 5 Punkten bewertet wurde, verglichen mit 4 Punkten im Jahr 2018. Die durchschnittliche Bewertung der zehn Länder mit den schlechtesten Leistungen ist trotz der schwierigen Umstände nicht gesunken und liegt wie 2018 bei 2,1 von 5 Punkten. Allerdings waren in der Ausgabe 2023 21 Länder weniger vertreten als in der Ausgabe 2018, darunter viele Länder mit einem geringen Wohlstand.
     
  • Im mittleren Bereich der Logistik sind Fortschritte zu verzeichnen. Im Vergleich zu den Vorjahren haben mehr Länder eine höhere Punktzahl im LPI erreicht. Die durchschnittliche Gesamtpunktzahl der Länder ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gestiegen, wobei mehr Länder eine Gesamtpunktzahl von 3 bis 4 erreicht haben.
     
  • Die Zuverlässigkeit der Lieferkette ist entscheidend. Bei Containern beträgt die durchschnittliche Zeit vom Einlaufen in den Exporthafen bis zum Verlassen des Zielhafens über alle potenziellen Handelsrouten hinweg 44 Tage, mit einer Standardabweichung von 10,5 Tagen. Etwa 60 Prozent der Zeit, die für den internationalen Warenverkehr benötigt wird, wird auf See verbracht. Die größten Verzögerungen treten jedoch auf, wenn die Container am Herkunfts- oder Bestimmungsort aufgehalten werden - in Häfen, Flughäfen oder multimodalen Einrichtungen. Maßnahmen, die auf diese Einrichtungen abzielen, wie Investitionen in die Produktivität der Häfen, die Modernisierung des Zolls und neue Technologien, können die Zuverlässigkeit verbessern.
     
  • Leistung hängt nicht vom Wohlstand ab. Besonders deutlich wird dies bei neuen Leistungsindikatoren wie der Verweildauer von Containern in Häfen (Dwell Time). Schwellenländer haben tendenziell kürzere Verweilzeiten als Industrieländer, möglicherweise aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Lieferkettenkrise 2021 bis 22, der Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine auf die Logistik in Europa und des Vorsprungs reicherer Volkswirtschaften bei der Hafenproduktivität und der Digitalisierung von durchgehenden Lieferketten. Länder mit mittlerem Wohlstand, die in allen sechs LPI-Komponenten eine konsistente Leistung erbringen, könnten sowohl ihre Mitbewerber als auch fortschrittlichere Länder übertreffen.

Die neuen KPI sind noch nicht in die Konstruktion der wichtigsten LPI-Indikatoren (Länder-Scores und -Ränge) eingeflossen, die weiterhin ausschließlich auf der LPI-Erhebung basieren. Die beiden Indikatorenkategorien bieten ein komplementäres und dennoch konsistentes Verständnis der Logistikleistung. Die KPI messen die Zeit oder die Leistung spezifischer Verbindungen (zum Beispiel Verspätungen in Häfen oder Flughäfen), während der umfragebasierte LPI landesweite Bewertungen von sechs Aspekten der Logistikleistung liefert: handels- und transportbezogene Infrastruktur, Zoll- und Grenzmanagement, Qualität der Logistikdienstleistungen, Pünktlichkeit der Sendungen, Fähigkeit zur Sendungsverfolgung und die Verfügbarkeit von internationalen Sendungen zu wettbewerbsfähigen Preisen.