LogiMAT 2015: Nachlese zu „Fulfillment in der Praxis“

Experten sprachen auf Forum über das richtige Maß an Standardisierung.
Matthias Pieringer

Unter dem Titel „Fulfillment in der Praxis“ hat LOGISTIK HEUTE auf der TradeWorld 2015 in Stuttgart eine Vortragsreihe organisiert. Drei Fachleute schilderten am Eröffnungstag der Fachmesse für moderne Handelsprozesse, wie man im Fulfillment den Spagat zwischen Standardisierung und Individualisierung schaffen kann.

Der Kunde als Mitgestalter: Das funktioniert zum Beispiel bei Müsli, Schuhen, Hautcreme oder Handyschalen. Anhand solcher Beispiele erläuterte Alexander Ertner, Leiter Key Account Management beim Händlerbund, worauf das Geschäftsmodell der „Mass Costumization“ fußt. Die Mass Costumization verbinde die Massenproduktion mit Individualisierung und bringe – richtig umgesetzt – dauerhafte Wettbewerbsvorteile. Ertner machte aber deutlich, dass man auch die Risiken beachten muss: „Oberstes Ziel ist niemals die Minimierung der Varianten, sondern die Beherrschung der Komplexität.“ Ein wichtiger Hebel dafür sind, so Ertner, die Konfiguratoren auf den Webseiten der Unternehmen, die individualisierbare Produkte anbieten.

Dr. Thorsten Winkelmann, Geschäftsführer bei Arvato Healthcare, ging in seinem Vortrag „Innovative Arzneimittel und Medizintechnik – standardisierte Distribution?“ auf das Baukastensystem des Dienstleisters ein, das den Kunden eine individuelle Lösung offeriert. Standardisierte und somit häufig automatisierte Schnittstellen zwischen verschiedenen outgesourcten Prozessen führen laut Winkelmann zu Effizienz, wobei die IT eine zentrale Rolle spielt. „Standardisierung und Individualisierung sind eigentlich kein Spagat“, sagte der Arvato-Healthcare-Geschäftsführer. „Je breiter wir das Dienstleistungs-Spektrum aufstellen und über Schnittstellen verzahnen, desto mehr lässt sich standardisieren“.

Boris von Brevern, Abteilungsleiter Vertrieb Marketing & Client Management bei der Hermes Fulfilment GmbH, referierte über die Chancen für Händler im wachsenden Online-Möbelmarkt. Im Vergleich zu etablierten Online-Branchen wie Fashion weise der Möbelmarkt noch einen relativ geringen Online-Anteil auf und biete „enormes Potenzial“, sagte von Brevern. Er erläuterte mehrere Beispiele für Lösungsansätze im Online-Möbelhandel: unter anderem den Prozess „Musterstoffversand für Polstergarnituren“.Durch diesen kann der Kunde sicherstellen, dass die gewünschte Sofafarbe zur Einrichtung passt. Es gelte, so der Hermes-Experte, bestmöglichen Kundenservice durch integrierten Multichannel zu schaffen: „Verbinden Sie stationär und online.“