Lagertechnik: Mit Flexibilität punkten

Experten berichten auf LogiMAT-Forum über Erfahrungen mit Robotern.
Stellte die Stack Access Machine auf dem LogiMAT-Forum flexible Lagertechnik vor: Guido Follert, Abteilungsleiter Maschinen und Anlagen am Fraunhofer IML. Foto: Euroexpo
Stellte die Stack Access Machine auf dem LogiMAT-Forum flexible Lagertechnik vor: Guido Follert, Abteilungsleiter Maschinen und Anlagen am Fraunhofer IML. Foto: Euroexpo
Thilo Jörgl

In Zeiten von Industrie 4.0 und des E-Commerce-Booms mit stark schwankender Nachfrage und immer kürzeren Lieferzeiten können Unternehmen in ihrer Intralogistik mit flexibler, skalierbarer Lagertechnik punkten. Das war der Tenor von Experten im Forum „Flexible Lagertechnik“, das LOGISTIK HEUTE in Kooperation mit dem Dortmunder Fraunhofer IML auf der Stuttgarter Fachmesse LogiMAT am 16. März durchführte. Mithilfe autonomer Geräte in der Kommissionierung könnten Unternehmen leichter einen Rund-um-die-Uhr-Lieferservice garantierten, Immobilien mit niedriger Deckenhöhe nutzen und bereits am Sonntag Bestellungen vom Wochenende abarbeiten, sagte Frederik Brantner, CEO des Münchner Start-Ups Magazino, während des von LOGISTIK HEUTE-Chefredakteur Thilo Jörgl moderiertem Forums.

Einsatz parallel zum Menschen

Brantner referierte über die Strategie Pick-by-Robot und stellte unter anderem das Gerät „TORU“ vor, das beispielsweise Bücher aus einem Regal entnehmen kann. Einige dieser Roboter sind bereits beim Logistikdienstleister Fiege im Einsatz. Die Nutzung der Geräte bietet laut dem Magazino-Mitgründer mehrere Vorteile: Flexibilität, Integration in bestehende Lager, stückgenaues Handling, Reduzierung der Lohnkosten und Einsätze parallel zum Menschen. Mithilfe der Roboter seien auch neue Logistikkonzepte wie Vorabkommissierung und die Einführung niedrigerer Bestände denkbar.

Regalfreies Lager

Wie Unternehmen ein hochflexibles automatisches Behälterlager aufbauen können, war Thema des Vortrags von Guido Follert, Abteilungsleiter Maschinen und Anlagen am Fraunhofer IML in Dortmund. Wissenschaftler entwickelten dafür eine sogenannte Stack Access Maschine, kurz SAM. Die Idee dahinter: Mithilfe des Gerätes Behälter zu stapeln, ohne dass man ein Regal benötigt. Die Vorteile des automatischen Behälterlagers: schnelle Realisierung, Flexibilität in Sachen Einsatzort sowie Skalierbarkeit von Durchsatz und Lagerkapazität. Das Gerät kann dank zweier Lastaufnahmemittel jeden beliebigen Behälter eines Stapels entnehmen, auf dem Fahrzeug kleine Stapel bilden und am Zielort die transportierten Plastikkisten wieder aufeinander setzen. Seitliche Zugriffsöffnungen im Behälter erleichtern das Kommissionieren.

Mehr Durchsatz

Eine Weltpremiere auf der LogiMAT präsentierte den Zuhörern Robert Brauer, Vice President AS/RS bei Viastore Systems in Stuttgart. Die Schwaben zeigten auf der Messe den autonomen Lager- und Kommissionierroboter „Viarobot“. Das Gerät lagert Behälter und Kartons autonom ein, aus und um und transportiert sie zum Kommissionierer. Dank einer übergeordneten Software ist das System laut Brauer schnell einsatzfähig und leicht skalierbar. Dem Hersteller zufolge verbessert sich mit dem System der Durchsatz im Vergleich zu manuell betriebenen Lagern um bis zu 20 Prozent.

Neue Finanzierungsmodelle

Einig waren sich die Referenten, dass im Bereich der Finanzierung von Lagertechnik vermehrt neue Modelle auf den Markt kommen werden. Magazino bietet bereits neben dem Kauf verschiedene Leasing-Optionen an. Auch die Manager von Viastore Systems denken über solche Services nach. Als besondere Herausforderung betrachten die Intralogistikexperten die Schulung von Mitarbeitern, die im Alltag parallel zu den Robotern in der Produktion oder im Lager agieren. Intensive Aufklärung und Schulungen im Vorfeld der Roboter-Implementierung seien unumgänglich, betonten die Fachleute unisono.