Künstliche Intelligenz: So akzeptieren Mitarbeiter Kollege Roboter & Co.

Unter anderem empfiehlt die Publikation der Plattform „Lernende Systeme“, auf eine komplementäre Arbeitsteilung von Mensch und Roboter zu achten.

Wer möchte, dass seine Mitarbeiter KI-Lösungen akzeptieren, sollte sie nicht zur individuellen Leistungskontrolle ensetzen, so ein Whitepaper. (Foto: Peshkova / Fotolia)
Wer möchte, dass seine Mitarbeiter KI-Lösungen akzeptieren, sollte sie nicht zur individuellen Leistungskontrolle ensetzen, so ein Whitepaper. (Foto: Peshkova / Fotolia)
Therese Meitinger

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt verändert die Aufgabenteilung zwischen Mensch und Maschine grundlegend. Lernende KI-Systeme können immer komplexere Tätigkeiten selbstständig ausführen und arbeiten Hand in Hand mit den Beschäftigten zusammen. Ein am 25. Juni veröffentlichtes Whitepaper aus der Plattform „Lernende Systeme“ will Ansätze dazu aufzeigen, wie die Arbeitsteilung zwischen Mensch und KI im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden kann. Dazu bietet das Papier nach Unternehmensangaben einen Kriterienkatalog, der die Gestaltung und Entwicklung von KI-Systemen sowie deren Einführung in Unternehmen unterstützen soll. 

„KI-Systeme ergänzen die Fähigkeiten der Menschen. Sie müssen die Beschäftigten weder ersetzen noch mit ihnen konkurrieren“, sagt Norbert Huchler vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF-München), federführender Autor des Whitepapers und Mitglied der Plattform Lernende Systeme. „Wir haben Kriterien entwickelt, wie die Mensch-Maschine-Interaktion komplementär gestaltet werden kann. Das bedeutet: die Stärken menschlichen Denkens und Handelns mit den Fähigkeiten der Technologie kombinieren, sodass die Beschäftigten von der KI profitieren und Unternehmen das ökonomische Potenzial der Systeme nutzen können.“

Maschinen müssen kontrollierbar bleiben

Die Autorinnen und Autoren des Whitepapers haben zwölf Kriterien für eine gute Zusammenarbeit von Mensch und KI definiert und zu vier Clustern zusammengefasst. Die wichtigsten Kernaussagen sind: 

  • Das erste Cluster betrifft den Schutz des Einzelnen vor negativen Folgen des KI-Einsatzes. Die Systeme müssen nach Ansicht der Plattform sicher sowie diskriminierungsfrei sein. So gilt es im Fall von Industrierobotern etwa, sowohl Unfälle und Verletzungen als auch psychische Belastungen – etwa durch monotone Aufgaben – zu vermeiden. Neben dem Arbeits- und Gesundheitsschutz gehe es auch um den Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten sowie den Ausschluss von ungerechtfertigter Leistungsmessung, heißt es in dem Whitepaper.

 

  • Des Weiteren ist der Publikation zufolge bei der Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion die Vertrauenswürdigkeit der KI-Systeme zu beachten. Intelligente Maschinen und Software müssen demnach kontrollierbar bleiben und ihre Entscheidungen erklärbar sein. In der Zusammenarbeit mit der KI seien die Menschen oft vor eine für sie nicht nachvollziehbare Komplexität gestellt, schreiben die Autorinnen und Autoren. Sie raten, dass die KI-Systeme den Beschäftigten Basisinformationen über ihre Funktionsweise, Ziele, Daten und Schlussfolgerungen liefern sollten. Denn wenn Menschen Verantwortung für die Handlungen des Systems übernehmen sollen, müssen sie in der Lage sein, Interaktionen abzubrechen oder auch gegen die Empfehlung des Systems zu entscheiden.

 

  • Das dritte Cluster fokussiert die sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Beschäftigten und KI-System. „Das Prinzip lautet: Technik und Mensch müssen sich wechselseitig in ihrer Entwicklung fördern“, so Huchler. „Auf allen Tätigkeitsebenen kann KI den Menschen passgenau unterstützen, wenn das System flexibel den individuellen Wissensstand, die Fähigkeiten und Bedürfnisse seines Nutzers berücksichtigt.“
  • Viertens muss der Einsatz von KI-Systemen laut dem Whitepaper förderliche Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten hervorbringen. Der Mensch muss demnach in der Zusammenarbeit mit KI-Systemen handlungsfähig bleiben und motivierende Aufgaben übernehmen. Die KI-Systeme dürfen die Handlungsräume der Menschen nicht einengen. Die Autorinnen und Autoren empfehlen darauf zu achten, dass die KI nicht jene Arbeitsinhalte übernehmen, die motivierend, qualifizierend und gesundheitsförderlich wirken.