Kreislaufwirtschaft: Elektronikindustrie hat bei Nachhaltigkeit Luft nach oben
Die Elektronikindustrie muss größere Anstrengungen unternehmen, um den Erwartungen von Stakeholdern und Endkunden in Sachen Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Das geht aus der Studie „The Landscape of Circular Electronics Towards 2035“ hervor. Sie wurde von der Circular Electronics Initiative in Auftrag gegeben und bietet nach Angaben der Organisation eine Analyse der Entwicklungen, die den Bereich der zirkulären Elektronik bis 2035 voraussichtlich prägen werden. Zudem werden dort acht Trends identifiziert, die Marktteilnehmer im Auge behalten sollten.
Im Rahmen des Reports werden die Akteure in der Wertschöpfungskette der Elektronik zum Handeln aufgefordert. Die Autoren ermutigen dazu, mehr als bisher Praktiken des zirkulären Wirtschaftsmodells zu übernehmen. Darüber hinaus heben sie Trends hervor, die wahrscheinlich den Weg bis 2035 prägen werden. Der Bericht unterstreiche zudem, wie wichtig es ist, das Design, die Nutzung und das Recycling von Elektronikgeräten zu überdenken – über die traditionelle Entsorgung von Elektroschrott hinaus.
„Der Bericht stellt acht Trends vor, von denen wir glauben, dass es wichtig ist, sie zu kennen. Die Akteure in der Lieferkette der Elektronik sollten diese Trends bei ihren Entscheidungen mitberücksichtigen, um die Weichen in Richtung eines zirkulären Wirtschaftens zu stellen. Dabei handelt es sich um breit angelegte Trends, die aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft stammen, beispielsweise Technologie, Regulierung und Verbrauchergewohnheiten“, sagt Olivier Rostang, Zukunftsstratege beim Beratungshaus Kairos Future, das den Bericht erstellt hat.
Die folgenden acht Schlüsseltrends werden in der Studie besonders hervorgehoben:
1. Nachhaltigkeit verschmilzt mit Geopolitik
In den 2020er Jahren ist Nachhaltigkeit eng mit der Geopolitik und der nationalen Sicherheit verwoben, was durch Initiativen wie den europäischen Green Deal vorangetrieben und durch zunehmende geopolitische Turbulenzen beschleunigt wird. Diese Konvergenz stellt eine Herausforderung für den Übergang zu einer dekarbonisierten Gesellschaft dar, die mit hohen Kosten und einer Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen verbunden ist. Dies führt zu einer Verschiebung der Unternehmensstrategien, bei der Nachhaltigkeit nun ein strategischer und finanzieller Schwerpunkt ist.
2. Die EU als Regulierungsinstanz wird immer wichtiger
In den vergangenen Jahren hat die Europäische Union weltweit an Einfluss gewonnen, insbesondere durch ihre Regulierungsmacht. Die strenge Haltung der EU in Bezug auf Nachhaltigkeitsvorschriften zwingt die in Europa tätigen Unternehmen, Praktiken wie die obligatorische Nachhaltigkeitsberichterstattung zu übernehmen und Verbesserungen in diesem Themenfeld umzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass der Schwerpunkt weiterhin auf grünen Industrien liegt und dass es wichtig ist, die EU-Politik im Hinblick auf die künftige Ausrichtung zu beobachten.
3. Tracking, Tracing und Transparenz sind auf dem Vormarsch
Die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen und zirkulären Gesellschaft beschleunigt die Transparenz der Lieferkette. Verstärkt durch digitale Innovationen wie IoT und Blockchain zeichnet sich eine Zukunft ab, in der eine detaillierte Produktverfolgung und der Austausch von Verbraucherinformationen wesentliche Aspekte der Kreislaufwirtschaft sind.
4. Trotz Rückschlägen schreitet die Kreislaufwirtschaft voran
Trotz eines Rückgangs der globalen Kreislaufwirtschaft von 9,1 Prozent im Jahr 2018 auf 7,2 Prozent im Jahr 2023 zeigt Europa Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft, insbesondere im Bereich der Elektronik – etwa durch verbessertes modulares Design und das wachsende Bewusstsein für Reparierbarkeit. Darüber hinaus wächst der Markt für gebrauchte Produkte schnell, was durch den zunehmenden Fokus der Verbraucher auf nachhaltigen und bewussten Konsum angeheizt wird.
5. Alles wird zu Elektronik
Die zunehmende Integration von Elektronik in Alltagsgegenstände führt zu größerer Effizienz, gleichzeitig aber auch zu mehr Nutzung und einer größeren Menge Elektroschrott. Innovationen bei Kreislaufgeschäftsmodellen, die eine längere Nutzung und Aufrüstbarkeit fördern, bieten Alternativen. Um jedoch eine wirklich kreislauffähige Elektronik zu erreichen, müssen mehr Marken Geschäftsmodelle einführen, die sich auf die Wiederaufbereitung, die Wiederverwendung und die Rückgewinnung von Materialien konzentrieren.
6. Shared Economy – das Eigentum bekommt ernsthafte Konkurrenz
Der Wandel hin zu einer Shared Economy bietet Flexibilität und Bequemlichkeit, passt zum modernen Lebensstil und verringert die Belastung durch Wartung und Entsorgung. Er wirft jedoch auch kritische Fragen über die Verantwortung für die Wiederverwendung von Produkten sowie die Wiederverwendung und den Materialkreislauf auf.
7. KI wird den Übergang zum zirkulären Wirtschaften in der Elektronik beschleunigen
Multimodale KI-Fähigkeiten, die sowohl Text als auch Bilder verstehen, sind in der Lage, die Herausforderungen bei der Rückgewinnung von Elektronikmaterialien zu bewältigen, indem sie indem sie Sortier- und Demontageprozesse verbessern.
8. Verbraucher verlangen nach nachhaltigem Komfort und komfortabler Nachhaltigkeit
Konsumenten, insbesondere die der jüngeren Generationen, zeigen eine wachsende Vorliebe für nachhaltige Marken mit klaren Werten. Bei ihren Kaufentscheidungen stehen jedoch oft Komfort und Bequemlichkeit im Vordergrund, was zu einer Nachfrage nach "komfortabler Nachhaltigkeit" führt, bei der umweltfreundliche Produkte auch mit modernen Funktionsstandards in Einklang stehen müssen. Es ist wichtig, diese komplexe Landschaft für Unternehmen, die sie besser verstehen müssen.
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