Konjunktur: Logistik-Indikator hat im August leicht nachgegeben

Insgesamt herrschte in der Logistikwirtschaft im dritten Quartal jedoch ein mildes Geschäftsklima.

Beim Blick auf die kommenden Monate sind viele Logistikverantwortliche eher skeptisch - das zeigt der Logistik-Indikator für das dritte Quartal. (Symbolbild: Alphaspirit/Fotolia)
Beim Blick auf die kommenden Monate sind viele Logistikverantwortliche eher skeptisch - das zeigt der Logistik-Indikator für das dritte Quartal. (Symbolbild: Alphaspirit/Fotolia)
Sandra Lehmann

In der deutschen Logistikwirtschaft herrschte im dritten Quartal 2021 ein sehr mildes Geschäftsklima. Der entsprechende Indikator gab im August im Gegensatz zu den Vormonaten zwar etwas nach, notierte aber weiterhin bei sehr guten 106,4 Punkten. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt. Der Rückgang sei vor allem auf die weniger zuversichtlichen Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Die derzeitige Geschäftslage hingegen wurde abermals günstig beurteilt.

Logistikdienstleister sind zufrieden

Die Logistikdienstleister zeigten sich dem Ifo-Institut zufolge deutlich zufriedener mit ihren laufenden Geschäften. Die Nachfrage habe erheblich an Schwung gewonnen und auch die Auftragsbücher füllten sich sichtlich. Die Aussichten auf das kommende halbe Jahr blieben von Optimismus geprägt, jedoch etwas seltener als zuletzt. Für das Geschäftsklima im dritten Quartal 2021 resultierte daraus eine erneute Verbesserung.

Skepsis beim Blick in die Zukunft

In Handel und Industrie waren die befragten Akteure einerseits ausgesprochen zufrieden mit dem aktuellen Geschäftsverlauf, andererseits habe sich mit Blick auf die künftigen Monate Skepsis ausgebreitet. Die Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen stellte die Teilnehmenden vor große Herausforderungen, denn auch die Lagerbestände reduzierten sich ausgesprochen stark. Ebenso bereiteten die steigenden Infektionszahlen – besonders dem Handel – Sorge. Trotzdem stieg der Geschäftsklimaindikator aufgrund der starken Aufwärtsbewegung der Lagekomponente im Berichtsquartal geringfügig an.

Nachdem die Coronakrise die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn noch um zwei Prozent schrumpfen ließ, erholte sich die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2021 allmählich, so das Institut. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 1,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2021 und lag damit nur noch um 3,3 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom vierten Quartal 2019. Bedingt durch die Lockerungen und dem damit einhergehenden Herauffahren des öffentlichen Lebens gewann die Nachfrage erheblich an Dynamik: Vor allem die privaten Konsumausgaben legten laut der Erhebung mit einem Plus von 3,2 Prozent im Vergleich zu erstem Quartal kräftig zu, wovon neben dem Handel auch viele Dienstleister aus den Bereichen Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Beherbergung und Gastronomie profitierten.

Abbau der Kurzarbeit in der Produktion schleppend

Während es in vielen Wirtschaftsbereichen durch die Erholung der Konjunktur einen weiteren Abbau der Kurzarbeit gegeben habe, verlief dieser Prozess im verarbeitenden Gewerbe deutlich langsamer (minus 56 Prozent, von 424 000 auf 187 000). Zwar stiegen dort die Auftragseingänge seit nunmehr über einem Jahr fast ununterbrochen; aufgrund zunehmender Engpässe bei der Lieferung von Vorprodukten mussten die Industrieunternehmen allerdings im zweiten Quartal ihre Produktion drosseln. Während im Januar noch 18 Prozent der vom ifo Institut befragten Unternehmen angaben, in ihrer Produktion infolge mangelnder Rohstoffe und Vormaterialien behindert zu sein, waren es im August bereits 70 Prozent und damit so viele wie nie zuvor seit 1991. Durch fehlende Mikrochips zeigten sich die Automobilbranche und die Hersteller elektrischer Ausrüstungen am stärksten betroffen, bei der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren bereitete der starke Preisanstieg für Kunststoff-Granulate große Sorgen.

Auch die Indikatoren des Statistischen Bundesamtes zur Messung der wirtschaftlichen Aktivität anhand der Verkehrsleistung bilden laut Ifo-Institut diese Entwicklungen ab: Der Transportindex, der den Straßen-, Schienen-, Luftverkehr wie die Binnenschifffahrt gesamtheitlich abbildet, stagnierte seit März und ging im Juli sogar leicht zurück. Die Daten des täglich aktualisierten Lkw-Maut-Fahrleistungsindex zeigten zudem, dass sich der Rückgang der Lkw-Fahrleistung im August fortsetzte, was im Zusammenhang mit der Beschaffungsproblematik stehen dürfte.

„Die gute Nachricht, die der Logistik-Indikator für das dritte Quartal 2021 vermittelt, lautet: Obwohl die Pandemie noch immer nicht vorbei ist, liegen die Werte für Geschäftslage, Geschäftserwartungen und somit auch das Geschäftsklima auf dem Niveau der Vor-Corona-Jahre 2018 und 2019 – sofern man die Umfrageergebnisse der Monate Juni, Juli und August zu Quartalswerten aggregiert“, sagt Prof. Dr. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der BVL. „Der Blick allein auf die Werte des Monats August dämpft jedoch die Freude. Denn gerade in den vergangenen Wochen haben sich die Lageeinschätzung und vor allem die Erwartungen deutlich verschlechtert – in der Industrie, im Handel und bei den Logistikdienstleistern. Die ‚epidemische Lage von nationaler Tragweite‘ ist Ende August vom Deutschen Bundestag bestätigt worden und gilt jetzt bis in den Herbst hinein. Doch es sind wohl eher handfeste realwirtschaftliche Herausforderungen, die die Erholung infrage stellen. So hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) im Juli seine Absatzprognose für 2021 von acht auf drei Prozent herabgesetzt. Grund dafür: der Mangel an elektronischen Bauteilen. Doch es sind nicht nur ‚Chips‘, die fehlen und zeitweise zu Produktionsstopps führen.“