In der deutschen Logistikwirtschaft trübte sich das Geschäftsklima erneut spürbar ein und präsentierte sich damit weiter unfreundlich. Der zugehörige Index notierte im dritten Quartal bei 83,2 Indexpunkten. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das Ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.
Demnach schätzen die Unternehmen ihre Geschäftslage nun mancherorts als ungünstig ein. Zudem verschlechterten sich die Geschäftsaussichten und zeigten einen sorgenvollen Blick in die Zukunft. Die Geschäftserwartungen der Logistikdienstleister verdüsterten sich erneut am aktuellen Rand, die Dienstleister schauten den kommenden sechs Monaten somit skeptisch entgegen.
Rückläufige Nachfrage bei Unternehmen
Gleichzeitig verschlechterte sich auch die Geschäftslage im Vergleich zum Vorquartal deutlich, heißt es vonseiten des Ifo Instituts. Diese wurde weitverbreitet als ungünstig eingeschätzt. Folglich sank der übergeordnete Geschäftsklimaindex auf einen Stand von 80,5 Indexpunkte. Unternehmen meldeten vermehrt eine rückläufige Nachfrage sowie weitverbreitet sinkende Auftragsbestände. Auch für die kommenden Monate rechnen die Teilnehmenden noch mit einer sinkenden Nachfrage. Erneut visierten die Unternehmen Preissteigerungen an, wenn auch seltener als noch im Vorquartal, so die Analyse des Instituts.
Werte so schlecht wie zuletzt in Coronazeiten
Die Betriebe aus Handel und Industrie zeigten sich, im Gegensatz zum Vorquartal, stellenweise unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften. Zudem zeichneten die Geschäftserwartungen ein pessimistisches Bild. Als Resultat sank der Klimaindex auf 86,0 Punkte, dies war der niedrigste Quartalswert seit Ausbruch der Coronapandemie im zweiten Quartal 2020. Die Lagerbestände stiegen nochmals. Die Personalplanungen waren erneut teilweise restriktiv. Die Betriebe rechneten am aktuellen Rand nur noch punktuell damit, höhere Verkaufspreise durchsetzen zu können.
Die deutsche Wirtschaft trat im ersten Halbjahr 2023 auf der Stelle. Die hohe Inflation zehrte an der Kaufkraft der privaten Haushalte und ließ die Europäische Zentralbank die Leitzinsen kräftig anheben. Darunter litten die Konsum- und die Baukonjunktur, da die realen Haushaltseinkommen gesunken und die Finanzierungskosten gestiegen sind. Aber auch der Industriekonjunktur ging die Luft aus.
Abkühlung in der Weltkonjunktur spürbar
Zwar verloren die angebotsseitigen Engpässe, die die Produktion im vergangenen Jahr noch spürbar hemmten, zunehmend an Bedeutung. Allerdings machte sich nachfrageseitig zunehmend die Abkühlung der Weltkonjunktur bemerkbar. Denn vielerorts bremsten Notenbanken die Konjunktur durch rasche und kräftige Leitzinsanhebungen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Zudem ist eine merkliche Kehrtwende bei der Produktion in den energieintensiven Industriezweigen in Deutschland trotz kräftig gesunkener Energiepreise bislang ausgeblieben.
Von den rückläufigen Energiepreisen profitierten die Verbraucher. Vor allem deshalb ging in den vergangenen Monaten der Anstieg der Verbraucherpreise zurück. Bei den übrigen Waren und den Dienstleistungen erwies sich der Preisauftrieb hingegen als zäh. Hier dürften die deutlich gestiegenen Lohnkosten einem schnelleren Rückgang entgegengewirkt haben. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten spürbar eingetrübt. Nahezu kein Wirtschaftsbereich blieb davon verschont, so das Ifo-Institut. Daher dürfte sich die konjunkturelle Abkühlung in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Den Bauunternehmen, insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus, dürften allmählich die Aufträge ausgehen, da sich die umfangreichen Stornierungen bestehender Aufträge und der Rückgang neuer Aufträge bis zuletzt fortgesetzt hätten. Daher werde die Bauproduktion in den kommenden Quartalen wohl zurückgehen.
Erholung beim privaten Konsum prognostiziert
Auch vom Verarbeitenden Gewerbe dürften zunächst keine konjunkturellen Impulse ausgehen, prognostizieren die BVL und das Ifo Institut. Die Nachfrage nach Industriewaren in wichtigen Absatzmärkten werde schwach bleiben und erst gegen Jahresende wieder anziehen. Der private Konsum dürfte sich im zweiten Halbjahr allmählich erholen. Der Anstieg der verfügbaren Haushaltseinkommen werde kräftig bleiben und bei langsam sinkenden Inflationsraten auch zu einem Kaufkraftplus führen. Alles in allem dürfte dem Ifo-Institut zufolge die Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal sinken. Erst gegen Jahresende sei wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen, bevor dann im kommenden Jahr gesamtwirtschaftlich eine Erholung einsetze. Prof. Dr. Thomas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der BVL, sieht jedoch auch in aktuellen Entwicklung viel Positives für die Logistikwirtschaft:
„Viele Logistiker sagen: ‚Never miss the chance of a crisis.‘ Der Indikator bildet ‚nur‘ die nächsten sechs Monate ab. In Supply Chain Management und Logistik wird aber längerfristig geplant. So sehen wir bei unseren Mitgliedsunternehmen heute schon erhebliche Investitionen in neue Technologien, um durch Rationalisierung und verbesserte Effizienz den Fachkräftemangel meistern zu können: mit KI-Einsatz in der Routenplanung, zum automatischen Identifizieren und Steuern von Sendungen, zum Erschließen intermodaler Verkehre. Das geschieht im Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis. Und diese Investitionen sind ein klares Zeichen für die Zuversicht vieler Unternehmen“, so Wimmer in einem Kommentar zum aktuellen Logistikindikator.
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