Konjunktur: In der Logistik kippt die Stimmung

Die Zukunftssorgen vieler Unternehmen haben sich im zweiten Quartal negativ auf das Geschäftsklima ausgewirkt.

Die Aussichten für das laufende Jahr werden von den Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Logistik aktuell weniger positiv bewertet, wie eine Erhebung der BVL und des Ifo Instituts zeigt. (Symbolbild: Alphaspirit/Fotolia)
Die Aussichten für das laufende Jahr werden von den Unternehmen aus dem Wirtschaftszweig Logistik aktuell weniger positiv bewertet, wie eine Erhebung der BVL und des Ifo Instituts zeigt. (Symbolbild: Alphaspirit/Fotolia)
Sandra Lehmann

Der Geschäftsklima-Index für das Wirtschaftsfeld Logistik hat im zweiten Quartal 2022 einen erneuten Dämpfer erhalten. Das geht aus einer Erhebung des Ifo Instituts im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) hervor. Demnach notierte der Index zuletzt nur noch bei 90,9 Punkten (1. Quartal 2022: 100,5 Punkte). Zurückzuführen sei dieser Rückgang auf die erheblich pessimistischeren Geschäftserwartungen. Auch die Geschäftslage wurde weniger häufig als noch zuvor als günstig beurteilt.

Krieg und Lockdown in China belasten

Bei den Logistikdienstleistern breiteten sich durch den Krieg in der Ukraine sowie den Lockdown in China Zukunftssorgen aus, wodurch der Geschäftsklimaindikator nun in den negativen Bereich rutschte. Die laufenden Geschäfte bewerteten die Unternehmen indes noch häufig positiv, denn die dynamische Nachfrage ließ den Auftragsbestand weiter ansteigen. Preispolitisch fassten die Unternehmen flächendeckend Anhebungen ins Auge.

Auch die Betriebe aus Handel und Industrie zeigten sich der BVL zufolge nun häufig besorgt mit Blick auf die Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr. Die Zufriedenheit mit den laufenden Geschäften nahm etwas ab, so dass auch der Klimaindikator erhebliche Einbußen zu verzeichnen hatte – die Kennzahl fiel in den negativen Bereich. Die bereits stark erhöhten Preise sollen im kommenden Quartal abermals angehoben werden.

Positive Entwicklung zu Beginn des Jahres

Die jüngste Coronawelle hinterließ im zurückliegenden Winterhalbjahr nur geringfügige Spuren in der deutschen Konjunktur. Nachdem die Wirtschaftsleistung am Jahresende 2021 um 0,3 Prozent zurückgegangen ist, wurde zu Jahresbeginn 2022 bereits wieder ein Plus verzeichnet. Im ersten Quartal 2022 stieg das Bruttoinlandsprodukt – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2021. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde der Erhebung zufolge vor allem vom Dienstleistungssektor getragen, der vom Abflauen der Coronawelle profitieren konnte. Auch die Bauwirtschaft startete, nicht zuletzt als Folge der günstigen Witterung, kräftig ins neue Jahr.

Seit Ende Februar wird die konjunkturelle Entwicklung allerdings zunehmend durch den Krieg in der Ukraine und den mehrwöchigen Lockdown in China belastet, heißt es seitens der BVL. Zwar habe sich in den vergangenen Monaten an der positiven Einschätzung der wirtschaftlichen Lage durch die deutschen Unternehmen nichts geändert. Allerdings ließen eine Verschärfung der Lieferengpässe, neue Sanktionen gegen Russland sowie sprunghafte Anstiege der Energie- und Nahrungsmittelpreise die Erwartungen der Unternehmen einbrechen und sowohl Produzenten- als auch Verbraucherpreise kräftig steigen. Zusätzlich dürften die hohen Kosten die Gewinne und damit die Investitionstätigkeit der Unternehmen belasten. So gaben in der Aprilbefragung des Ifo Instituts die Industrieunternehmen an, nur gut 50 Prozent der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben zu können. Bei den Bauunternehmen und den Dienstleistern liegt die Weitergabe bei gerade einmal 25 Prozent. Trotz der aktuellen Zahlen, sieht der BVL-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Wimmer in der momentanen Situation auch positive Seiten für den Wirtschaftszweig Logistik:

„Viele Unternehmen stellen sich jetzt für die Zukunft auf, werden resilienter und nachhaltiger. Wie so oft gibt es in der Krise Verlierer, aber auch schnellere Innovationszyklen. Hier sind die Europäer traditionell gut aufgestellt – gut möglich, dass wir daraus am Ende gestärkt hervorgehen.“