Kommissionierung: Eine Chance für Uglys im Lebensmittelhandel

Witron erweitert sein automatisiertes Kommissioniersystem für den Lebensmittelhandel um integrierte Arbeitsplätze für sperrige und schwere Artikel.

Mit dem GTP-System erfolgt die Kommissionierung und Konsolidierung systemgesteuert und in den OPM-Materialflussprozess integriert an einem teilautomatisierten stationären GTP-Arbeitsplatz. (Bild: Witron)
Mit dem GTP-System erfolgt die Kommissionierung und Konsolidierung systemgesteuert und in den OPM-Materialflussprozess integriert an einem teilautomatisierten stationären GTP-Arbeitsplatz. (Bild: Witron)
Therese Meitinger
(erschienen bei LOGISTRA von Tobias Schweikl)

Mit der Integration einer neu entwickelten Goods-to-Person-Lösung (GTP) in die OPM-Gesamtlösung adressiert der Intralogistik-Systemanbieter Witron das ergonomische, wirtschaftliche und filialgerechte Kommissionieren und Konsolidieren von bislang nicht automatisierbaren Artikeln auf die bereits im OPM vorkommissionierten Versand-Einheiten. Mit der OPM / COM-Lösung könne bereits bisher ein großer Teil des Trocken-, Frische- und Tiefkühl-Spektrums vollautomatisch und store-friendly auf Paletten und Rollcontainer gepackt werden. Der Hersteller spricht von gut 95 Prozent des Vollsortiment-Artikelspektrums im Lebensmitteleinzelhandel.

Ausgenommen waren bislang sehr schwere Artikel, Artikel mit Übergröße oder Artikel, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht geeignet sind. Sind solche „Uglys“ in der Filialbestellung eines Supermarktes mit enthalten, wurden diese in einem konventionellen Lagerbereich zumeist mit Hilfe von Pick-Mobilen manuell kommissioniert. Hierfür wurden zunächst alle Handelseinheiten, welche durch das OPM-System kommissioniert werden können, vollautomatisch auf eine Palette oder Rollcontainer geschlichtet. Anschließend wurde der Ladungsträger über ein Fördertechnik-Netzwerk in den konventionellen Lagerbereich transportiert, wo ein Mitarbeiter die noch ausstehenden Artikel auf den Ladungsträger konsolidierte. Konsequenz waren zumeist lange Fahrwege, um oftmals nur eine geringe Anzahl an Artikeln aufwendig zu picken.

Mit dem neuen GTP-System soll die Kommissionierung und Konsolidierung dieser Artikel nun systemgesteuert und in den OPM-Materialflussprozess integriert an einem teilautomatisierten stationären GTP-Arbeitsplatz erfolgen. Je nach Kundenanforderung und Konfiguration können Handelseinheiten entweder von einem OPM-Tray oder von einer Lager-Palette auf Filial-Paletten / Rollcontainer gepickt werden. Die Lösung sei sowohl in temperaturgeführten Bereichen als auch im Trockensortiment einsetzbar.

Die Handelseinheiten werden dazu auf Basis eines intelligenten Schlicht-Algorithmus entweder auf Lagerplatten beziehungsweise auf OPM-Trays systemgesteuert über Fördertechnik am GTP-Arbeitsplatz bereitgestellt. Auftragsbezogene Anforderungen, wie beispielsweise eine waregruppengerechte Konsolidierung kann so einfacher eingehalten werden. Der Einsatz von Visualisierungs-Tools und die sequenzierte Bereitstellung von Lagereinheit und Versandeinheit soll Kommissionier-Fehler verhindern. Das System gibt die zu tätigenden Picks in der richtigen Reihenfolge vor.

Laufwege der Mitarbeiter am GTP-Arbeitsplatz entfallen je nach GTP-Variante komplett beziehungsweise werden auf ein Minimum reduziert. Unergonomisches Heben und Tragen ebenso. Erfolgt in temperaturgeführten Anwendungen (Frische / Tiefkühl) die Bereitstellung der Handelseinheiten auf Trays, darf der GTP-Arbeitsplatz sogar in einem wärmeren Arbeitsumfeld platziert werden, da die Kühlkette – bedingt durch die kurze Bereitstellungszeit – nicht unterbrochen wird.

CO2-Fußabdruck verbessert sich

Laut Witron verbessere sich auch der CO2-Footprint, da Produktparameter wie Größe, Gewicht, Handhabung und Stabilität auf einer Kundenpalette / Rollcontainer verdichtet werden können. Das reduziere beim Transport die Anzahl von nicht optimal gefüllten Ladungsträgern signifikant. Des Weiteren sorge die Lösung für Flächeneinsparung im Lager, da nicht automatisierbare Artikel außerhalb der „Standard-Parameter“ nicht permanent in separaten Pickgängen bzw. Logistik-Bereichen bereitgestellt werden müssen, sondern bis zum aktuellen Bedarf im Hochregallager / Traylager verbleiben. Auch zeitaufwendige Staplerfahrten mit langen Fahrwegen aber relativ wenigen Pickprozessen entfielen.

Der GTP-Arbeitsplatz selbst ist vom Grund-Prinzip her gesehen immer gleich aufgebaut. Es werden sowohl die Versandeinheiten (Vollpalette, Display-Palette, Rollcontainer) als auch die für die Kommissionierung / Konsolidierung benötigten Lagerartikel ergonomisch und in der richtigen Reihenfolge mittels Fördertechnik angedient. Die Bereitstellung von Lagerartikeln kann jedoch flexibel gemäß der Kunden-Anforderung erfolgen; d.h. abhängig von Artikelanzahl bzw. Durchsatz auf Paletten oder auf Trays.

Die statische Bereitstellung von einzelnen Schnellläufern auf Palette ermöglicht beispielsweise eine Reduzierung der Nachschubmenge und somit den Traffic auf der Fördertechnik, was eine Invest-Einsparung zur Folge hat. Langsamläufer werden mittels Tray bereitgestellt. Dies ermögliche eine hochdynamische Versorgung des jeweiligen Artikels am Arbeitsplatz.

Der Mitarbeitende bekommt durch einen Beamer / grafische Visualisierung den exakten Ablageplatz der Lagereinheit auf der Versandeinheit angezeigt. So entsteht ein optimales Schlichtmuster – exakt nach den individuellen Anforderungen des jeweiligen Kundenauftrages. Aufgrund der so entstehenden 1:1-Kommissionierung wird eine fehlerfreie, filialgerechte (bzw. warengruppengerechte) Kommissionierung / Konsolidierung gewährleistet. Ein Pick-Container ermöglicht eine optimale Schlicht-Stabilität für die Auftrags-Palette. Bei einem Rollcontainer gewährleistet dies eine während des Pick-Vorgangs automatisch positionierte Rückwand.

Ist der Kommissionier-Auftrag abgeschlossen, wird die Versandeinheit über die Fördertechnik zu einem automatischen Wickler transportiert und gelangt abschließend in den Warenausgangsbereich / automatischen Warenausgangs-Puffer. Leere Trays bzw. leere Paletten werden automatisch gestapelt und über die Fördertechnik abtransportiert.