Kommentar: Geht das Lieferkettengesetz weit genug?

Die mittelständisch geprägte deutsche Textilindustrie sei von dem aktuell geplanten Lieferkettengesetz in vielen Teilen gar nicht erfasst, argumentiert Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz.

Antje von Dewitz ist Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters Vaude. (Foto: Vaude)
Antje von Dewitz ist Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters Vaude. (Foto: Vaude)
Therese Meitinger

Der Outdoor-Ausrüster Vaude hat sich kritisch gegenüber der aktuellen Fassung eines geplanten deutschen Lieferkettengesetzes geäußert, auf das sich die Bundesregierung im Februar 2021 geeinigt hatte. Das Tettnanger Unternehmen hatte zuvor wiederholt eine gesetzlich geregelte Sorgfaltspflicht in Sachen Menschenrechte gefordert. Mit Blick auf die aktuelle Version des Lieferkettengesetzes sieht Vaude-Geschäftsführerin jedoch Nachbesserungsbedarf.

„Es ist zwar großartig, dass mit dem Gesetz anerkannt wird, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen müssen“, sagte von Dewitz in einem Videokommentar. „Verbesserungswürdig finde ich, dass es nur für sehr große Unternehmen ab 3000 und später 1000 Mitarbeitern gilt. Zum Vergleich: Vaude hat 500 Mitarbeiter.“

Aussagen in diesem Video müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Verantwortung ist keine Frage der Unternehmensgröße

Große Teile der mittelständisch geprägten deutschen Textilindustrie seien von dem aktuellen Sorgfaltspflichtengesetz nicht betroffen, so von Dewitz weiter. Dies signalisiere, dass nur große Unternehmen sich der Komplexität der Verantwortungsübernahme stellen könnten. Doch nach Ansicht der Vaude-Geschäftsführerin ist das eine falsche Einschätzung.

„Aus meiner Perspektive ist Verantwortung zu übernehmen nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch eine moderne Business-Disziplin, die es sich schnell anzueignen gilt“, so von Dewitz weiter. „Hier täte es gut, etwas Druck zu machen, damit sich die Unternehmen um die Aufgabe kümmern.“

Große Erwartungen setzt die CEO auch in eine europäische Sorgfaltspflichtenregelung, die aktuell in der Vorbereitung ist. Es sei zu hoffen, dass - anders als im deutschen Lieferkettengesetz - auch ökologische Fragestellungen Berücksichtigung fänden.

Printer Friendly, PDF & Email