Interview zu FedEx Express: „Wir investieren in Standorte, Kooperationen und Digitalisierung“
LOGISTIK HEUTE: Herr Dries, für den KEP-Bereich wichtige Marktsegmente wie der Onlinehandel leiden aktuell unter der volatilen Marktlage. Wie wirkt sich diese Entwicklung auf Ihr Business aus?
Stefan Dries: Unsere Kunden erwarten einen zuverlässigen Service in unterschiedlichen Preiskategorien. Wir haben beispielsweise eine steigende Nachfrage nach Economy Services registriert. In diesem Segment bieten wir mit unserem Road Network eine passende Infrastruktur. Das Gute ist, dass wir beides aus einer Hand anbieten können – kostengünstige Economy Services und schnelle Express Services. Wer den raschen Versand in alle Winkel der Erde benötigt, nutzt unser Luftnetzwerk. Solche integrierten Luft- und Straßennetzwerke schaffen Planungssicherheit und bieten Optionen, damit Unternehmen ihr Geschäft ausbauen können. Das fördert nicht nur ihr wirtschaftliches Wachstum, sondern auch gesellschaftlichen Wohlstand.
Der E-Commerce-Sektor bleibt ein trotz aller aktuellen Beeinträchtigungen bedeutender Wirtschaftszweig. Welche Investitionen planen Sie speziell in diesen Geschäftsbereich?
E-Commerce ist mittel- und langfristig ein Wachstumstreiber. Wir unterstützen Unternehmen dabei, in diesem Segment erfolgreich zu sein. Drei Bausteine sind für die zu erwartende steigende Anzahl an E-Commerce-Sendungen aus unserer Sicht wichtig: Investitionen in Standorte, Kooperationen mit starken Partnern und Digitalisierung. Allein am Flughafen Charles de Gaulle in Paris hat FedEx seit 2020 rund 220 Millionen Euro investiert. Im niederländischen Duiven haben wir im vergangenen April nach einem Umbau eines der größten Road Hubs von FedEx in Europa wiedereröffnet. Kurz danach haben wir unser neues Road Hub im italienischen Novara eingeweiht. Auch im Nahverkehr hat sich einiges getan. Beispiele dafür sind unsere neuen Stationen in Leipzig und Nufringen und anderen europäischen Ländern. Für November ist die Eröffnung eines neuen Luftfrachtzentrums am Flughafen Istanbul geplant.
Und wie sieht es mit strategischen Partnerschaften aus?
Bei unseren strategischen Partnerschaften ist unter anderem unsere Zusammenarbeit mit E-Shop World zu nennen, die integrierte E-Commerce- und Versandkapazitäten für in Europa ansässige Marken umfasst. In Österreich haben wir unsere Zustelloptionen für Kunden durch Paketstationen von Myflexbox erweitert, in Polen haben wir die Anzahl der Pick-up Points durch Kooperationen mit namhaften Partnern wie Kolporter oder Pointpack S.A. deutlich erhöht. In anderen europäischen Ländern arbeiten wir mit Partnern wie Mondial Relay und Collect+ zusammen. Zusätzlich treiben wir digitale Lösungen voran. So ermöglichen wir unseren Kunden, ihren Shopify-, BigCommerce- oder WooCommerce-Webshop mit FedEx Ship Manager auf fedex.com zu synchronisieren. Dadurch können sie mit nur einem Mausklick aus ihren Online-Bestellungen Sendungen und relevante Papiere erstellen. Und wir bieten eine breite Abdeckung an Lösungen, die bei Empfängern von Sendungen für ein noch besseres Kundenerlebnis sorgen. Dazu zählen zum Bespiel Informationen, in welchem Zeitraum eine Sendung voraussichtlich zugestellt wird oder auch ein Bildzustellungsnachweis, der Kunden den genauen Ort der Paketzustellung per Foto anzeigt. Solche Lösungen sind für Empfänger von Sendungen komfortabel und erleichtern ihren Alltag.
Nachhaltigkeit spielt für Endkunden eine immer größere Rolle. Welche Maßnahmen für eine bessere Klimabilanz haben Sie bereits ergriffen?
Wir setzen beim Thema Nachhaltigkeit auf einen praxisnahen Ansatz, der uns und der Branche helfen kann, die ökologischen Auswirkungen von Transportdienstleistungen zu minimieren. Bei unseren Bemühungen konzentrieren wir uns darauf, den Kraftstoffverbrauch zu verringern, effizienter zu werden und Technologien zu erneuern. Im Jahr 2021 hat sich FedEx das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 einen CO2-neutralen Betrieb zu erreichen. Dieses Ziel erfordert gezielte Programme, um Emissionen im Nahverkehr, im Fernverkehr und unserem Luftnetzwerk zu reduzieren. Wir haben damit begonnen, unsere Fahrzeugflotte im Nahverkehr in mehreren Regionen der Welt schrittweise zu elektrifizieren. In Europa haben wir beispielsweise zwölf Elektrofahrzeuge in Amsterdam im Einsatz, 23 in London, 30 im Großraum Paris und schon bald 33 in Madrid und Barcelona. In unserem europäischen Straßennetzwerk, sprich im Fernverkehr, erproben wir im kleinen Maßstab Antriebe auf Basis von Wasserstoff und erneuerbarem Diesel, der aus organischen Stoffen oder Abfallstoffen hergestellt wird. Und im Luftnetzwerk sorgt unser Fuel Sense-Programm für einen geringeren Treibstoffverbrauch. Gleichzeitig modernisieren wir kontinuierlich unsere Flugzeugflotte, was dazu beiträgt, die Kraftstoffeffizienz zu verbessern und Emissionen zu verringern.
Welche Maßnahmen in diesem Bereich möchten Sie mittelfristig noch umsetzen?
Wir werden in Europa damit fortfahren, schrittweise Elektrofahrzeuge einzuführen. Dazu gehört auch die notwendige Ladeinfrastruktur an unseren Standorten. In Deutschland wird Berlin einer der ersten Standorte sein, der von dieser Investition profitieren wird, bevor dann entsprechende Bestellungen von Elektrofahrzeugen getätigt werden. In Bezug auf den Fernverkehr wissen wir, dass sich die Elektrifizierung von Langstrecken-Lkw als schwieriger erweist. Deswegen bemühen wir uns um den vermehrten Einsatz alternativer Kraftstoffe. Diese Kraftstoffe bieten eine unmittelbare Möglichkeit, Well-to-Wheel-Emissionen zu reduzieren, indem wir von fossilem Diesel wegkommen. Mittelfristig müssen wir Technologien wie Wasserstoff auf dem Radar haben und überlegen, wann und wo die Infrastruktur den Einsatz dieser Technologie in unserem Netzwerk ermöglichen könnte. Vor Kurzem hatten wir ein Pilotprojekt in Utrecht. Dort haben wir einen Wasserstoff-betriebenen Van für Zustellungen und Abholungen im Nahverkehr getestet, um erste Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie solche Fahrzeuge unter realen Bedingungen funktionieren könnten.
Nachhaltigkeit hat auch einen sozialen Aspekt. Wie erleichtern Sie Ihren Mitarbeitern die tägliche Arbeit?
In turbulenten Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, ein verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein. Dazu gehören beispielsweise ein sicherer Arbeitsplatz, eine moderne Arbeitsplatzumgebung und – wo möglich – Angebote wie Mobile Work. Unseren Mitarbeitern liegt darüber hinaus auch finanzielle Planungssicherheit am Herzen. Wir setzen auf einheitliche und sichere tarifliche Strukturen für unsere Beschäftigten in Deutschland und stehen fest zur Tarifbindung über regionale Flächentarifverträge. Wir bieten vermögenswirksame Leistungen für alle Mitarbeiter, zahlen übertariflich, garantieren ein volles 13. Gehalt, haben eine attraktive betriebliche Altersvorsorge und für jeden Mitarbeiter ein jährliches Weiterbildungsbudget.
Die Fragen stellte Sandra Lehmann.
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