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Interview: „Hör auf deine Kunden, das ist der Weg“

Gregory Vider hat gemeinsam mit Markus Sinz das Technologie-Start-up Apadua gegründet. Welche Hürden den Kölner Unternehmern dabei begegnet sind, wie man eine Innovation entwickelt und welche Rolle Fehlertoleranz für den Erfolg spielt, erläutert Vider im Gespräch mit LOGISTIK HEUTE.

Gregory Vider, Mitgründer von Apadua, hat mit LOGISTIK HEUTE über die Höhen und Tiefen der Start-up-Gründung gesprochen. (Foto: Apadua)
Gregory Vider, Mitgründer von Apadua, hat mit LOGISTIK HEUTE über die Höhen und Tiefen der Start-up-Gründung gesprochen. (Foto: Apadua)
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Sandra Lehmann

LOGISTIK HEUTE: Herr Vider, wie entwickelt man ein neues Produkt beziehungsweise einen Service, der möglichst innovativ ist?

Gregory Vider: Im Falle von Apadua war es so, dass sich die Lösungsidee aus einer wiederkehrenden Problemstellung aus meiner Beratertätigkeit ergeben hat. Damals ist uns aufgefallen, dass das Problem des niedrigen Reifegrads im Einkauf von Professional Services ein generelles ist. Erstaunlich viele Unternehmen leiden darunter und überraschenderweise gibt es bis heute kaum adäquate Antworten, dieser Herausforderung zu begegnen. Erst recht nicht mit einer technischen Lösung. Die Frage ist also nicht, innovativ zu sein, sondern einen zusätzlichen Nutzen zu schaffen.

In welchen Schritten sind Sie bei der Entwicklung vorgegangen?

Den einen richtigen Weg gibt es aus meiner Sicht nicht. Und sicherlich ist es nicht der Weg, den wir mit Apadua gewählt haben. Am Anfang steht eine Erkenntnis, nämlich das Erkennen eines echten Problems. Wenn du dann eine Lösung gefunden zu haben glaubst, ist es ratsam, diese aus der Perspektive eines Skeptikers zu betrachten. Findest du viele gute Argumente dagegen, ist dein Ansatz wahrscheinlich nicht gut. Hast du dich aber einmal festgelegt, solltest du schleunigst mit deinen potenziellen Kunden sprechen. Deren Meinung ist Gold wert. Hör auf deine Kunden, das ist der Weg. Übrigens haben wir das alles selbst nur sehr eingeschränkt gemacht als wir gestartet sind. Wir waren sehr überzeugt davon, dass die Welt auf unsere Lösung gewartet hat. Wir mussten erst lernen, dass Kundenzentrierung der Weg ist.

Haben Sie sich Unterstützung gesucht, um Ihr Geschäftsmodell umzusetzen?

Ja, wir haben uns Unterstützung gesucht und wir benötigen diese bis heute! Wenn du ein Unternehmen gründest, brauchst du einen Steuerberater, einen Rechtsanwalt und einen Notar. Solltest du deine Firma liquidieren, brauchst du die auch und eventuell noch einen Insolvenzverwalter. Während du deinen Geschäften nachgehst, kommen noch Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Marketingagenturen und weitere dazu.

Ist schnell scheitern immer noch der beste aller Tipps oder gibt es andere Learnings, die Ihnen persönlich mehr bringen?

Ich halte die Idee von schnellem Scheitern für Unsinn. Auf ein gutes Maß an Fehlertoleranz kommt es an. Ohne es beweisen zu können, bin ich davon überzeugt, dass wir bisher mindestens 30 Prozent des eingesetzten Kapitals und der eigenen Arbeitskraft verbrannt haben. Das ist völlig okay so. Das ist nicht scheitern, sondern lernen. Noch heute verlieren wir Geld und vergeuden Zeit damit, Dinge auszuprobieren, die wir später verwerfen. Das ist so, ich akzeptiere das. Was das Scheitern an sich angeht, geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um die Bereitschaft, Schiffbruch zu erleiden. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass ein Drittel aller Neugründungen innerhalb der ersten fünf Jahre pleitegehen. Das erscheint mir eine gute Quote zu sein. Mein Ratschlag ist also: Sei bereit Fehler zu machen und sei dir bewusst, dass es möglich ist zu scheitern.

Welche Hürden haben sich in diesem Prozess ergeben – sowohl bei der Entwicklung ihres Geschäftsmodells als auch bei der Vermarktung?

Ehrlich gesagt, haben wir uns die meisten Stolpersteine selbst in den Weg gelegt. Ich höre immer, dass Deutschland nicht gründerfreundlich sei. Ich habe keine Ahnung, wie es woanders ist, wir hatten aber keine großen Probleme zu gründen. Wir hatten eine Idee und haben diese dann weiterentwickelt. Zwei Mal mussten wir alles verwerfen und beim dritten Mal war es dann gut. Als Gründer haben wir vieles zum ersten Mal gemacht. Das ist sogar heute noch so. Das ist ineffizient, aber du lernst. Der größte Fehler bei der Entwicklung war, zu spät mit potenziellen Kunden zu sprechen und bei der Vermarktung, zu lange von unserer Lösung zu erzählen. Seit wir die Kundenperspektive in den Fokus nehmen und Gespräche mit dem Problem starten, sind wir vertrieblich deutlich erfolgreicher.

Hat die momentane wirtschaftliche Lage einen Einfluss auf Ihr Unternehmen?

In unserem konkreten Fall könnte es sein, dass die aktuelle wirtschaftliche Situation, die multiplen Krisen, uns helfen. Der Markt für Professional Services ist heute ein Verkäufermarkt. Gleichzeitig stehen die Kunden unter Druck die Kosten zu senken, die Qualität zu steigern, die Verfügbarkeit zu sichern und die Prozess-Compliance zu gewährleisten. Wir helfen bei der Quadratur dieses Kreises. Das ist in der heutigen Zeit ein verdammt gutes Verkaufsargument.

Was würden Sie heute anders machen, wenn Sie noch mal starten könnten?

Nichts. Denn ich weiß nicht, ob diese Veränderung unsere heutige Situation verbessern würde. Entscheidungen haben wir bisher stets auf Basis der vorliegenden Informationen getroffen. Dabei haben wir immer eine gute Balance aus Bauchgefühl und Analytik gefunden. Das hat uns bis hierhin gebracht. Damit kann ich gut leben.

Das Gespräch führte Sandra Lehmann.

Mehr zum Thema Innovationen in der Logistik lesen Sie auch in der LOGISTIK HEUTE-Ausgabe 7-8/2023, die am 14. Juli erschienen ist.

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