Industrie 4.0: Neues Entwicklungs- und Demonstrationszentrum der Karlsruher Forschungsfabrik eröffnet

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat das neue Entwicklungs- und Demonstrationszentrum der Karlsruher Forschungsfabrik eingeweiht. Dort soll theoretisches Wissen schnell in profitable industrielle Anwendungen und Dienstleistungen transferiert werden.

Feierliche Eröffnung der Karlsruher Forschungsfabrik mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. (Bild: Markus Breig, KIT)
Feierliche Eröffnung der Karlsruher Forschungsfabrik mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. (Bild: Markus Breig, KIT)
Gunnar Knüpffer

Den Neubau des Entwicklungs- und Demonstrationszentrums der Karlsruher Forschungsfabrik auf dem Campus Ost des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben die Fraunhofer-Gesellschaft und das KIT am 28. März eröffnet. Vor Ort waren auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, wie das KIT am selben Tag mitteilte. 

In der Karlsruher Forschungsfabrik verfolgen das wbk Institut für Produktionstechnik des KIT, das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB und das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT das gemeinsame Ziel, Produktionsprozesse schnell zu industrialisieren – von der erkenntnisorientierten Grundlagenforschung über die praxisnahe Optimierung und Industrialisierung in Verbundforschungsprojekten bis zum Transfer in die wirtschaftliche Nutzung am Standort Baden-Württemberg.

Entscheidend sei dabei die enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft, sagte Professor Holger Hanselka, Präsident des KIT: „Die Karlsruher Forschungsfabrik ist eine Blaupause für den gemeinsamen Erfolg. Durch die enge Kooperation mit der Industrie verschmelzen wir die vielversprechendsten Ansätze zu innovativen Lösungen für produzierende Unternehmen sowie den Maschinen- und Anlagenbau."

Hierbei sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Digitalisierung der Produktion sowie das Potenzial von künstlicher Intelligenz als wichtigen Baustein des Erfolgs an.

„Mittels Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) wird die Time-to-Market deutlich verkürzt, damit Unternehmen wesentlich früher auf ihren Zielmärkten erfolgreich sind", ergänzte Professor Raoul Klingner, Direktor Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft.

Im Kontext der Elektromobilität forschen die Partner an effizienten elektrischen Traktionsmotoren, leistungsfähigen Batterien mit variablen Zellformaten und der kostengünstigen Produktion von Brennstoffzellen. Im Bereich der Leichtbaufertigung stehen additive Fertigungsverfahren, der ressourceneffiziente Materialeinsatz sowie die Produktion von Wasserstofftanks im Fokus aktueller Forschungsarbeiten. Im Forschungsfeld Industrie 4.0 werden zum einen die Potenziale durchgängiger digitaler Prozessketten und der künstlichen Intelligenz domänenübergreifend erforscht, zum anderen werden konkrete technische Lösungen wie das Konzept der Wertstromkinematik erarbeitet, die eine Umsetzung dieser Potenziale in einer realen Produktionsumgebung gestatten sollen.

Professor Jürgen Beyerer, Leiter des Fraunhofer IOSB, betont: „Mittels vorübergehend zusätzlicher Instrumentierung mit Sensoren und Aktuatoren sowie maschinellem Lernen können wir Prozesse schneller kennenlernen, effektiv regeln, beschleunigt produktiv machen und optimieren, auch wenn wir Einflüsse und Zusammenhänge zunächst noch nicht alle verstehen.“

Professor Frank Henning, Leiter des Fraunhofer ICT ergänzt: „Leichtbaukonzepte ermöglichen es, Werkstoffe effizient einzusetzen und tragen dazu bei, Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – sowohl in stationären als auch mobilen Anwendungen, wie der Elektromobilität.“

Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf voraussichtlich circa 17 Millionen Euro (netto). Dem KIT wurde für den Bau seines Gebäudeteils und dessen Erstausstattung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ein Bruttobaubudget von rund 9,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Für den Bau des Gebäudeteils der Fraunhofer-Gesellschaft wurde von Bund und Land ein gemeinsames Nettobaubudget von 8,5 Millionen Euro bereitgestellt. Davon stammen 3,5 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union und jeweils 2,5 Millionen Euro werden vom Bund und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg getragen. Hinzu kommen 1,15 Millionen Euro für Geräteausstattung der Fraunhofer-Institute, die jeweils hälftig von Bund und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg finanziert werden. Das Land hat zudem das Grundstück für die Baumaßnahme beigesteuert.