Im Interview: Maren Wolters, Frachtflughafen-Chefin und Ex-„Undercover Boss“

Maren Wolters, Zeitfracht Gruppe, spricht mit LOGISTIK HEUTE über ihre Strategie als neue Flughafenchefin in Rostock-Laage und ihren Einsatz als „Undercover Boss“ bei RTL.  

Maren Wolters ist bei der Zeitfracht Gruppe Geschäftsführerin des Flughafens Rostock-Laage und der Fluggesellschaft German Airways sowie Aufsichtsrätin bei den Adler Modemärkten. (Foto: Zeitfracht Gruppe)
Maren Wolters ist bei der Zeitfracht Gruppe Geschäftsführerin des Flughafens Rostock-Laage und der Fluggesellschaft German Airways sowie Aufsichtsrätin bei den Adler Modemärkten. (Foto: Zeitfracht Gruppe)
Therese Meitinger

Flughafenchefin in Rostock-Laage, Geschäftsführerin von German Airways und Aufsichtsrätin bei den Adler Modemärkten – mit 29 Jahren ist Maren Wolters mehrfach in der Chefetage angekommen. Für Aufmerksamkeit sorgte sie auch, als sie im Januar im RTL-Format „Undercover Boss“ inkognito überprüfte, wie gut die Integration der Adler-Modemärkte funktioniert. Höchste Zeit, um mit LOGISTIK HEUTE über Strategien und Zukunftspläne zu reden.    

LOGISTIK HEUTE: Seit Januar 2022 verantworten Sie als Geschäftsführerin die Entwicklung des Frachtflughafens Rostock-Laage. Was planen Sie, um diesen in die Zeitfracht-Gruppe zu integrieren?

Maren Wolters: Wie bei allen neuen Firmen haben wir ab dem ersten Tag mit der Integration in die Gruppe begonnen. Es gibt einige schnell umsetzbare Themen im operativen Bereich, wie die Einrichtung eines DPD Pick-up-Stores oder den firmenübergreifenden Personaleinsatz. Darüber hinaus streben wir strategisch an, Rostock zu einem Fracht-Hub auszubauen. Die Planungen für den Bau eines neuen Logistikzentrums sind bereits angelaufen. 2024 soll es in Betrieb gehen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wir sind rund um die Uhr geöffnet und haben eine sehr gute Anbindung an sämtliche Verkehrsträger in der Region. Wir werden neue Kapazität schaffen, um Waren effizient umschlagen zu können. Natürlich wird es in Kürze auch eine Adler-Filiale am Flughafen geben.

Sie sind nicht nur Flughafenchefin, sondern auch Geschäftsführerin von German Airways und Aufsichtsrätin der Adler Modemärkte. Wie stellen Sie sicher, dass die einzelnen Bereiche aufeinander einzahlen?

Alle Unternehmen in der Gruppe eint die Logistik als ihr Kerngeschäft, wenn auch in verschiedenen Ausprägungen. Der Zusammenhalt innerhalb der Zeitfracht ist sehr stark. Unsere Unternehmen unterstützen sich gegenseitig: So haben zum Beispiel weniger beschäftigte Flugbegleiter während Covid-19 in den Logistikzentren gearbeitet. Zwischen der German Airways und dem Flughafen Rostock-Laage werden wir künftig viele Themen gemeinsam lösen. Außerdem achten wir bei der Akquise weiterer Unternehmen darauf, dass ein Mehrwert für die gesamte Zeitfracht geschaffen wird. Zum Beispiel können wir mittlerweile sämtliche E-Commerce- und Marketing-Themen durch unsere eigene Agentur Coconad selbst bearbeiten. Kurzum: Jeder hilft, wo er/sie kann!

Mit 29 Jahren sind Sie deutlich jünger als der durchschnittliche Aufsichtsrat oder Geschäftsführer. Mit welchen Strategien verschaffen Sie sich Respekt?

Ganz klar: Überzeugen durch Leistung. Auf Erfahrung kann ich noch nicht immer zurückgreifen, aber mit logischem Denken und dabei Ruhe zu bewahren, ist meine Grundeinstellung – auch wenn es mal stressig wird. Denn wer emotional blockiert ist, kann nicht richtig denken. Ich nehme mir stets vor, sortiert ein Thema nach dem anderen anzugehen und die Dinge „hintereinander wegzuarbeiten“. Bisher klappt das so recht gut.

Ich versuche auch, nicht ein Problem zu bewundern oder zu Lösungen neue Probleme zu finden. Hauptsache, man fängt an. Der Rest ergibt sich.

Vor Kurzem waren Sie in der RTL-Serie „Undercover Boss“ zu sehen, wo Sie als „Laura Köster“ in verschiedenen Bereichen der Adler Modemärkte arbeiteten. Was hat Sie dabei am meisten überrascht?

Ich war sehr angetan davon, dass die Belegschaft und auch die Kunden persönlich mit dem Unternehmen so stark verbunden sind. Wir haben bei Adler sehr treue KundInnen und KollegInnen, die seit Jahrzehnten auf Adler schwören. Dies ging weit über das Erwartbare hinaus und hat mich deswegen sehr positiv überrascht. Alle haben mich als Laura, und später auch als Maren, mit einer sehr positiven und offenen Art aufgenommen. Dieses Gesamtpaket hat mich sehr schnell überzeugt, dass es definitiv die richtige Entscheidung war, Adler in unsere Zeitfracht-Familie aufzunehmen. 

Ihre „Undercover Mission“ sollte auch ermitteln, wie die Integration der Adler Modemärkte in die Zeitfracht-Gruppe funktioniert. Was ist Ihr Fazit?

Zum Zeitpunkt meiner Undercover Mission war Adler noch nicht lange Teil der Zeitfracht Gruppe. Ich habe aber gesehen, dass sich unsere Arbeit ab dem ersten Tag auszahlt. Es gibt bereits neue Produkte in den Filialen und neue Designvorgaben, die schon umgesetzt sind. Im Übrigen auch viele Themen, die man auf den ersten Blick nicht sieht. Das Wichtigste ist, dass die KollegInnen wieder eine Perspektive in Ihrer Arbeit sehen, mit Sicherheit und Freude die Kundinnen beraten. Aber es gibt auch noch viel zu tun, ich freue mich sehr auf die anstehenden Projekte. Lassen Sie sich überraschen!

Ein weiteres Ziel, das Sie bei „Undercover Boss“ formuliert haben, war Verbesserungspotenziale im operativen Betrieb auszumachen. Worauf sind Sie im Logistikbereich gestoßen – und welche Änderungen konnten Sie vielleicht schon anstoßen?

In der Logistik können wir noch einiges optimieren. Die Erkenntnisse aus Undercover Boss hängen im Wesentlichen mit den Prozessen und mit dem Thema Nachhaltigkeit zusammen. Nach meinem Tag im Lager haben wir sofort gehandelt und direkt am nächsten Tag sehr viel Verpackungsmaterial für die Kleidung abgeschafft. Die Ware kommt trotzdem in gewohnt hoher Qualität. Gleichzeitig konnten wir etwas für die Umwelt tun und produzieren nun deutlich weniger Abfall. Dies war sehr einfach und schnell umzusetzen. In Kürze können auch wieder Pakete zwischen den Filialen und direkt von den Filialen mit unserem strategischen Partner DPD zu unseren Kunden nach Hause geschickt werden. Herausfordernder wird es bei der Tourenplanung und Timing der Lieferungen, sodass die Filialen ihre Arbeitsabläufe im Alltag besser koordinieren und noch mehr Zeit bei den Kunden verbringen können. Denn darauf kommt es schließlich an.