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HANNOVER MESSE: Energiewende und stabile Lieferketten Bottom-up?

In einer Diskussionsrunde zum Auftakt der HANNOVER MESSE stehen Lieferengpässe, die die Energiewende ausbremsen, ungute Abhängigkeiten und disruptive Cyberattacken im Fokus.

Diskutierten zum Auftakt der HANNOVER MESSE (von links): Ansgar Hinz, CEO der VDE Group, Marten Jensen, Geschäftsführender Gesellschafter VDE Renewables, Burkhard Holder, Geschäftsführer VDE Renewables, und Holger Berens, CEO/ Chairman Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen. Prof. Tonio Buonassisi von Masachusetts Institute of Technology war per Livestream zugeschaltet. (Foto: Therese Meitinger)
Diskutierten zum Auftakt der HANNOVER MESSE (von links): Ansgar Hinz, CEO der VDE Group, Marten Jensen, Geschäftsführender Gesellschafter VDE Renewables, Burkhard Holder, Geschäftsführer VDE Renewables, und Holger Berens, CEO/ Chairman Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen. Prof. Tonio Buonassisi von Masachusetts Institute of Technology war per Livestream zugeschaltet. (Foto: Therese Meitinger)
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Therese Meitinger

„Lösungen für eine nachhaltige Versorgungssicherheit für Industrie und Gesellschaft“ suchte am 30. Mai auf der HANNOVER MESSE ein gemeinsamer Pressedialog des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE), des GreenTEC Campus, des Bundesverbandes für Kritische Infrastrukturen (BSKI) sowie des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dabei forderten alle Beteiligten, die Energiewende müsse angesichts der Abhängigkeit von Russland und Asien bei der Energieversorgung beschleunigt werden – und zwar „bottom-up“, also von unten nach oben. Eine beschleunigte Selbstversorgung mit Erneuerbaren Energien (EE) sei kurzfristig sowohl im Kilowatt- als auch im Megawattbereich möglich, hieß es. Der Genehmigungsprozess sowie der Netz- und Speicherausbau müssennach Überzeugung der Diskussionsteilnehmer beschleunigt und Wasserstoff muss kostengünstig hergestellt werden.

Die komplette Eigenversorgung in Deutschland ist nach Ansicht des VDE in den nächsten Jahren möglich. Allerdings müsse verstärkt in eine dem Markt und den Rahmenbedingungen angepasste Exzellenzforschung, unter anderem bei der Speicherkapazität und der Anpassung der Netze, investiert und die europäische EE-Industrie gestärkt werden. Die für die Energiewende benötigten Investoren gebe es, argumentierte Burkhard Holder, Geschäftsführer von VDE Renewables.

„Wir müssen sie nur jetzt mit den entscheidenden Unternehmen sowie Start-ups in Kontakt bringen. Der VDE als neutrale technisch-wissenschaftliche Organisation bietet hier die Plattform zur Vernetzung“, so Holder weiter.

Um unseren gesamten Energiebedarf aus Erneuerbaren Energien zu decken, ist nach Überzeugung des VDE ein massiver Ausbau der PV-Leistung notwendig, neben einer Reihe weiterer Maßnahmen. In den letzten Jahren wurden nur maximal fünf Gigawatt Peak pro Jahr installiert. Um aufzuholen ist Holder zufolge gerade im PV-Bereich ein Bottom-up Ansatz notwendig. Produktionskapazitäten in Europa ausbauen

Windkraft ins Stromnetz bringen

Marten Jensen, Geschäftsführender Gesellschafter der GreenTec Campus, beleuchtete die Rolle der Windkraft: Diese sei für die Versorgungssicherheit – ebenso wir die dafür angepassten Netze und Speicherinfrastrukturen – unabdingbar. Allein in Schleswig-Holstein sieht Jensen seit Jahren erhebliche Potenziale in der Windstromerzeugung, die durch Abregelung der Anlagen und noch nicht vorhandener, angepasster Netze und Speicherinfrastruktur ungenutzt sind.

„Der Stromverbrauch in Schleswig-Holstein wird nicht real zeitgleich, aber immerhin rein rechnerisch zu rund 160 Prozent durch Windkraft gedeckt“, rechnete Jensen vor. „Allerdings mussten die Windparks zum Teil tagelang abgeschaltet werden, nur weil die Netze nicht ausreichen und Speicher fehlen. Gleichzeitig haben wir eine katastrophale regenerative Unterversorgung in den Sektoren Wärme und Verkehr.“

Man zeige auf dem Campus, wie der Überschuss-Strom auf die Sektoren Verkehr und Wärme sowie den neuen Sektor Rechenzentren überführt werden könnten. Wenn alle Erzeuger effizient zusammengeschaltet würden, können man Stromschwankungen intelligent ausgleichen.

Holger Berens, CEO/Chairman des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastrukturen e.V., verwies mit der steigenden Zahl von Hackerangriffen auf eine weitere Gefahr für die Versorgungssicherheit. In dem strategischen Dreieck von Erzeugungs-, Export- und Cybersicherheit habe es zuletzt an allen Stellen gekriselt. Die größte Gefahr sieht Berens dabei weniger bei staatlichen Bedrohungsakteuren, sondern bei organisierten Kriminellen, die auch kleine und mittlere Unternehmen zum Ziel ihrer Ransomware-Attacken machen.

„Das IT-Sicherheitsgesetz sieht zwar IT-Schutzpflichten vor, aber aktuell erst ab einer gewissen Unternehmensgröße. Das muss sich ändern, wenn kritische Infrastruktur geschützt bleiben soll“, sagte er.   

Ansgar Hinz, CEO der VDE Gruppe, argumentierte, Corona und der Krieg in der Ukraine hätten dem Westen die Auswirkung einer enormen Abhängigkeit von instabilen Lieferketten und nicht disruptionsfesten Quellen vor Augen geführt. Doch nun sei der Westen aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht: Die Anzahl von Produktionsstätten für EE oder Mikrochips ist Hinz zufolge massiv gestiegen. Unternehmen wie beispielsweise Meyer Burger im PV-Bereich, Bosch in den Bereichen Mikroelektronik und Wasserstoff zeigen ihm zufolge, dass Europa zurückkehrt.

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