Handelslogistik Kongress 2020: Logistik setzt Nachhaltigkeitsziele bereits um

Veranstaltung zeigt Potenziale umweltbewussten Handelns für Unternehmen auf.

Der Handelslogistik Kongress 2020 drehte sich vornehmlich um das Thema Nachhaltigkeit in der Logistik. (Foto: BVL)
Der Handelslogistik Kongress 2020 drehte sich vornehmlich um das Thema Nachhaltigkeit in der Logistik. (Foto: BVL)
Sandra Lehmann

Der Handelslogistik Kongress 2020, der als Präsenzveranstaltung am 18. und 19. August in Köln über die Bühne ging, hat das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus gestellt. Wie die Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V., neben GS1 Germany, dem EHI Retail Institute und dem Markenverband einer der Organisatoren der Veranstaltung, im Nachgang mitteilte, hat das Thema Umweltbewusstsein in der Logistik einen hohen Stellenwert. Entgegen seinem Image sei der Wirtschaftszweig zudem prädestiniert dafür, Nachhaltigkeit in die Praxis umzusetzen, da er Zugriff auf wichtige Stellschrauben ökologischen Handelns habe und diese auch nachweislich nutze.

Hürden für Rezyklateinsatz senken

So verwies Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs der Werner & Mertz GmbH, in seinem Vortrag auf das Potenzial sogenannter Rezyklate, also Granulaten aus Kunststoffabfällen, bei der Herstellung von Verpackungen. Rein technisch sei es laut Glaz bereits möglich, Verpackungen für Duschgel und Co. zu 100 Prozent aus Recyklat herzustellen. Es blieben lediglich Mängel bei der Optik, die eine Weiterentwicklung des Verfahrens nötig machen. Zudem forderte Glaz von der Politik, die regulatorischen Hürden für die Verwendung von Altmaterialien zu senken.

Regulatorisch schon geklärt und bereits im Umlauf ist dagegen das Mehrwegversandsystem der Greußenheimer Memo AG. Bereits seit 2009 optimiert der Anbieter nachhaltiger Produkte für Büro und Freizeit nach Eigenangaben dieses System. Dabei erhalte der Endkunde auf Wunsch eine wiederverwendbare Box als Verpackung für seine Bestellung. Diese führt er nach Entnahme des Inhalts wieder in den Kreislauf zurück. Um ökologisch besser als ein herkömmlicher Versandkarton abzuschneiden, müsse eine solche Box 55 Mal im Umlauf sein.

Nachhaltigkeit ökonomisch sinnvoll

Dass das Einsparen von Plastikverpackungen nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, verdeutlichte Olaf Dechow von der Otto Group. Dabei verwies er unter anderem auf die ab dem 1. Januar 2021 geltende EU-Plastikabgabe.

Ebenfalls um das Thema Nachhaltigkeit drehten sich auf dem Handelslogistik Kongress Vorträge zu den Bereichen mittlere und letzte Meile. Wie Andreas Marschner, Vice President EU Transportation Services bei Amazon, erläuterte, ließen sich etwa mehrfache Transporte an nah aneinander liegende Ziele durch Vorsortierung und Bündelung von Sendungen vermeiden. So könne der CO2-Ausstoß im Stadt-Verkehr deutlich gesenkt werden.

Pakete an den Arbeitsplatz

Ein anderes Modell mit dem gleichen Ziel ist die Zustellung privater Paketsendungen an den Arbeitsplatz. So könnten Pakete gebündelt an eine Paketbox oder einen Paketkiosk am Arbeitsort geliefert werden, wo die Mitarbeiter sie abholen, was außerdem die Belegschaft von einem Alltagsproblem entlastet.

„Auf diese Weise können wir 6.000 Fahrten weniger am Tag erreichen“, sagt Björn Kleszczewski vom Düsseldorfer Unternehmen Incharge.

„Nachhaltigkeit ist machbar, wenn man sich dem Thema intensiv verschreibt“, resümierte Marschner.

Allerdings, so räumt er ein, sei Nachhaltigkeit auch ein Prozess, der nicht von heute auf morgen optimiert werden kann und der – gerade betriebswirtschaftlich – einige Zeit benötigen kann, um lukrativ zu sein. Um erfolgreich nachhaltiger werden zu können, ist es wichtig, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, und vor allem zusammenzuarbeiten. Kooperationen wie beispielsweise zwischen Logistikern und Verpackungsherstellern oder Herstellern und KEP-Dienstleistern, eröffnen neue, zusätzliche Möglichkeiten.