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Handel: Corona verteuert Frachtraten

Pandemie-Jahresbilanz von Setlog zeigt Rückgang der Bestellungen um fast ein Viertel.

Weniger Container, höhere Frachtraten: Die Coronapandemie sorgt für sinkendes Bestellvolumen im Handel. (Symbolbild: Kalafoto/Fotolia)
Weniger Container, höhere Frachtraten: Die Coronapandemie sorgt für sinkendes Bestellvolumen im Handel. (Symbolbild: Kalafoto/Fotolia)
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Sandra Lehmann

Die Coronapandemie hat in den vergangenen zwölf Monaten Hersteller und Importeure von Konsumgütern stark belastet. Zum einen sank wegen zeitweise geschlossener Geschäfte der Absatz. Zum anderen ächzten die Unternehmen unter den hohen Frachtpreisen, überlaufenden Lagern, Kapazitätsengpässen in der Seefracht und verspätet gelieferten Waren. Zu diesem Ergebnis kommen SCM-Experten des Bochumer Softwarehauses Setlog in einer Jahresbilanz zur Coronapandemie, die am 8. April veröffentlicht wurde. Für die Bilanz wertete das Unternehmen nach Eigenangaben von März 2020 bis März 2021 die Daten von rund 100 Marken aus, die Setlogs SCM-Software OSCA nutzen.

Bis 30 Prozent weniger Ware

Wegen der Covid-19-Pandemie bestellten die analysierten Unternehmen im untersuchten Zeitraum rund ein Viertel weniger Waren – zum Teil waren es sogar mehr als 30 Prozent weniger. Für das laufende Jahr bestellten die Firmen im Schnitt noch einmal neun Prozent weniger. In der analysierten Zeitspanne sank Setlog zufolge die gelieferte Warenmenge um etwa ein Fünftel.

Vorlaufzeit verlängert

Auch im Transportbereich kämpften die Unternehmen mit Problemen. Die Vorlaufszeit stieg je nach Wirtschaftszweig im Schnitt um zehn bis vierzehn Tage. Die Transportzeit dauerte durchschnittlich fast sieben Tage länger, die Produkte waren fünf Tage zu spät im Lager. Die meisten Verspätungen wurden am Ende des Sommers und Anfang Herbst 2020 registriert – und dann wieder anlässlich des chinesischen Neujahrsfests im Februar 2021. „Leider sind die erhofften Verbesserungen in puncto Seefrachtkapazitäten und zur Verfügung stehender Leercontainern in Asien nach Chinese New Year nicht eingetreten“, betont Setlog-Vorstand Ralf Düster. Zwar habe sich die Lage leicht verbessert, von einer Entspannung könne man aber nicht reden. In manchen asiatischen und europäischen Häfen seien Container weiter Mangelware.

Zudem lasse die Pünktlichkeit der Schiffe immer mehr zu wünschen übrig:

„Der Wert von 35 Prozent bei der Fahrplantreue ist so miserabel wie noch nie“, berichtet Düster.

Derzeit betrügen die Verspätungen über alle Reedereien hinweg etwa sieben Tage. Um Waren ohne große Verspätung beispielsweise aus Asien zu den Nordseehäfen zu transportieren, verlangen viele Reeder Zuschläge – beispielsweise die Equipment Imbalance Surcharge wegen fehlender Leercontainer.

„Wie stark die Seefrachtraten Verlader in der Pandemie belasten, zeigen einzelne Beispiele, die uns zu Ohren gekommen sind: Inklusive Zuschläge mussten Firmen zu bestimmten Zeiten auf stark gefragten Relationen bis zu 10.000 US-Dollar für einen 40-Fuß-Container bezahlen“, so SCM-Experte Düster.

Für manche Verlader könnte auch die Havarie der „Ever Given“ im Suezkanal zur Belastung werden, so Setlog. Höhere Transportkosten und Lieferverzögerungen seien auch hier die Folgen. Düster geht davon aus, dass sich die Verspätungen bis weit in den Mai hinziehen werden – bis die Rundläufe wieder eingespielt sind. Die Transportkosten sinken zudem langsamer als die Verlader hoffen.

Nutzer der SCM-Software OSCA taten sich im Geschäftsalltag während der Pandemie deutlich leichter, als Unternehmen, die versuchen, ihre Lieferketten mit E-Mails, verschickten Excellisten oder dem Telefon zu steuern, heißt es vonseiten des Anbieters. OSCA-Nutzer profitieren laut Setlog von dem Tool bei

  • der Planung von Kapazitäten,
  • der Änderung von Produktionsmengen und -zeiten,
  • dem Verschieben von Bestellungen nach neuen Prioritäten,
  • dem frühzeitigen Buchen von Transporteinheiten,
  • dem optimalen Beladen von Transporteinheiten
  • und der guten Datennutzung und schnellen Informationsweitergabe bei Home-Office-Regelungen.

Ein Unternehmen, das seit Jahren mithilfe von OSCA seine Lieferkette steuert, ist Marc O´Polo:

„Zu Beginn der Coronakrise mussten wir täglich neue Entscheidungen treffen und beispielsweise den Transportmodus ändern, weil Häfen plötzlich geschlossen waren“, berichtet Dr. Patric Spethmann, COO der Modemarke aus dem bayerischen Stephanskirchen. „Da war es sehr nützlich, dass wir OSCA als Software hatten und damit schnell und spezifisch auf Veränderungen in der Supply Chain reagieren konnten.“

Ähnliches berichtet Julius Lo, Leiter Beschaffung von Ospig aus Bremen. Änderungen im Warentransport der Sendungen aus Asien, die wegen der Kapazitätsengpässe nötig waren, konnten dank OSCA in Echtzeit an alle Partner in der Supply Chain in Echtzeit kommuniziert werden.

„Vor wenigen Monaten haben wir Luftfracht aus China auf die Bahn verlegt. Mit wenigen Klicks waren alle Supply Chain-Partner informiert.“

Nils Bücker, Director Purchasing, Buying, Production bei der Rabe Fashion Group in Hilter, betont:

„Egal, ob ein Streik, ein Unfall oder eine Pandemie: Wer globale Lieferketten steuert, muss jederzeit mit Störungen rechnen. Wer in solchen Fällen über eine zentrale SCM-Software mit allen Beteiligten in der Kette kommunizieren kann, ist klar im Vorteil gegenüber jenen Unternehmen, die Änderungen noch per E-Mail oder dem Telefon regeln.“

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