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Hamburger Hafen: Ukraine-Krieg bringt Seehandels-Verkehr mit Russland zum Erliegen

Der Fokus der Pressekonferenz des Hamburger Hafens lag auf den Jahreszahlen für 2021, aber auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs waren Thema. / aktualisierte Fassung

Bei Wedel wurde auf einer Länge von acht Kilometern eine Begegnungsbox gebaut. Sie macht es möglich, dass Schiffe mit einer addierten Breite von weniger als 104 Meter aneinander vorbeifahren können. (Foto: HHM / Hasenpusch production)
Bei Wedel wurde auf einer Länge von acht Kilometern eine Begegnungsbox gebaut. Sie macht es möglich, dass Schiffe mit einer addierten Breite von weniger als 104 Meter aneinander vorbeifahren können. (Foto: HHM / Hasenpusch production)
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Therese Meitinger

Eigentlich sollte es auf der Jahrespressekonferenz des Hamburger Hafens am 28. Februar um eine Bilanz des größten deutschen Seehafens für 2021 gehen. Doch der Ukraine-Krieg hat sich auf die Tagesordnung gesetzt, da viele Journalisten danach fragen.

„Viele Reedereien haben einen Buchungsstopp nach Russland verhängt, der für alle Häfen greift. Auch im Hamburger Hafen ist der Handelsverkehr mit Russland faktisch zum Erliegen gekommen“, schilderte Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority (HPA) die Lage.

In Hamburg sind davon sieben Dienste mit Ziel Sankt Petersburg betroffen sowie drei, die zwischen Hamburg und Kaliningrad verkehren. Man könne im Moment nicht viel tun, außer abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. Besonders schlage dabei zu Buche, dass im Moment auf dieser Strecke über die Bahn keine Ersatzkapazitäten verfügbar seien, so Meier weiter.

2021 hatten sich die Containerverkehre zwischen Hamburg und russischen Häfen auf 350.000 TEU belaufen, wobei viele seit 2014 bestehende Restriktionen zu beachten waren. So durfte beispielsweise nichts geliefert werden, das für die Erdöl-Förderungen oder den Bergbau genutzt werden kann. Aus Russland importiert wurde vor allem Kohle, Holz und Massengut.

Seegüterumschlag legt 2021 deutlich zu

Für 2021 zieht der Hamburger Hafen eine in vielen Bereichen positive Bilanz: Der Seegüterumschlag in Hamburg entwickelte sich demnach nach dem vorjährigen Einbruch durch die Corona-Pandemie im Jahr 2021 positiver als erwartet. So fiel laut den Betreibern der Seegüterumschlag mit einem Ergebnis von 128,7 Millionen Tonnen und somit einem Plus von rund zwei Prozent besser aus als im ersten Jahr der Corona-Pandemie. Der Containerumschlag erreichte mit 8,7 Millionen 20-Fuß-Standardcontainer ein Plus von 2,2 Prozent.

Für ein Rekordergebnis im Jahr 2021 sorgte laut dem Hamburger Hafen der Güterverkehr auf der Schiene. Die Hamburger Hafenbahn konnte demnach im vergangenen Jahr ein Transportvolumen von 48,5 Millionen Tonnen (+4,0 Prozent) abfertigen. Beim Containertransport sei mit 2,79 Millionen 20-Fuß-Standardcontainern sogar ein Plus von acht Prozent erreicht worden, heißt es.

Zusätzliche Containerzugverbindungen und zunehmende Transporte im mittleren Distanzbereich bis 300 Kilometer förderten laut dem Hamburger Hafen das Wachstum auf der Schiene. Der Modal-Split-Anteil der Eisenbahn liegt demnach in Hamburg beim Containertransport inzwischen bei 51,5 Prozent. Der Lkw-Anteil sei in Hamburg zurückgegangen und betrage 46,1 Prozent, während das Binnenschiff beim Containertransport von und nach dem Hamburger Hafen einen Anteil von 2,4 Prozent erreiche, heißt es.

Containertransporte auf der Neuen Seidenstraße ziehen an

In Ergänzung zum Seetransport werden laut dem Hamburger Hafen immer zahlreicher auch Container auf der Schiene zwischen China und Hamburg transportiert.

„Auch wenn für die mehr als 12.000 Kilometer lange Strecke zwischen China und Hamburg derzeit rund 20 Tage für den Transport per Eisenbahn benötigt werden, ist der Landweg über die Neue Seidenstraße schneller als mit dem Seeschiff“, erläutert Axel Mattern, Vorstand von HHM.

Für zeitkritische Güter böten die Containerzug-verbindungen zwischen Hamburg und China somit eine attraktive Transport-Alternative, so Mattern weiter. Rund 160.000 20-Fuß-Standardcontainer wurden nach Matterns Worten im vergangenen Jahr per Eisenbahn zwischen Hamburg und mehr als 25 Zielorten in China befördert – ein Plus von 51 Prozent. Von verschiedenen Anbietern werden insgesamt mehr als 290 Chinazugverbindungen von und nach Hamburg vermarktet.

Seegüterumschlag im Hamburger Hafen im Jahr 2021

Die weltweit spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflussten auch im Jahr 2021 die Umschlag- und Verkehrsentwicklung in Deutschlands größtem Universalhafen. Im gesamten Jahr 2021 wurden nach Betrieberangaben im Hamburger Hafen 128,7 Millionen Tonnen Seegüter an den Terminals geladen oder gelöscht. Das ist im Vergleich zum Vorjahresergebnis ein Plus von 1,9 Prozent. Sowohl der Stückgutumschlag, der mit 88,9 Millionen Tonnen ein Plus von 1,3 Prozent aufweist, als auch der Massengutumschlag mit 39,8 Millionen Tonnen (+3,3 Prozent), trugen dazu bei. Im Segment Containerumschlag wurden im Jahr 2021 in Hamburg insgesamt 8,7 Millionen TEU umgeschlagen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 2,2 Prozent.

Innerhalb des Segments Massengut entwickelte sich nach Angaben der Betreibergesellschaft der Umschlag von Greifergut mit insgesamt 21,6 Millionen Tonnen positiv und erreichte ein Plus von 11,2 Prozent. Zu diesem Wachstum trug vor allem der Import von Kohle mit 5,5 Millionen Tonnen (+15,9 Prozent) und Erz mit 10,5 Millionen Tonnen (+10,6 Prozent) bei. Im Agribulk-Bereich wurden im Jahr 2021 insgesamt 6,4 Millionen Tonnen Sauggut umgeschlagen. Der Rückgang von insgesamt 14,7 Prozent ist auf weniger Umschlag von Getreide zurückzuführen. Im Segment Flüssigladung lag der Umschlag im Jahr 2021 insgesamt bei 11,8 Millionen Tonnen (+1,7 Prozent). Mehr Exporte bei Mineralölprodukten sind vor allem für das leichte Plus in diesem sich insgesamt sehr stabil entwickelnden Segment zu nennen.

„Zusätzlich zur Betrachtung der im Hafen umgeschlagenen Gütermengen sollte man auch berücksichtigen, dass über den Hamburger Hafen allein aus deutscher Produktion jährlich Waren im Wert von rund 116 Milliarden Euro in alle Welt exportiert werden“, sagt Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM).

Fahrrinnenanpassung erlaubt Anlegen von Megamax-Schiffen

Die ein- und auslaufende Schifffahrt profitiere aktuelle im Vergleich zum Zustand vor der Fahrrinnenvertiefung – je nach Schiffsabmessung – von einer Tiefgangerhöhung zwischen 1,00 Meter und 1,90 Meter., heißt es vonseiten des Hamburger Hafens. So können zum Beispiel Megamax-Schiffe mit einer Breite bis zu 62,50 Meter oder einer Länge von 400 Meter tideunabhängig mit einem Tiefgang von bis zu 13,10 Meter den Hafen befahren. Vor der Anpassung waren es lediglich 11,40 Meter. Tideabhängig ausgehend sind es jetzt 14,10 Meter. Einkommend ist sogar ein Tiefgang von 15,40 Meter möglich. Hier waren es zuvor lediglich 13,60 Meter.

„Wir bedanken uns bei unseren Kunden und Partnern für ihr Vertrauen in uns und den Hamburger Hafen während des langjährigen Projekts Fahrrinnenanpassung. Seit Ende Januar dieses Jahres können wir nun – je nach Schiffsgröße – Verbesserungen bei den Höchsttiefgängen im tideunabhängigen und tideabhängigen Verkehr zwischen 1,00 und 1,90 Metern ermöglichen“, sagt Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority.

Anmerkung: In einer früheren Version des Textes war zu lesen, am 28. Februar habe eine Pressekonferenz der HHLA stattgefunden. Tatsächlich handelte es sich um eine Pressekonferenz des Hamburger Hafens. Wir bitten diesen Fehler vielmals zu entschuldigen.

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