Güterverkehr: Krisen europäisch denken

Verkehrsminister Andreas Scheuer adressiert in einer Keynote zum Deutschen Logistik-Kongress die Versorgungssicherheit in Deutschland sowie Innovationen für eine klimafreundliche Logistik.

Verkehrsminister Andreas Scheuer erläuterte in einer Live-Schalte zum Deutschen Logistik-Kongress 2020, wie man dem Klimawandel mit Innovationen begegnen kann. (Foto: Kai Bublitz/BVL)
Verkehrsminister Andreas Scheuer erläuterte in einer Live-Schalte zum Deutschen Logistik-Kongress 2020, wie man dem Klimawandel mit Innovationen begegnen kann. (Foto: Kai Bublitz/BVL)
Sandra Lehmann

„Logistik ist der Stoffwechsel unserer Gesellschaft, das haben wir im Zuge der Coronakrise deutlich gemerkt“, sagte Bundeverkehrsminister Andreas Scheuer anlässlich einer Keynote im Rahmen des Deutschen Logistik-Kongresses am 21. Oktober 2020. Damit das so bleibt, müssen Krisen wie die Coronapandemie aus Sicht des CSU-Politikers zukünftig europäisch gedacht werden. Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung, aber auch von Produktionsbetrieben dürfe nicht an geschlossenen Grenzen und unterbrochenen Lieferketten scheitern, so Scheuer.

„Wie fragil unsere länderübergreifenden Lieferketten sind, haben wir März gesehen. Genauso haben wir aber auch erlebt, dass Transport und Logistik systemrelevant sind und wie gut dieser Wirtschaftszweig trotz Hindernissen funktioniert hat. Deshalb muss in solchen Situationen zukünftig auf europäischer und noch besser internationaler Ebene agiert werden. Deshalb habe ich mich mit meinen europäischen Amtskollegen auf einen einheitlichen Pandemie- und Notfallplan geeinigt – ein besonderes Anliegen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Damit möchten wir den Überraschungen, die wir im Frühjahr erlebt haben, bei ähnlichen Ereignissen entgegenwirken“, sagte Scheuer in einer Live-Schalte.

Abseits der Coronapandemie sieht der Verkehrsminister den Klimawandel als bedeutendste Herausforderung für die Logistik und den Güterverkehr. Wie Scheuer in seiner Rede betonte, müssen die 2020er-Jahre zum Jahrzehnt jener Innovationen werden, die dabei helfen den Klimawandel aufzuhalten. Dabei stünden für Scheuer insbesondere die Elektrifizierung von Antrieben und die Digitalisierung von Verkehrssystemen im Vordergrund.

„Wir dürfen hier aber nicht nur neue Motoren in den Fokus nehmen, sondern müssen uns auch alternativen Kraftstoffen widmen, die zunehmend durch Strom gewonnen werden können. Ich denke dabei vor allem an Wasserstoff und alternative Fuels“, erläuterte Scheuer.

Obgleich die Bahn aus Sicht des Verkehrsministers von allen Verkehrsträgern bei der Nachhaltigkeit am weitesten sei, plädierte Scheuer dafür, auch weiterhin in die Straße zu investieren.

„Spediteure und Logistikdienstleister, die die Supermarktregale füllen, aber auch Handwerker, Pendler und Menschen, die in ländlichen Gegenden wohnen, brauchen ein leistungsfähiges Straßenverkehrsnetz. Gleichwohl müssen wir etwas dafür tun hier innovativer und damit letztlich klimafreundlicher zu werden.“

Zu einem zukunftsfähigen Konzept für den globalen Güterverkehr zähle für den Minister aber auch die Investition in Häfen, Wasserstraßen sowie in den kombinierten Verkehr. Dazu seien insbesondere ausreichende finanzielle Mittel, Investitionsanreize sowie die Zusammenarbeit mit Experten aus Logistik und Wissenschaft vonnöten.

„Wir müssen eine flächendeckende Ladeinfrastruktur schaffen, den Markthochlauf alternativer Antriebe forcieren, den Kauf von elektrischen Nutzfahrzeugen erleichtern sowie die Themen mobil und digital besser verzahnen. Und nicht zuletzt muss die Förderung relevanter Forschungsprojekte im Fokus stehen“, sagte Scheuer.

Aktuell sei der Politiker etwa mit unterschiedlichen Forschungsorganisationen im Gespräch, um den Aufbau eines 5G-Testfelds für Logistik, Produktion und Montage voranzutreiben.

„Es sind ehrgeizige Ziele, die wir vor uns haben. Um sie zu erreichen, müssen wir strategisch und koordiniert vorgehen, aber auch technologieoffen bleiben. Ich sehe Deutschland als Treiber einer klimafreundlichen und digitalisierten Logistik, die Vorbildcharakter für ganz Europa haben könnte.“