Güterkraftverkehr: Europäischer Spotmarkt mit Extremwerten

Während sich laut Transporeon die Straßentransportkapazität auf einem Dreijahrestief befindet, erreicht der Preisindex sein Dreijahreshoch.

Die Effekte des Brexits auf der Strecke zwischen Frankreich und Großbritannien sind laut Transporeon kaum mehr nachweisbar. (Foto: Kurt Kleemann / Fotolia)
Die Effekte des Brexits auf der Strecke zwischen Frankreich und Großbritannien sind laut Transporeon kaum mehr nachweisbar. (Foto: Kurt Kleemann / Fotolia)
Therese Meitinger

Der Logistik-Plattformanbieter Transporeon hat am 10. Juni eine Analyse zum Spotmarkt im europäischen Straßengüterverkehr veröffentlicht. Sie basiert auf aktuellen Auswertungen des „Transport Market Monitors“ (TMM), einem Online-Service der Plattform, auf dem nach Unternehmensangaben jährlich mehr als 1,8 Millionen Frachtaufträgen über den Spotmarkt generiert werden.

„Am Straßentransportmarkt zeigt sich die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie“, ordnet Nikolay Pargov, Executive Director Freight Procurement & Audit bei Transporeon. „Niedrige Transportkapazitäten und steigende Preise sind die Folge einer guten Auftragslage seitens der Spediteure.“

Gleichzeitig beobachte man eine weitere Normalisierung auf der Strecke zwischen Frankreich und Großbritannien, so Pargov weiter. Die Effekte des Brexits seien kaum noch messbar.

Die allgemeine Entwicklung des europäischen Spotmarkts charakterisiert Transporeon wie folgt: Der Index für Straßentransportkapazität auf dem europäischen Spotmarkt hat im Mai 2021 nach Unternehmensangaben seine bereits seit März anhaltende Talfahrt fortgesetzt und steht jetzt auf seinem Dreijahrestief. Im selben Monat standen mit 74,7 Indexpunkten -11,3 Prozent weniger Kapazität zur Verfügung als im Vormonat. Bezogen auf den Mai 2020 hat sich die verfügbare Kapazität auf dem Spotmarkt sogar um -58,4 Prozent verringert. 

Transportpreise auf Dreijahreshoch

Eine umgekehrte Entwicklung lässt sich Transporeon zufolge dagegen bei den Transportpreisen beobachten. Diese stiegen bereits seit März 2021 und befänden sich im Mai 2021 mit 113,5 Indexpunkten auf einem Dreijahreshoch, so der Anbieter. Im Vergleich zum Vormonat seien die Transportpreise im Mai 2021 um +8,4 Prozent geklettert. Bezogen auf den Vorjahresmonat beträgt die Steigerung demnach +28,0 Prozent.

Zu den Brexit-Auswirkungen gibt Transporeon an: Transportkapazität und -Preise beispielsweise auf der Strecke zwischen Frankreich und Großbritannien entwickeln sich der Analyse zufolge entsprechend der auf dem Gesamtmarkt beobachteten Trends. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Transportkapazitäten auf der Strecke mit -25,4 Prozent deutlich. Sie liegen nach Unternehmensangaben nun bei 88,1 Indexpunkten. Verglichen mit dem Vorjahresmonat stand im Mai -40,9 Prozent weniger Kapazität zur Verfügung. Im Mai 2021 stiegen die Preise laut dem TMM auf der Strecke zwischen Frankreich und Großbritannien auf 136,4 Indexpunkte. Das sind +12,9 Prozent mehr als im April und entspricht einer Steigerung von insgesamt +61,7 Prozent gegenüber Mai 2020.

Verschiedene Branchen im Fokus

  • Die deutlichste Preissteigerung gegenüber dem Vormonat verzeichneten im TMM mit +27,9 Prozent die Fast Moving Consumer Goods (FMCG). Der Preisindex dieses Sektors erreichte damit ein Dreijahreshoch von 106,9 Indexpunkten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat 2020 betrug die Preissteigerung +42,5 Prozent. Die Transportkapazität im Bereich der FMCG sank im Mai 2021 um -15,0 Prozent auf 99,2 Indexpunkte. Das sind -37,4 Prozent weniger, als im Mai 2020. 
  • Eine ebenfalls deutliche Preissteigerung verzeichneten Transporeon zufolge die Transporte von Gütern in der Chemie und den Life Sciences. Im Mai lagen die Preise mit 87,7 Indexpunkten +12,4 Prozent höher als im April. Im Vergleich zu Mai 2020 betrug die Preissteigerung +16,6 Prozent. Die Transportkapazität in diesem Sektor zeigt sich hingegen, mit einem Verlust von -1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, stabil. Sie liegt nun bei 87,8 Indexpunkten. Verglichen mit Mai 2020 sank die Kapazität um -61,5 Prozent.
  • Im europäischen Automobilsektor fiel die Straßentransportkapazität laut der Analyse im Mai 2021 im Vergleich zum Vormonat um -13,7 Prozent auf 75,4 Indexpunkte. Sie liegt damit -51,6 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Preise erholen sich weiter und lagen im Mai um +5,5 Prozent höher verglichen mit dem April 2021. Sie erreichen nun 104,4 Indexpunkte. Damit liegen sie um +35,2 Prozent höher als im Mai 2020.