Grüner Wasserstoff: In diesen Ländern könnte Deutschland sourcen

Der Wasserstoffanbieter Eternal Power gibt seine Einschätzung zu besonders geeigneten Importländern für grünen Wasserstoff.

Welche Länder eignen sich als Bezugsquelle für grünen Wasserstoff? (symbolbild: Thomas / AdobeStock)
Welche Länder eignen sich als Bezugsquelle für grünen Wasserstoff? (symbolbild: Thomas / AdobeStock)
Therese Meitinger

Grüner Wasserstoff steht in Deutschland noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Dabei kommt dem Import des Energieträgers eine zentrale Bedeutung zu. Doch welche Länder eignen sich dafür? Der Hamburger Hersteller von grünem Wasserstoff Eternal Power hat sich auf internationale Großprojekte spezialisiert und verfügt nach eigener Aussage über große Expertise bei der Wahl der Partnerländer. In den nachfolgenden sieben Regionen der Welt sieht das Unternehmen laut einer Mitteilung vom 24. Mai besonders großes Potenzial, Wasserstoff aus erneuerbaren Energien kostengünstig zu produzieren und rentabel nach Deutschland zu importieren.

Brasilien

Neben großem Potenzial für die günstige Produktion von Solar- und Windenergie bietet das größte südamerikanische Land laut Eternal Power noch eine weitere Quelle für ein Wasserstoff-Derivat aus nachhaltigen Ressourcen: Zucker. Denn Brasilien gehört zu den größten Produzenten von Bioethanol, das aus dem Zuckerrohr hergestellt wird. Das bei dem Fermentierungsprozess abfallende CO2 kann zusammen mit Wasserstoff wiederum für die Produktion von Methanol verwendet werden. Hinzu kommt, dass in Brasilien bereits große Mengen erneuerbarer Energien produziert werden.

 „Brasilien wird in Zukunft einen großen Angebotsüberschuss an erneuerbaren Energien haben und erfüllt damit eine der wichtigsten Voraussetzungen, um als Exportland für grünen Wasserstoff infrage zu kommen“, erläutert Robert Meitz, Mitgründer von Eternal Power. „Dass wir dort bereits auf bestehende Produktionen wie der Ethanol-Industrie aufbauen können, macht das Land besonders attraktiv als Partner.“

Vereinigte Arabische Emirate

Großes Exportpotenzial und gute Bedingungen für die kostengünstige Produktion von grünem Wasserstoff bieten nach Ansicht von Eternal Power auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Für Investoren und den schnellen Hochlauf lokaler Projekte spielt die politische Unterstützung eine wichtige Rolle. Um bestehende Beziehungen zu vertiefen, gründete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Energie und Infrastruktur der Vereinigten Arabischen Emirate im letzten Jahr die Emirati-German Hydrogen Task Force. Die Arbeitsgruppe soll Experten aus Industrie, Wissenschaft und Politik vernetzen und Empfehlungen für die beiden Ministerien hinsichtlich der deutsch-emiratischen Energiepartnerschaft erarbeiten. Auch Eternal Power ist auf Einladung des BMWK der Task Force beigetreten.

Türkei

Obwohl die Türkei erst vor einem Jahr das Pariser Klimaabkommen anerkannte, gewinnt das Land am Bosporus Eternal Power zufolge bereits rund 50 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien. Vor allem Wasserkraftwerken kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Experten sehen in dem Ausbau von Wind-, Solar- und Wasserkraft in der Türkei ein enormes Potenzial. Insbesondere, weil das Land selbst unabhängiger werden will von Energieimporten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der türkische Energieminister Fatih Dönmez unterzeichneten im Herbst 2022 eine gemeinsame Absichtserklärung zur Kooperation bei grünem Wasserstoff.

Namibia

Eine relativ geringe Bevölkerungsdichte und große, geeignete Flächen für Wind- und Solaranlagen machen Namibia nach Ansicht des Wasserstoffanbieters zum aussichtsreichen Energie-Partner für deutsche Unternehmen. Bereits bis 2025 will das Land grünen Wasserstoff nach Deutschland liefern. Dafür muss allerdings laut Wasserstoffexperte Schwencke noch einiges geschehen: „Namibia verfügt noch nicht über ausreichende Infrastruktur und Produktionsanalagen. Doch die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren, ist auf allen Seiten riesig, wie wir aus Sondierungsgesprächen wissen.“

Vietnam

Das rasante Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre verringerte in Vietnam die Armut deutlich, allerdings nicht ohne Folgen: Vietnam gehört laut Global Climate Risk Index zu den 20 am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern. Die Wende hin zur grünen Wirtschaft hat Eternal Power zufolge für das Land deshalb einen hohen Stellenwert. Erste Kooperationen zwischen deutschen und vietnamesischen Unternehmen für Produktionsanlagen von grünem Wasserstoff haben in diesem Jahr den Energiedialog mit dem Land im südchinesischen Meer eingeläutet.

„Vietnam könnte sich zu einem der führenden Exporteure für grünen Wasserstoff und seine Derivate in Asien entwickeln. Denn: Die Produktionskosten für erneuerbare Energien – ein Hauptkostentreiber für den Preis von grünem Wasserstoff – sind hier relativ gering“, erklärt Moritz Schwencke.

Europa

Die Erschließung neuer Wirtschaftszweige mit grünem Wasserstoff sei auch für die europäischen Partner eine Chance, heißt es vonseiten Eternal Power. Neben den skandinavischen Ländern, wo bereits große Offshore-Windparks wie in Norwegen in Planung sind, bieten auch die Iberische Halbinsel und Griechenland Potenzial. Spanien will mithilfe von grünem Wasserstoff nicht nur selbst unabhängiger in seinen Energieimporten werden, sondern in die Nachbarländer exportieren. Ein Kostenvorteil könne durch den Transport entstehen, so der Anbieter: Grüner Wasserstoff aus Spanien oder Norwegen könnte auf dem Landweg über Pipelines in das europäische Netz gespeist werden statt über den teureren Seeweg.