Mehr Geld für Gründer, mehr Börsengänge in Deutschland, öffentliche Aufträge an Wachstumsfirmen: Der Startup-Verband fordert von der Bundesregierung ein Bündel von Maßnahmen, um den Gründerstandort Deutschland zu stärken. Das geht aus einem Papier hervor, das am 9. September in Berlin vorgestellt wird und der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.
Deutschland habe mit internationaler Spitzen-Forschung, herausragenden Talenten, einer starken industriellen Basis und genug privatem Kapital alle Zutaten, um global erfolgreich zu sein, sagte Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. Die Innovationskraft müsse aber gestärkt werden. Nötig seien etwa eine leichtere Anwerbung ausländischer Fachkräfte, weniger Bürokratie für Gründer und ein Chefbeauftragter für Digitalisierung im Bundeskanzleramt.
Finanzlücke von 30 Milliarden Euro
In seiner „Innovationsagenda 2030“ fordert der Verband unter anderem eine Finanzierungsoffensive für deutsche Start-ups, die im internationalen Vergleich relativ schwer an große Summen von Investoren kommen. So müssten sich die Wagniskapital-Investitionen bis 2030 verdreifachen und auf ein Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt wachsen, um die die jährliche Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro hierzulande schließen. Dazu ist mehr privates Kapital erforderlich – insbesondere von Großinvestoren wie Versicherungen. Sie unterliegen aber strengen Anlagevorschriften, was die Beteiligung an Start-ups mit Wagniskapital beschränkt.
Mehr öffentliche Aufträge für Start-ups
Auch in der öffentlichen Auftragsvergabe sieht der Startup-Verband Potenzial.
„Fünf Prozent der öffentlichen Aufträge sollten bis zum Ende des Jahrzehnts an Start-ups vergeben werden“, forderte Pausder.
Das koste den Staat nichts, fördere aber Digitalisierung und innovative Start-ups. Auch müsse der Mittelstand besser mit Start-ups vernetzt werden, die sich auf neue Technologien konzentrieren. Wachstumsfirmen seien zudem besonders wichtig bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Der Anteil der Start-ups in Deutschland, die sich mit ihren Innovationen auf Klimaschutz konzentrieren, liegt laut Verband bei knapp 30 Prozent.
Zudem gelte es, den Kapitalmarkt zu stärken, um Investoren den gewinnbringenden Ausstieg aus Start-ups zu erleichtern.
„Starke Exit-Kanäle sind besonders wichtig, um mehr Börsengänge in Deutschland und Europa zu ermöglichen“, hieß es.
Da erfolgreiche Start-ups – darunter das Mainzer Unternehmen Biontech – oft in den USA an die Börse gehen, warnt der Verband vor einem „erheblichen Wertschöpfungsverlust“ für Deutschland. Die hiesige Start-up-Branche ist in den vergangenen Jahr gewachsen. Die Zahl der Firmen mit Milliarden-Bewertung hat sich dem Startup-Verband zufolge seit 2018 auf 33 fast verfünffacht, darunter sind die Online-Bank N26, der Übersetzungsdienst DeepL und der Fernbusbetreiber Flix.
Start-ups in der Krise
Doch mit dem Zinsanstieg kamen Start-ups in den vergangenen Jahren schwerer an Geld, einige Firmen rutschten in die Krise. Im ersten Halbjahr sah die Beratungsgesellschaft EY immerhin einen Aufwärtstrend bei den Finanzierungen.
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