Getränke: Kommt die Zusatzabgabe auf Einwegflaschen?

Mehrweganteil sinkt – Umweltbundesamt sieht dringenden Handlungsbedarf.

Coca-Cola macht es vor – ziehen andere nach? Der Getränkeproduzent Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG, Deutschland, hat kürzlich entschieden, seine 0,5- und 1,5-Liter-Mehrwegflaschen durch Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen zu ersetzen (LOGISTIK HEUTE berichtete). Die Befürchtung liegt nahe, dass auch andere Firmen vom Mehrweg-Zug abspringen könnten. Denn Mehrweg bedeutet für die Firmen auch mehr Aufwand: Unter anderem müssen die Flaschen und Kisten wieder zurücktransportiert werden. Das führte auch Coca-Cola als Grund für die Trennung von zwei Mehrweg-Varianten an.

Zu teure Mehrweg-Logistik

Für Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft Deutsche Umwelthilfe (DUH), sendet der Getränkeproduzent damit ein fatales Signal. „Es ist natürlich entscheidend für die Branche, wenn der Marktführer Coca-Cola aus dem Mehrwegsystem aussteigt“, sagt Fischer im Gespräch mit LOGISTIK HEUTE. Vor allem, weil laut interner Informationen der DUH sogar ein kompletter Verzicht auf Mehrwegflaschen bei Coca-Cola geplant ist – das dementierte der Konzern allerdings. Nach Fischers Einschätzung kommen die Ausstiegspläne aus dem amerikanischen Mutterkonzern. Dort verstünde man das deutsche System nicht und deshalb stufe man die Mehrweg-Logistik als zu teuer ein. Fischer schätzt, dass die Abschaffung der 0,5- und 1,5-Liter-Mehrwegflaschen zu einem Stellenabbau von etwa 1.000 Arbeitsplätzen in Abfüllung und Logistik führen wird.

20 Cent zusätzliche Abgabe

Eine Entwicklung, die auch das Umweltbundesamt (UBA), das das Bundesumweltministerium berät, nicht gerne sieht. Denn der Mehrweganteil ist in den vergangenen Jahren „sukzessive zurückgegangen“, erklärt Pressesprecher Stephan Haufe auf Anfrage von LOGISTIK HEUTE. Derzeit liege er bei etwa 46 Prozent. Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von 80 Prozent sei damit noch in weiter Ferne. Das UBA sehe „dringenden Handlungsbedarf“. Dabei käme auch eine Zusatzabgabe auf Einwegflaschen in Frage. Die DUH würde dieses Vorhaben laut Fischer unterstützten, hier fordert man einen zusätzlichen Aufschlag von 20 Cent pro Einwegflasche.

Erster Schritt ist eindeutige Kennzeichnung

Das UBA hingegen hält sich noch bedeckt, eine genaue Zahl will man nach eigenen Angaben noch nicht nennen. Denn die Abgabe wäre erst der zweite Schritt, erklärt Haufe. Zunächst gehöre die eindeutige Kennzeichnung von Ein- und Mehrweg im Handel dringend umgesetzt. Eine entsprechende Verordnung liegt seit zwei Jahren zur Abstimmung bei den Bundesländern vor. Dabei ist sie laut UBA unbedingt nötig: „Die Verbraucher möchten mehr Mehrweg, landen aber bei Einweg.“