Frachtkosten: Experten sehen keine Entspannung bis zum chinesischen Neujahrsfest 2022
Fehlende Frachtkapazitäten und explodierende Transportkosten für Konsumgüter aus Asien könnten Importeuren in diesem Jahr das Weihnachtsgeschäft vermiesen. Analysen des Bochumer SCM-Softwarehauses Setlog zufolge wird sich an der Situation bis weit nach Weihnachten nichts ändern. Man prognostiziere Lieferverzögerungen, Kapazitätsengpässe und Frachtraten auf sehr hohem Niveau bis mindestens zum chinesischen Neujahrsfest 2022 (Ende Januar), teilte Setlog am 24. August gegenüber der Presse mit. Frühestens Ostern 2022 werde sich die Lage etwas entspannt haben, betonten die Fachleute. Die Prognosen untermauert Setlog mit Zahlen. Für die Analyse wertete das Unternehmen von Juli 2019 bis Juli 2021 die Daten von rund 100 Marken aus, die Setlogs SCM-Software „OSCA“ nutzen.
Mix aus Ursachen
Ein Mix aus verschiedenen Ursachen führte laut den Experten dazu, dass der weltweite Güterverkehr seit Monaten an seiner Belastungsgrenze arbeitet. Zum einen wirbelte den Angaben zufolge die Coronapandemie die weltweiten Lieferketten durcheinander und brachte Lager wegen geschlossener Läden zum Überlaufen. Zum anderen habe es von einigen Branchen und Importeuren erhöhte Nachfragen gegeben. Reeder hätten indes ihre Kapazitäten heruntergefahren, um die Preise auf hohem Niveau zu halten.
„Zwar sind neue Schiffe und Container bestellt, aber es dauert Monate diese in den Verkehr zu bringen“, sagte Ralf Düster, Vorstandsmitglied von Setlog. Verschärfend komme hinzu, dass es in Asien zu einem Exportboom gekommen sei, der die Nachfrage nach freien Transportkapazitäten zusätzlich treibt. „Unvorhersehbare Ereignisse wie die Havarie der Ever Given im Suezkanal, die Schließung des Hafens Yantian oder vor Kurzem die Teilschließung des Hafens in Ningbo verschlimmern die Situation dann noch“, so Düster.
Containerpreise von China nach Europa knacken 20.000-Dollar-Marke
Bisheriger Höhepunkt der Preisexplosion im Bereich Seefracht von China nach Europa war nach Setlog-Angaben vor Kurzem der Transport eines 40-Fuß High Cube-Containers, für den 20.000 US-Dollar bezahlt wurden. Im Juli pendelten, wie das Softwarehaus weiter mitteilte, die Preise für Container aus dem Reich der Mitte nach Westeuropa zwischen 14.000 und 16.000 US-Dollar. Das entspreche je nach Relation, Reederei und Loop dem Sechs- bis Achtfachen – verglichen mit den Preisen vor der Pandemie. Für den Transport von Weihnachtsartikeln aus Asien auf dem Seeweg prognostiziert Setlog, je nach Produktionsland, den sechs- bis achtfachen Preis verglichen mit dem Niveau von 2019.
Ware länger unterwegs
Hohe Raten in der Seefracht garantieren Setlog zufolge aber keine pünktlichen Lieferungen. Im Schnitt sei aus Asien die Ware acht Tage länger unterwegs als vor der Pandemie gewesen. Setlog berechnete, dass der Seecontainertransport bis zu 42 Tage dauert. Ursachen dafür seien unter anderem abgesagte Fahrten (Blank Sailings), langsame Schiffe und verzögerte Löschungen an den Bestimmungshäfen. Was die Daten auch offenbaren: Importeure aus der Bekleidungsindustrie reduzierten das Volumen aufgrund der Pandemielage je nach Artikel zwischen 25 und 35 Prozent im Vergleich zur Analyseperiode 2019.
Zu Volumenrückgängen kam es laut Setlog auch in der Luftfracht. So habe der Anteil dieses Transportsegments bei den untersuchten Firmen nur sieben Prozent betragen – im Vergleich zu 23 Prozent im Jahr 2019. Auch dafür sei die Pandemie der Hauptgrund gewesen: „Textilien und leichte Konsumgüter, die geflogen werden, waren in den übervollen Lagern vorrätig – und die Mengen konnten nur langsam abgebaut werden“, meldete das Softwareunternehmen.
„Weil auch der Bahnverkehr an seine Leistungsgrenzen kam, traten auch in dieser Transportart Kapazitätsengpässe auf. Waren werden derzeit in China und den verschiedenen Zollübergängen zum Teil extrem verzögert abgefertigt. Deshalb sind aktuell Verspätungen von bis zu zwei Wochen möglich. Setlog beobachtet, dass derzeit Buchungen vier bis sechs Wochen vor dem Abfahrttermin des Zugs vorgenommen werden“, hieß es.
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