Forum: Neue Herausforderungen für Versandhändler

60 Experten diskutierten auf dem Forum Transportlogistik über E-Commerce.
Redaktion (allg.)

Neue Vertriebskanäle, steigende Sendungsaufkommen und die Atomisierung der Sendungen stellen Versandhändler zunehmend vor neue Herausforderungen, etwa beim Retourenmanagement. Das betonte Prof. Dr. Uwe Clausen, Leiter des Instituts für Transportlogistik (ITL), kürzlich beim Forum Transportlogistik an der TU Dortmund. Auf Einladung des ITL kamen rund 60 Logistikexperten am 19. November 2014 zu der Veranstaltung. Zum diesjährigen Schwerpunktthema „E-Commerce – Wachstum und Erfolg mit innovativen Strategien“ boten fünf Vorträge Stoff für Diskussionen.

Konsument rückt in den Mittelpunkt

Einen Paradigmenwechsel in der Transportlogistik sieht Dr. Thomas Ogilvie, Senior Vice President bei DHL Paket, durch den wachsenden E-Commerce. „Bisher war die Strategie großer Logistikunternehmen stark auf Transaktionen und Handel zwischen Institutionen und Unternehmen ausgerichtet“, sagte Ogilvie. Dies sei allerdings im Zeitalter des E-Commerce nicht mehr ausreichend: „Eine bisher in der Logistik ignorierte Variable rückt nun in den Mittelpunkt – der Konsument.“ DHL Paket stelle sich auf diese geänderten Anforderungen ein: So werde die Paketinfrastruktur, etwa durch Packstationen und Paketkästen, immer weiter auf die Bedürfnisse der Privatkunden angepasst. Aufgrund der vergleichsweise geringen Fahrtstrecken und Durchschnittsgeschwindigkeiten der Zustellfahrzeuge verfolge man sehr aufmerksam die Entwicklungsfortschritte im Bereich der alternativen Antriebe.

Schnelligkeit zählt

Bei der Zalando SE entscheidet vor allem der Service darüber, mit welchem Logistikdienstleister der Berliner Onlinehändler in welchem Land Europas kooperiert. Das sei mindestens genauso wichtig wie der Preis, erklärte Markus Muschkiet, Senior Manager Operative Transport Logistics bei Zalando, in Dortmund. Bei der Logistikplanung setze Zalando, soweit möglich, auf eigenentwickelte Software, die den Bedürfnissen des Unternehmens entspreche. Wichtig sei vor allem, den Kunden die Ware möglichst schnell zukommen zu lassen, da die Zahl der Stornierungen mit der Länge der Lieferzeit zunehme. In der Vergangenheit habe die Anzahl der Sendungen parallel zu den Neukunden immer weiter zugenommen. Inzwischen steige auch die Anzahl der Produkte in den einzelnen Paketen.

Kleinere Pakete, aber deutlich mehr

Dass E-Commerce-Akteure wie Zalando zunehmend automatische Sortier- und Verteilsysteme nachfragen, konstatierte die Beumer Maschinenfabrik GmbH, Beckum. „Die Kunden rennen uns zurzeit die Türen ein. Der Preis spielt eine untergeordnete Rolle, wichtiger ist die Lieferzeit“, berichtet Thomas Wiesmann, Vertriebschef bei dem Familienunternehmen. Viele Altanlagen seien auf das traditionelle Paketspektrum ausgerichtet – also relativ große Pakete. „Heutzutage sind die Pakete kleiner, dafür gibt es aber deutlich mehr“, so Wiesmann. Die Leistung bestehender Anlagen sei so gut wie ausgereizt, diese müssten ertüchtigt oder durch neue Entwicklungen ersetzt werden, um die gestiegenen Ansprüche der Kunden – seien es schnelle Lieferungen oder enge Lieferfenster – bewältigen zu können. Derzeit arbeite Beumer etwa an der maschinengestützten Bulkentladung von Lkw und Wechselbrücken, um die Leistung zu erhöhen und die Mitarbeiter in logistischen Anlagen zu entlasten.

Ständige Anpassung ist eine Herausforderung

In den Umbau einer Altanlage im laufenden Betrieb investierte die BLG Handelslogistik 50 Millionen Euro (LOGISTIKHEUTEberichtete). Wie Enrico Freitag, Leiter Vertrieb & IT berichtete, diente die Investition der Umsetzung der Multi-Channel-Strategie des BLG-Kunden Tchibo GmbH, Hamburg. Die Anlage am Bremer Standort ist zuständig für die Direktversorgung aller nord-und mitteldeutschen Verkaufsstellen von Tchibo, die europaweite Nachversorgung aller Verkaufsstellen sowie den Versand an Onlinekunden. Eine große Herausforderung bestehe in den ständigen Anpassungen des etwa 5.000 Artikel umfassenden Sortiments.

(akw)